
Herthaner des Jahres - Helmut Klopfleisch
Herthaner des Jahres - Helmut Klopfleisch


Berlin – Die Weihnachtsgeschichte des britischen Autors Charles Dickens ist eine der berühmtesten Erzählungen rund um die Festtage. Die Geschichte, die Hertha BSC in diesem Jahr erzählt, bezieht sich zwar nicht direkt auf die besinnliche Zeit am Jahresende, verdeutlicht aber umso mehr, welchen tollen Charakter die Anhänger in der Hauptstadt haben. Auf der Mitgliederversammlung im November wurde ein Mann als „Herthaner des Jahres 2012“ geehrt, der vor 30 Jahren noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt hätte, diese Auszeichnung auch in Empfang zu nehmen. Sein Name lautet Helmut Klopfleisch.
1954 – Es ist das Jahr als die Liebe zu Hertha BSC im Herzen von Helmut Klopfleisch ihren Platz fand. Sein Vater nahm ihn mit ins Stadion, die altehrwürdige Plumpe im Stadtteil Wedding. Es sollte künftig zum Stammplatz des kleinen Helmut werden, denn der Hertha-Virus ließ ihn nicht mehr los. Obwohl kurrzeitig in der Jugendmannschaft der Blau-Weißen angemeldet, reichte es nicht zum Spieler, aber wo die Berliner auch spielten, Helmut Klopfleisch war dabei – bis zum 13. August 1961. Mit dem Bau der Berliner Mauer war der Junge aus Pankow auch von seinem Verein getrennt. „Vor 1961 gab es zwar die geteilte Stadt, aber man bewegte sich frei. Das war danach vorbei und eine traurige Situation“, erinnert sich der Herthaner des Jahres 2012.
Lauschen an der Mauer
Wer ein echter Blau-Weißer ist, lässt sich aber auch von solchen widrigen Umständen nicht abhalten, seinem Verein trotzdem beizustehen. Klopfleisch suchte nicht nur die Nähe zu Hertha, sondern auch die Gefahr. Als Jugendlicher versteckte er sich immer wieder an der Mauer, um den Klängen der „Plumpe“ zu lauschen. Nach dem Erreichen der Volljährigkeit reiste der leidenschaftliche Herthaner sogar seiner Mannschaft hinterher, um sie in den sozialistischen Bruderstaaten in Aktion zu sehen. Helmut Klopfleisch wurde für viele Profis und den ehemaligen Präsidenten zum Edel-Fan und Glücksbringer.
1979 besuchte er die Herthaner in Prag für ein Spiel im Europapokal. Die Tschechen hatten zuvor den VfB Stuttgart eliminiert und gingen als Favorit in die Partie. Hertha siegte 3:1 und Klopfleisch war hautnah dabei – näher als es wohl jeder andere Fan war. Am Tag nach dem Spiel traf er sich mit der Mannschaft im Hotel, machte im Teambus ein Stadtrundfahrt mit und feierte mit Spielern wie Erich Beer die gelungene Reise. „Ich kannte den Busfahrer Manfred Semmler sehr gut. Er hat mich dann auch allein im Bus mit zurück nach Berlin genommen. Diese Erlebnisse werde ich nie wieder vergessen!“
Trikot unter dem Jackett
Dem Ministerium für Staatssicherheit blieb diese Leidenschaft nicht verborgen, Klopfleisch schaffte es aber immer wieder, die SED-Regierung zu narren. Persönlichkeiten wie Uwe Klimaschefski oder Erich „Ete“ Beer besuchten die Familie in Berlin-Pankow. Unter dem Vorwand einer Tipprunde, organisierte Helmut Klopfleisch einen Fan-Club in Ost-Berlin, lädt Spieler und Offizielle zu Weihnachtsfeiern ein und bezahlt über einen Mittelsmann sogar einen symbolischen Mitgliedsbeitrag. Er selbst hält sich im Hintergrund und geht der Gefahr aus dem Weg.
1981 wartet hoher Besuch auf die Familie Klopfleisch. Fritz Scherer, zu dieser Zeit Präsident des FC Bayern München, kommt über die innerdeutsche Grenze. Im Gepäck hat er ein Geschenk für Helmuts Sohn dabei – ein Trikot von Karl-Heinz Rummenigge. „Eigentlich wollte es Rummenigge mal nach einem Spiel mitgeben, aber das wäre uns abgenommen worden. Scherer hat uns dann das Shirt versprochen und es unter sein Jackett gezogen. Das Bild wie er sich bei uns im Flur entkleidet, habe ich heute noch im Kopf“, sagt ein lachender Klopfleisch. 1989, nach zwei Jahren langer Wartezeit, reist er mit seiner Familie aus der DDR aus. „Es war ein fantastisches Gefühl, dass erste Mal im Olympiastadion zu sitzen!“. Bis heute macht er das regelmäßig, auch wieder beim Derby gegen den 1. FC Union. Helmut Klopfleisch – Ein Herthaner mit Leib und Seele!