Thomas Kraft will doch nur spielen
Teams | 24. Juli 2012, 19:12 Uhr

Thomas Kraft will doch nur spielen

Thomas Kraft will doch nur spielen

Thomas Kraft wurde zu Berlins Fußballer der abgelaufenen Saison gewählt. Bis er seine Künste zwischen den Pfosten wieder unter Beweis stellen kann, wird es jedoch ein wenig dauern.
Stegersbach - Er will doch nur spielen... Thomas Kraft sitzt mit ernstem Gesicht auf der Terrasse des Teamhotels in Stegersbach. Nach den Vorfällen von Düsseldorf im letzten Relegationsspiel ist der Schlussmann für vier Pflichtspiele vom DFB-Sportgericht gesperrt. Im Trainingslager von Hertha BSC in Österreich feierte der Torwart gerade seinen 24. Geburtstag („Hertha und ich haben in der gleichen Woche...“), erfuhr von der Ehrung, dass er „Berliner Fußballer der Saison, Kategorie Lizenzspieler“ geworden ist („Eine Auszeichnung, die mich ehrlich freut“) und arbeitet jeden Tag auf dem Trainingsplatz wie ein Berserker.

Für was? „Das ist eine ganz komische Situation“, sagt Kraft, „da ackerst du die komplette Vorbereitung, machst dich kaputt, bringst dich in Form, willst am ersten Spieltag im Tor stehen – aber außer im Freundschaftsspiel kannst du nicht helfen. Weil meine Saison erst am 3. September beginnt. Aber was jammere ich, Kobi muss ja noch länger durchhalten.“
Sperre mit Familie und Freunden verarbeitet

Im Urlaub hatte er von der angedrohten Sperre wegen angeblicher Schiedsrichterbeleidigung erfahren. Der Abstieg war für den Keeper schon ein Ereignis, welches schwer in der Magengrube liegt. Dann kam mit dem DFB-Urteil der nächste schwer verdauliche Brocken noch obendrauf. Verarbeitet hat er den Schock, die Nachwehen der Ereignisse mit seiner Frau, seiner Familie, mit einem guten, seinem besten Freund. Die haben ihm geholfen, seine angebliche Verfehlung und die daraus resultierende Strafe anzunehmen.

„Okay, ob ich das so gesagt habe oder nicht, das spielt keine Rolle mehr. Ich bin gesperrt, ob gerechtfertigt oder nicht. Und ich habe das akzeptiert, obwohl es aus meiner Sicht vollkommen inakzeptabel bleibt. Die Tatsache jetzt, dass ich statt der normalen Vorbereitung zehn Wochen auf meinen Saisonbeginn warten muss, dass ist schwer zu ertragen, da bin ich ehrlich.“

"Helfen, dass wir wieder zurückkehren"

Ehrlich, gerade, direkt und vor allen Dingen auch noch sportlich gut ist Kraft sowieso. Dafür schätzen ihn nicht nur die Mitspieler, sondern die Fans insbesondere. Auch dafür, dass er nach dem so bitteren Abstieg nicht weggehechtet ist, sondern ein Blau-Weißer blieb. „Ich habe mich doch für Hertha BSC entschieden. Der Klub hat mich gereizt, die Stadt, die Fans sind was ganz Besonderes. Als ich kam, wollte ich helfen, dass Hertha sich in der Bundesliga hält und etabliert. Denn da gehört dieser Klub aus dieser Stadt ohne Wenn und Aber hin. Nun muss ich helfen, dass wir wieder zurückkehren nach oben. Und ich verspreche, ich werde alles in meiner Macht stehende dafür tun.“

Thomas Kraft nippt energisch an seinem Espresso. „Klar, den Abstieg hätte man gerne vermieden, vermeiden können. Aber, man muss immer alles im Leben positiv sehen – vielleicht war es ganz gut so. So konnte vieles im Klub komplett neu aufgestellt werden, die Mannschaft, der Verein. Das große Ganze kann jetzt besser gemacht werden.“

"Der Trainer ist genau der richtige Mann für uns!"

Die Trainerentscheidung von Michael Preetz, Jos Luhukay zu verpflichten, war für Thomas Kraft ein Signal. „Als ich das hörte, war ich total zufrieden. Der Trainer ist genau der richtige Mann für uns. Überall wo er war, hatte er Erfolg, seine Arbeit in Gladbach, in Augsburg – ganz hervorragend. Er hat ein klares Konzept, eine klare Linie, eine klare Spielidee, er setzt auf Disziplin. Ich hatte bisher drei holländische Trainer: Louis van Gaal, Andries Jonker und jetzt ihn – die sind alle von diesem Schlag! Ich kann das beurteilen, Jos Luhukay wird Hertha BSC weiterbringen, besser machen!“

Mit ihm, mit den Neuverpflichtungen, hat Hertha BSC alles richtig gemacht, so Thomas Kraft. „Wir sind auf dem richtigen Weg, mit diesen Komponenten können wir unser Ziel, den Wiederaufstieg, packen. Man merkt das hier schon im Trainingslager – die Stimmung ist gut, sehr konzentriert und fokussiert!“ Nur Thomas Kraft kann und darf noch nicht so richtig mitmischen. „Gerade jetzt auch vor der Partie am Samstag gegen Juve – gegen die haben wir mit den Bayern ein schönes Ding abgezogen. Das wäre die richtige Einstimmung für mich persönlich für den Punktspielstart. Aber ich muss ja noch ein bisschen warten - das ist total bitter, das nervt richtig.“ Er will doch nur spielen...

von Hertha BSC