"Es zählt nur die Leistung"
Teams | 10. Januar 2013, 17:05 Uhr

"Es zählt nur die Leistung"

"Es zählt nur die Leistung"

Herthas Abwehrrecke stand herthabsc.de Rede und Antwort. Lest hier den ersten Teil seines Interviews.

Berlin - Verletzungspech, Comeback-Gen und interne Konkurrenz - Herthas Rückkehrer Maik Franz stand uns als Gesprächspartner bereit und verriet wie es für ihn im blau-weißen Ensemble weitergeht.

herthabsc.de: Was sagen Schulterlippe und Gelenkpfanne zu den ersten Mannschaftstrainings seit September?
Maik Franz: Ich hatte keine Probleme an der Schulter, ganz im Gegenteil. Die Einheiten haben Spaß gemacht und ich bin bisher auch morgens wieder aus dem Bett gekommen (lacht). Auf jeden Fall ist es so wesentlich angenehmer als Tag für Tag allein in der Reha zu arbeiten, wenn du drüben die Jungs lachen hörst. Ich hoffe und denke, dass das jetzt der Dauerzustand ist.

herthabsc.de: Du kurierst einen Kreuzbandriss aus, kämpfst dich in die Mannschaft und scheidest nach vier Ligaspielen mit der nächsten schweren Verletzung aus. Haderst du mit dem Fußballgott?
Maik Franz: Das war hart, da gibt’s nichts schönzureden. Im ersten Moment ist man extrem niedergeschlagen und denkt: „Warum gerade ich?“ Rein sportlich ist das natürlich ein Rückschlag, aber es gibt definitiv Dramatischeres. Schließlich würden viele Menschen gern meine Schulterverletzung oder ein gerissenes Kreuzband gegen ihre schlimmeren Krankheiten tauschen.

herthabsc.de: Wie motiviert man sich tagtäglich in der „Folterkammer Reha“, während die Mitspieler auf den Rasen dürfen?
Maik Franz: Sicherlich gibt es Tage, an denen man nicht gut drauf ist. Aber ich bin in der Reha wie auf dem Platz ein Kämpfer und lass mir nichts gefallen. Ich habe mir die Achillessehne gerissen, den Mittelfuß gebrochen, hatte die Verletzungen hier und bin immer wiedergekommen. Da kriegt man einen in die Fresse, hat aber die Zeit mit der Mannschaft, den Fans und die Spiele im Stadion vor Augen und steht eben wieder auf.

herthabsc.de: Wenn du das Jahr 2012 Revue passieren lässt, kann dabei kein allzu positives Fazit erfolgen.
Maik Franz: Für mich war es ein absolutes Katastrophenjahr. Zwei langwierige Verletzungen, den Abstieg notgedrungen von draußen verfolgt. Fußball ist das, was mir am meisten Spaß macht. Wenn einem das für Monate genommen wird, ist es natürlich bitter.

herthabsc.de: Erleben wir künftig einen Maik Franz, der aufgrund seiner Verletzungshistorie behutsamer mit sich und seiner Umwelt umgeht?
Maik Franz: Das wird nicht passieren. Ich hab das in mir, dieses Fighter-Gen. Gestern habe ich das im Trainingsspiel wieder bemerkt. Ich dachte vorher: Komm, bleibst du bei Ecken und Freistößen erstmal hinten. Auf einmal stand ich doch vorn mit drin und wollte das Tor machen. Für den vollen Maik Franz brauch ich natürlich noch ein paar Trainingseinheiten und Spiele, aber dann geht es wieder zur Sache.

herthabsc.de: Ist die Zeit auf der Tribüne und Couch angenehmer, wenn es läuft oder wenn man weiß, dass man sofort wieder gebraucht wird?
Maik Franz: Ich habe ja beide Situationen erlebt. Man ist selbst auch ein stückweit Fan, aber von außen kann man nun mal nicht viel beitragen. Deswegen war der Abstieg auch doppelt so schwer für mich: Du verlierst ein Spiel nach dem anderen und bist auch noch verletzt draußen. Momentan sitze ich auf der Couch, bin auch aufgeregt und wie jeder Herthaner einfach nur froh, dass wir voll im Soll sind. So ist es wesentlich angenehmer.

herthabsc.de: Mit dir auf dem Feld holte die Mannschaft in vier Ligaspielen 10 Punkte. Leitet man daraus einen Stammplatzanspruch ab?
Maik Franz: Nein, um den Stammplatz geht es mir grad nicht, da muss man realistisch sein. Ich hab gespielt und mich verletzt, mich jetzt wieder zurückgekämpft. Währenddessen hat die Mannschaft gut und erfolgreich gespielt, da kann ich nicht den Mund aufreißen. Es zählt nur die Leistung, das kenne ich beispielsweise aus Wolfsburg, wo es viele Nationalspieler gab.

herthabsc.de: Hast du Bedenken, nur noch Innenverteidiger Nummer vier zu sein?
Maik Franz: Die, die bisher gespielt haben, sind leicht im Vorteil. Aber den müssen sie erstmal behaupten! Ich bin im 14 Profijahr und weiß wie schnell sich die Situation ändern kann. Fakt ist, dass ich nicht jeden Tag vier bis fünf Stunden in die Reha gehe, um dann jetzt zu sagen: „Hey, ist alles super, jetzt kann ich wieder trainieren und setz mich auf die Tribüne.“ Ab jetzt gibt’s in jedem Training Vollgas, die Einheiten sind jetzt meine Spiele. Wenn ich 100% gebe, wird es der Trainer mit der Zeit immer schwerer haben.

herthabsc.de: Während deiner Abwesenheit bildete meist das Duo Brooks/Lustenberger die Innenverteidigung. Wie schätzt du beide ein?
Maik Franz: Insgesamt haben sie das sehr gut gemacht, wobei ich vor allem von Lusti total überrascht war - Respekt, Hut ab. Roman Hubnik und ich lauern dahinter und auch wir werden unsere Spiele machen. Ich bin gespannt und freue mich auf die Rückrunde. So einen ausgeglichenen und starken Kader hat keiner unserer Konkurrenten!

 

Rustikale Spielweise und die Arbeit mit einem Mentaltrainer - Am Freitag (11.01.2013) folgt der zweite Teil unseres Interviews mit Maik Franz.

von Hertha BSC