Was macht eigentlich Franz Brungs?
Club | 30. Januar 2013, 11:24 Uhr

Was macht eigentlich Franz Brungs?

Was macht eigentlich Franz Brungs?

Herthas ehemaliger Spieler bezeichnet seine Zeit in Berlin als eine der schönsten in seinem Leben.

Berlin - Wenn Franz Brungs von Berlin und von seiner Zeit bei Hertha BSC erzählt, dann schwingt noch immer viel Stolz mit über eine Phase, die mit zu den schönsten in seinem Leben zählt. 1968 kam er aus Nürnberg an die Spree und galt als Star. Bei Borussia Mönchengladbach begann er seine Karriere und bedauert es, dass er nicht mehr mit dem jungen Günter Netzer zusammenspielte. Als Brungs 1963 zu Borussia Dortmund wechselte, kam der gerade 19-jährige Netzer in die Männer-Elf. Für Brungs aber war der Wechsel ein enormer Karrieresprung, mit dem BVB gehörte er zu den „Kindern der Bundesliga“.

In zwei Jahren und 54 Spielen erzielte er 23 Tore. Noch mehr aber bleiben die sensationell starken Auftritte der Dortmunder im Europapokal der Landesmeister in Erinnerung. In sechs Spielen bis zum Halbfinale – die Gegner waren mit Benfica Lissabon, Dukla Prag und Inter Mailand allererste Sahne – erzielt Brungs sechs Tore, allein drei gegen Benfica, das damals mit dem großen Eusebio zu Europas Top-Teams gehört. „Das hat uns niemand zugetraut“, erinnert sich Brungs, „aber wir waren eine wirklich gute und schlagkräftige Truppe.“ Auch mit dem 1. FC Nürnberg, dort spielte Brungs drei Jahre, eilte der Torjäger von Erfolg zu Erfolg, erzielte für die Cluberer 48 Tore und kam als Deutscher Meister an die Spree.

Fünf Tore gegen Maier

Ein halbes Jahr zuvor, im Dezember 1967, erlebte der Angreifer eine seiner Sternstunden. Fünf Tore haute er bei Nürnbergs 7:3 über die Bayern dem Münchner Keeper Sepp Maier rein, davon einen Hattrick in nur zwölf Minuten. Die Münchner waren mit ihrer ersten Kapelle angereist, neben Maier spielten auch die späteren Weltmeister Franz Beckenbauer, Hans-Georg Schwarzenbeck und Gerd Müller mit. Doch einer stellte sie alle in den Schatten: Franz Brungs. Auch im Olympiastadion bewies er mit insgesamt 24 Bundesliga-Treffern seinen Torriecher. „Es war eine schöne Zeit, die Stadt hat mir sehr gut gefallen, auch sportlich hatten wir einigen Erfolg. Ich erinnere mich immer wieder gern“, sagt der mittlerweile 76-Jährige, der wieder in Nürnberg lebt.

Ganz so gut geht es ihm derzeit aber nicht. Nur ganz schwer kommt er über den Tod seiner Frau hinweg. „Wir waren über 50 Jahre verheiratet, aber voriges Jahr ist sie gestorben. Seitdem ist alles total verändert, ich muss erst einmal sehen, wie ich damit fertig werde“, kann er seine Trauer kaum verwinden. So gut es geht, versucht er den nunmehr völlig umgekrempelten Alltag zu bewältigen. Im Lotto-Toto-Laden, den er und seine Frau jahrzehntelang führten und den einer seiner beiden Söhne (der andere lebt in München) in zweiter Generation betreibt, hilft er noch immer aus. Das wenigstens bringt ihn ab und an auf andere Gedanken. Auch wenn er derzeit durch die schwerste Zeit seines Lebens geht, ein Kämpfer ist der ehemalige Torjäger (insgesamt sind es 97 Tore in 235 Bundesligaspielen) und spätere Zweitliga-Trainer (Kickers Offenbach, SpVgg. Fürth, Hessen Kassel) dennoch geblieben. Dabei hilft ihm noch immer der Fußball, den er verfolgt, auch wenn er nunmehr seine Tage nach einem anderen Motto verbringen muss: „Das Leben ist mit meinen 76 Jahren noch nicht zu Ende, aber es ist nichts mehr so, wie es mal war.“

von Hertha BSC