"Als Torwart musst du nicht ganz sauber sein"
Teams | 1. November 2012, 11:33 Uhr

"Als Torwart musst du nicht ganz sauber sein"

"Als Torwart musst du nicht ganz sauber sein"

Thomas Kraft vor dem Heimspiel gegen Ingolstadt (02.11.12) im Interview.
Berlin - Für Thomas Kraft hat die Saison gerade erst richtig angefangen. In den ersten vier Partien der neuen Spielzeit musste der Keeper wegen einer Sperre und einer Verletzung aussetzen. Die Redaktion von herthabsc.de bat den Schlussmann nach einem Drittel der Spielzeit zum Interview.

herthabsc.de: Nach dem Abstieg warst du einer der Ersten, die sich zu Hertha BSC bekannt haben. Was gab den Ausschlag dafür?
Thomas Kraft: Ich bin aus Mücnhen hier her gekommen, um bei Hertha etwas aufzubauen. Der Abstieg war da natürlich zunächst ein Rückschritt. Aber der Verein und die Stadt haben dennoch enormes Potential. In Zukunft wollen wir den Club in der Bundesliga etablieren. Ich sehe diesen Weg durch den Abstieg nicht verbaut.

herthabsc.de: Die meisten Jungs wollen in der Jugend ja gerne im Mittelfeld oder im Sturm spielen. Wie hat es dich in das Tor verschlagen?
Thomas Kraft: Mein Weg lief direkt in das Tor. Ich bin immer sehr gerne zwischen die Pfosten gegangen. Der Entschluss Profi-Keeper zu werden, reifte dann sehr schnell.

herthabsc.de:
Viele Leute sind überrascht, wenn sie dein Alter erfahren. Du bist gerade 24 Jahre jung und bringst dich trotzdem schon als Führungsspieler ein. Bringt das deine Position mit sich?
Thomas Kraft: Als Torwart musst du natürlich früh viel Verantwortung übernehmen und lernen, Leute zu führen. Aber ich bin auch in meinem Wesen so, da muss ich mich nicht in eine Position drängen lassen.

herthabsc.de: Privat wirkst du eher ruhiger, im Training wirst du auch mal richtig laut. Legst du einen Schalter um, wenn du den Rasen betrittst?
Thomas Kraft: Nein, da muss ich keinen Schalter umlegen. Privat will ich auch die Dinge die ich anfange, vernünftig und richtig machen. Im Training äüßere ich das aber über meine Lautstärke. Ich will damit wachrütteln und zeigen, wo wir uns verbessern müssen!

herthabsc.de: Torwartlegende Sepp Maier sagte den berühmten Satz: "Torhüter müssen verrückt sein!" Wie viel Wahrheit steckt darin?
Thomas Kraft (lacht): Also ganz ehrlich, als Torwart musst du sogar nicht ganz sauber sein. Wenn man sich freiwillig die Bälle aus ein paar Metern um die Ohren schießen lässt, dann muss er das auch gern machen. Ein Funken Wahrheit ist schon dabei, jeder Torhüter ist auf seine eigene Art ein wenig verrückt.

herthabsc.de:
Hertha spielte in der akutellen Saison bereits mit sechs Innenverteidigerpaarungen. Dabei gab es im Schnitt ein Gegentor pro Spiel. Bist du damit zufrieden?
Thomas Kraft: Wir haben ja gerade am Anfang der Spielzeit viele Gegentore bekommen. Das wurde aber mit der Zeit immer weniger. Jetzt sieht man, dass wir viel Stabilität in der Defensive haben. Es kann jetzt auch mal ein Bestandteil ausfallen und wir sind in der Lage das aufzufangen.

herthabsc.de: Es beruhigt einen als Keeper aber schon, wenn ein eingespieltes Duo vor dir spielt,oder?
Thomas Kraft: Klar, das macht es leichter. Gerade wenn es zwei Leute sind, die noch nie zusammen gespielt haben, gibt es Probleme in der Abstimmung. Aber bisher haben wir diese immer sehr gut gelöst.

herthabsc.de: Im Spiel musst du immer wach sein, weil du oft nur wenige Bälle auf dein Tor bekommst. Was ist denn schwieriger? Wenn du in der Partie viel zu tun hast oder in zwei Situation zur Stelle sein musst?
Thomas Kraft: Es ist beides sehr schwer. Um so mehr Bälle auf dein Tor kommen, desto schneller ist man im Spiel. Wenn aber wenig passiert, musst du trotzdem immer auf die eine Situation lauern. Für mich persönlich sind die Spiele in denen ich unter Beschuss stehe leichter, als die bei denen sehr wenig zu tun ist.

herthabsc.de: Diese Saison viermal zu Null, vier Gegentore – Wie zufrieden bist
du mit der Bilanz bisher?
Thomas Kraft: Bis jetzt kann ich damit sehr gut leben. Wir haben diese Saison schon mehr Spiele ohne Gegentor gemacht als in der kompletten letzten. Klar ärgern mich Gegentore immer, aber wir haben zuletzt gut gestanden und die Ergebnisse geholt. Von daher bin ich zufrieden.

herthabsc.de:
Jetzt geht es gegen Ingolstadt. Wo soll’s noch hingehen in der Hinrunde?
Thomas Kraft: Das Ziel heißt Aufstieg. Wir stehen auf dem zweiten Tabellenplatz, haben einen guten Lauf. Ich denke, dass wir uns bis Ende des Jahres einfach vornehmen sollten, auf dem ersten Platz zu stehen. Das muss unser Ziel für die letzten Wochen sein und da müssen wir gegen Ingolstadt da weiter machen, wo wir in den letzten Partien aufgehört haben.

von Hertha BSC