Was macht eigentlich Walter Junghans?
Club | 15. Januar 2013, 15:06 Uhr

Was macht eigentlich Walter Junghans?

Was macht eigentlich Walter Junghans?

Walter Junghans spielte 177 Mal für Hertha BSC. Nach der aktiven Karriere folgten einige Stationen in Europa.

Berlin – Es ist ein verschneiter Tag an der Säbener Straße in der bayrischen Landeshauptstadt München. Auf dem Trainingsplatz arbeiten die Nachwuchstorhüter des deutschen Rekordmeisters an ihrer Zukunft im Profifußball. Die Übungen leitet ein Mann, der den meisten Hertha Fans noch in bester Erinnerung ist und seiner Zeit einer der beliebtesten Torhüter bei den Blau-Weißen Berlinern war - Walter Junghans (54). Die ehemalige Nummer eins ist inzwischen Torwarttrainer bei der U23 des FC Bayern München.

Junghans ist eigentlich ein echtes Nordlicht, stammt aber aus der Kaderschmiede der Bayern. In Hamburg geboren und aufgewachsen, wechselte der damalige Jugendnationalspieler 1977 in die Nachwuchsabteilung des FCB, weil der Altersunterschied von 14 Jahren zum Stammtorwart Sepp Maier eine gute Perspektive beim größten deutschen Verein bot. Für den aufstrebenden Torhüter ging die Rechnung schnell auf, Maier musste 1979 seine Karriere beenden und Junghans wurde zur Saison 1979/1980 neuer Stammkeeper an der Säbener Straße. Für das damals 20-jährige Talent war das ein Quantensprung, Junghans fuhr als Ersatzmann von Toni Schuhmacher mit zur Europameisterschaft nach Italien und sicherte sich mit Deutschland den Titel. Zusätzlich war er bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles in der deutschen Auswahl aktiv.

Für Hertha in die Oberliga

Alles schien auf eine ganz große Fußballkarriere ausgerichtet zu sein, doch 1982 verpflichteten die Bayern den Belgier Jean-Marie Pfaff als neue Stammkraft und Walter Junghans verließ den Verein in Richtung Gelsenkirchen. Gleich in seiner ersten Saison bei den Knappen musste der gebürtige Hamburger den Abstieg in die zweite Bundesliga hinnehmen. Bei den Fans kam der sympathische Torwart dort nie richtig gut an: „Ich stand bei Schalke praktisch von Anfang an in der Kritik, aber selbst dort habe ich mich dann durchgesetzt. Ich habe einfach gekämpft und versucht, mich auf meinen Job zu konzentrieren. Einfach war das aber nicht, denn gerade als Torwart muss man nervlich schon auf der Höhe sein. Meine Frau hat mir damals wirklich sehr geholfen.“ 1987 zog Junghans die Reißleine und wechselte zu Hertha BSC in die damals drittklassige Oberliga.

Von Anfang an identifizierte sich der Schlussmann voll und ganz mit dem Verein und nahm die sportlich wie finanziell schwierige Lage des Clubs an. „Erst einmal habe ich gedacht, dass Hertha ein Verein ist, der in die 1. Liga gehört. Ich hatte mir damals einfach gewünscht, daran teilzuhaben, wie dieser Verein zunächst in die 2. und dann in die 1. Liga aufsteigt. Allerdings hatte ich mir nicht vorgestellt, dass es so schwer ist. Das war schon ziemlich hart, in der Amateuroberliga teilweise noch nicht einmal auf einem Rasenplatz spielen zu können. Trotzdem war der Aufstieg in die 2. Liga für mich einer meiner schönsten Erfolge überhaupt.“ Falls es nicht mit dem Aufstieg geklappt hätte, Junghans wäre trotzdem bei Hertha geblieben. Er war immer mit „Haut und Haar beim Club“, beschreibt der heute 54-Jährige seine damalige Gemütslage.

Unterwegs in Europa

Bis 1994 blieb der Norddeutsche in Berlin und bestritt insgesamt 177 Spiele für Hertha BSC in der Oberliga, der zweiten Bundesliga und der ersten Bundesliga. Anders als im Ruhrgebiet war er bei den Blau-Weißen schnell zum Publikumsliebling aufgestiegen. „Man ist selten von Anfang an der Publikumsliebling. Ich denke, bei mir war es ähnlich wie bei Theo Gries, ich habe mir das über die Leistung erarbeitet. Die Fans honorieren eben auch, wenn man in einer schwierigen Zeit zum Verein kommt und nicht wenn alles in der Blüte ist.“ 1996 beendete er seine Karriere bei Fortuna Köln.

Nach seiner aktiven Zeit kehrte Walter Junghans dem großen Fußball in Europa aber nicht den Rücken, sondern tauchte so richtig hinein. Unter Trainern wie Bernd Schuster, Jupp Heynckes, General Ottmar Hitzfeld und auch „The Special One“ - José Mourinho, war Junghans anschließend als Torwarttrainer aktiv und gab sein Wissen weiter. Bis 2010 war er in dieser Rolle für die Profis des FC Bayern München verantwortlich und lernte Herthas heutigen Stammtorwart Thomas Kraft kennen und schätzen.

Von Kraft begeistert

Schon nach Bekanntgabe seines Wechsels in die Hauptstadt 2010 äußerte sich Junghans in der „Berliner Morgenpost“ über seinen ehemaligen Schützling in Bayern. „Er hat sehr gute Reflexe auf der Linie. Zuletzt hat er vor allem fußballerisch sehr dazugelernt. Insgesamt bringt er alles mit, was ein moderner Torwart heute haben muss. Kraft ist absolut der richtige Mann für Hertha BSC!“

Der „taz“ sagte er vor der Saison 2012/2013: „Er ist für mich immer noch ein junger, aufstrebender Torwart, der sich super entwickelt hat. Für Hertha ist es wichtig, so einen hinten drin zu haben – ihn könnte ich mir über Jahre als stabilen Rückhalt der Hertha vorstellen.“ Walter Junghans und Thomas Kraft, eine Geschichte mit vielen Parallelen.

von Hertha BSC