
Teams | 9. Februar 2013, 11:28 Uhr
Und mittendrin schlägt das Hertha-Herz
Und mittendrin schlägt das Hertha-Herz

Senkrechtstarter John Anthony Brooks: Eine Karriere zwischen Sternenbanner und Bundesadler.

Berlin Manchmal gibt es ihn, diesen noch immer ergreifenden Moment. Da steht dieser junge Mann, gerade 20-jährig, mit seinen 193 Zentimetern Körpergröße ein Kerl wie ein Baum, vor dem riesigen Mannschafts-Poster, das da in einem der Räume auf dem Hertha-Gelände hängt und fast eine ganze Wand ausfüllt. Ganz still steht er da, in sich gekehrt und nahezu ehrfurchtsvoll. Dabei ist er selbst mit drauf auf diesem Bild, das vor dieser Saison aufgenommen wurde, nachdem der Kader endgültig stand.
In der hinteren Reihe ganz links thront er, neben ihm Maik Franz, der knapp 200 Bundesligaspiele auf dem Buckel hat, und Roman Hubnik, der tschechische EM-Fahrer, schräg davor Levan Kobiaschvili, der 35-jährige Dauerbrenner. Sein Name: John Anthony Brooks. Zweitligaspiele vor Beginn der Saison: null. Bundesligaspiele vor der Saison: erst recht null! "Vielleicht hätte ich etwas mehr grinsen können", sagt er, um sofort ernsthaft zu werden: "Das ist noch immer wie ein Traum, darauf kann ich wohl wirklich stolz sein. Um mich herum sind tatsächlich Haudegen – und ich mitten unter ihnen."
Ein Talent mit Beharrlichkeit
Was da in den vergangenen Monaten abgegangen ist, klingt fast wie ein Märchen. Zweitliga-Debüt gleich zum Saisonstart gegen Paderborn, doch schon im nächsten Spiel gab's beim 1:3 beim FSV Frankfurt so einen dummen Rückpass auf Sascha Burchert, der den Torhüter zu einem Foul zwang, das ihm einen Platzverweis einbrachte. Das war es fürs Erste, John Brooks war wieder draußen. "Ich bin erst einmal in ein Tief gekommen", meint er, zumal er weiß: "Das ist es für manchen Spieler dann schon mit seiner großen Karriere gewesen."
Nicht aber für ihn. Nachdem sich Maik Franz verletzte, bekam das Talent eine neuerliche Chance und nutzte sie mit aller Beharrlichkeit, mit ein bisschen Glück auch, vor allem aber mit einer enormen Portion Können. "Ich habe Unterstützung erfahren aus meiner Familie, von meiner Mutter Manuela, aber entscheidend war wohl auch, dass der Trainer weiterhin an mich geglaubt hat."
Derby um "Annererkennung und Respekt"
Dieser Trainer, Jos Luhukay, ist ein Glücksfall für John Anthony Brooks. "Er steht echt auf junge Spieler", sagt der Senkrechtstarter, "er gibt dir Vertrauen und holt alles aus dir heraus." Nur: Die Spieler müssen auch wollen. So wie Brooks. Dann bekommen sie tatsächlich alle Hilfe vom Trainer. Und dann sagt Luhukay auch schon mal Sätze wie diesen: "John ist ein Junge mit hohem Potenzial, der sich noch in allen Bereichen entwickeln kann." Das will er natürlich auch im Derby gegen den 1. FC Union zeigen. "Bei diesem Derby brennt jeder, das ist eine super Sache. Es geht natürlich um drei Punkte, aber es geht auch um Anerkennung und um Respekt, die man sich gerade in einem solchen Spiel erarbeiten kann." Es ist faszinierend, dass das einer so sieht, der erst vor ein paar Tagen 20 geworden ist.
Welche Entwicklung dieser Junge bisher genommen hat, ist schier unglaublich. Vielleicht erwachte der Traum, selbst einmal da unten zu stehen, als er die Mannschaften bei seinem ersten Besuch im Olympiastadion auf dem Rasen gesehen hat. "Ich weiß nicht mehr, wann das war, aber Hertha hat gegen Hansa Rostock 2:0 gewonnen." Womöglich sprang der Funke tatsächlich über auf den damals sechsjährigen Steppke, denn es war im Mai 1999, als Hertha in die Champions League stürmte, denn da hatte der kleine John gerade bei Blau-Weiß Berlin mit dem Fußball begonnen, der ihn über die Stationen Lichtenrader BC und Hertha Zehlendorf 2007 zu Hertha BSC führte.
