"Ich werde mich nicht verändern"
Fans | 11. Januar 2013, 01:15 Uhr

"Ich werde mich nicht verändern"

"Ich werde mich nicht verändern"

"Iron Maik" im zweiten Teil des großen Interviews. Franz spricht über Zukunfstpläne und über sein Image.

Berlin - Im zweiten Teil des großen Interviews mit Maik Franz berichtet Herthas Innenverterteidiger über seine Zukunftspläne nach der Karriere und verrät, wie ihn ein kleiner Junge mal völlig aus dem Konzept brachte.

herthabsc.de: Für andere Spieler werden Youtube-Highlight-Videos zusammengeschnitten, die ersten Einträge unter deinem Namen drehen sich um Zoff mit Mario Gomez und Aristide Bancé oder einen zerstörten Plastikstuhl. Du warst Kapitän des KSC, bist 19-maliger U21-Nationalspieler und hast in 192 Bundesligaspielen zwöf Tore erzielt. Fühlst du dich auf deine aufreizende Spielweise reduziert?
Maik Franz:
Irgendwann war ich es leid und musste gegen diese Klischees angehen. Ich bin der Meinung, dass wenn ein Spieler über einen langen Zeitraum in der ersten Liga aktiv ist, dann muss er ja gewisse Qualitäten haben. Ich habe in elf von 14 Profijahren in der ersten Liga gespielt, diese Statistik spricht ja für sich. Aber ich werde jetzt nicht in jedem Interview meine Unschuld beteuern, das will ja auch keiner hören. Wenn ich auf dem Feld stehe, werde ich immer alles für meinen Verein geben. Wer diese Spielweise negativ sehen möchte, der sieht sie auch negativ. Ich werde auf der Zielgerade meiner Karriere nicht mein Erfolgsrezept verändern.

herthabsc.de:
PR-Agentur, professioneller Facebookauftritt, Homepage „iron-maik.de“ – Pflegst du das Image nicht sogar?
Maik Franz:
Lieber so ein Image, als gar kein Image. Es gibt viele farblose Spieler, die zehn Jahre aktiv sind, aber von denen du nach dem Karriereende gar nichts mehr hörst oder liest. Es passt ja auch zu mir, weil es meine Persönlichkeit wiederspiegelt. Es ist ja nicht so, dass ich irgendeine Rolle spiele. Ich kann mich vor jede Kamera setzen und sagen, dass ich immer 100 Prozent für meinen Verein geben werde. Ich denke, dass ich authentisch und ehrlich rüberkomme. Als ich von Karlsruhe nach Frankfurt gewechselt bin, gab es am Anfang viele negative Stimmen, weil diese beiden Fanlager nicht gerade befreundet sind. Aber als die Fans mitbekommen haben, dass ich mich auch für die Eintracht voll reinhaue, hat sich die Stimmung ganz schnell gedreht. Das schlägt sich auf meinen Internetauftritt wieder, die Leute nehmen Vieles ganz positiv auf und freuen sich darüber. Ich finde, dass ein enger Draht zu den Fans sehr wichtig ist, weil die Fans alles geschaffen haben. Ohne die Fans wäre Fußball nicht so populär und ich versuche, was zurückzugeben.

herthabsc.de: In der Vorbereitung auf dieses Interviews haben wir einen Ausschnitt des Westdeutschen Rundfunks gesehen, in dem du von der Frage eines nicht alltäglichen Gesprächspartners überrumpelt wurdest. Wie hast du diese Situation in Erinnerung?
Maik Franz (lacht): Das war wirklich witzig, weil es eine Pressekonferenz für Kinder von sechs bis zehn Jahren war. Meistens gleichen sich da die Fragen, aber der kleine Junge war ganz anders. Er hat mich damit aus dem Konzept gebracht und ich hatte da plötzlich ein Brett vor dem Kopf, weil er mich fragte was ich außer Fußball sonst noch könne.

herthabsc.de:
Du hast gestutzt, daher die Frage: Was machst du privat? Wie entspannst du dich vom Fußballalltag?
Maik Franz: Privat unternehme ich sehr viel mit Freunden, gehe ins Kino oder lese auch gerne mal ein gutes Buch. Mit Peter Niemeyer und seiner Freundin machen wir viel, vor allem Spieleabende. Aber da hat er leider nie so richtig eine Chance gegen mich. Bei Peter muss man immer auch aufpassen, dass er nicht zu viel schummelt. Ich sorge da etwas für Ordnung (lacht).

herthabsc.de: Du arbeitest mit einem Mentaltrainer zusammen. Dabei geht es aber nicht um Aggressionsabbau. Kannst du festhalten, woran ihr arbeitet und wie sich das auf deine Karriere ausgewirkt hat?
Maik Franz: Der kam damals in Wolfsburg als wir mitten im Abstiegskampf steckten. Seitdem arbeite ich mit meinem Mentaltrainer zusammen, für mich ist das aber eher ein Leistungscoach. Wir sprechen viel über Fußball, aber auch über viele Dinge aus dem Privatleben. Es ist manchmal sehr angenehm mit einer neutralen Person zu reden, weil das Fußballgeschäft sehr schnelllebig ist. An erster Stelle steht immer der Verein, da ist der einzelne Spieler austauschbar und geht als Mensch unter. Von daher ist die offene Meinung eines Neutralen sehr hilfreich, der dir sagt was du richtig und was du falsch machst. Das ist ein Mittelweg zwischen der Familie und der eigenen Meinung. Die letzten beiden Jahre waren sportlich gesehen katastrophal, wenn man da nicht gefestigt ist, dann reißt es dir den Boden unter den Füßen weg. Die langfristige Arbeit und die Vorbereitung darauf helfen in solchen Situationen.

herthabsc.de: Du bist jetzt 31 Jahre alt und wir haben bestimmt berechtigte Hoffnungen, dass du dem Fußballgeschäft erhalten bleiben wirst?
Maik Franz: Noch will ich ja ein paar Jahre spielen. Aber so langsam kommt die Zeit, wo man sich einfach bewusst fragen muss: Was macht dir Spaß und wo willst du nach der Karriere hin? Ich habe auch viel mit älteren oder ehemaligen Kollegen gesprochen, die sich gerade in dieser Übergangszeit befinden. Es kann auch plötzlich vorbei sein, wenn irgendwas passiert oder man sich schwer verletzt. Ich habe da meine Gedanken und werde auch meinen Weg gehen. Mit Hilfe meines großen Netzwerkes bei den Profis kann ich mir auch einen Verbleib im Geschäft vorstellen, allerdings nicht als Trainer. Dann geht dieses Leben mit den vielen Umzügen weiter, aber ich würde lieber für ein paar Jahre sesshaft werden. Stand jetzt sind das Karlsruhe und Berlin, weil ich mich in beiden Städten sehr wohl fühle.

von Hertha BSC