Lusti und Brooks - Ein Starkes Duo in der Innenverteidigung
Inzwischen ist Brooks aus dem Team kaum noch wegzudenken. In elf der vergangenen zwölf Partien stand er in Startelf und spielte 90 Minuten durch. Das Phänomenale daran: Er bekam als Innenverteidiger keine einzige Verwarnung und spielte kaum einmal foul. Darüber freut er sich mit am meisten und sagt: "Rustikal kann ich auch, aber ich versuche, die Situation vorher gut einzuschätzen, damit ich gar nicht erst in Versuchung komme, einen Freistoß zu verursachen." Diese Eigenschaft hat auch Jos Luhukay erkannt und lobt seinen Schützling: "Er kann Situationen gut erkennen, hat ein gutes Stellungsspiel und ein gutes Timing. Und er zeigt eine Konstanz, die nicht selbstverständlich ist in seinem Alter."
Vor allem aber hat er mit Fabian Lustenberger auch einen starken Nebenmann, der ihn führt. Dem Schweizer gefällt die Art und Weise, wie sich Brooks entwickelt hat: "Er ist ein Riesentalent, das seinen Weg bisher gut gegangen ist. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen, zumal wir zusammen wenig falsch gemacht haben können, wenn wir so lange ungeschlagen geblieben sind. Es passt ganz einfach." Auch John Anthony Brooks, dessen Vater John ihm als Football-Trainer die sportlichen Gene mit in die Wiege gelegt hat, kommt mit Lusti glänzend zurecht, sagt: "Er spricht viel mit mir, ich fühle mich an seiner Seite wohl. Selbst wenn er mal 50 Meter weg ist, weiß ich, wenn ich ihn brauche, ist er trotzdem da."
Aufstieg mit Hertha als größter Wunsch
Nur bei einer Sache können ihm weder Fabian Lustenberger noch Jos Luhukay helfen. Spätestens in einem Jahr, wenn er 21 wird, muss sich Jay, wie ihn die Kollegen anerkennend nach dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens rufen, entschieden haben, ob er das US-amerikanische oder das deutsche Trikot anzieht. Da sein Vater US-Bürger ist und seine Mutter Deutsche, darf er beides. Das hat er auch schon getan, in der Nachwuchsauswahl 'Unter 20' spielte er bereits für das US- als auch für das DFB-Team. "Das wird eine Bauch- oder eine Herzentscheidung, wie immer man will", sagt John, "aber dafür habe ich noch ein wenig Zeit." Dabei buhlen beide Verbände im kommenden Sommer um seine Gunst, der deutsche winkt mit der Teilnahme an der U21-Europameisterschaft in Israel, der amerikanische mit der an der U20-WM.
Gibt es eine Karriere unter dem Sternenbanner oder eine mit dem Bundesadler? "Noch muss ich mich ja nicht entscheiden", wehrt John ab. Denn mittendrin weht bei ihm auch noch die Hertha-Fahne. Könnte ihm die sprichwörtliche gute Fee drei Wünsche erfüllen, dann gibt sich Brooks so bescheiden wie immer: "Erstens wünsche ich mir, dass wir mit Hertha aufsteigen. Zweitens, dass es meiner Familie und allen, die mir nahe stehen, gut gehen möge. Einen dritten Wunsch habe ich nicht, denn die Fee hat es schon bisher sehr gut mit mir gemeint."
In der hinteren Reihe ganz links thront er, neben ihm Maik Franz, der knapp 200 Bundesligaspiele auf dem Buckel hat, und Roman Hubnik, der tschechische EM-Fahrer, schräg davor Levan Kobiaschvili, der 35-jährige Dauerbrenner. Sein Name: John Anthony Brooks. Zweitligaspiele vor Beginn der Saison: null. Bundesligaspiele vor der Saison: erst recht null! "Vielleicht hätte ich etwas mehr grinsen können", sagt er, um sofort ernsthaft zu werden: "Das ist noch immer wie ein Traum, darauf kann ich wohl wirklich stolz sein. Um mich herum sind tatsächlich Haudegen – und ich mitten unter ihnen."
Ein Talent mit Beharrlichkeit
Was da in den vergangenen Monaten abgegangen ist, klingt fast wie ein Märchen. Zweitliga-Debüt gleich zum Saisonstart gegen Paderborn, doch schon im nächsten Spiel gab's beim 1:3 beim FSV Frankfurt so einen dummen Rückpass auf Sascha Burchert, der den Torhüter zu einem Foul zwang, das ihm einen Platzverweis einbrachte. Das war es fürs Erste, John Brooks war wieder draußen. "Ich bin erst einmal in ein Tief gekommen", meint er, zumal er weiß: "Das ist es für manchen Spieler dann schon mit seiner großen Karriere gewesen."
Nicht aber für ihn. Nachdem sich Maik Franz verletzte, bekam das Talent eine neuerliche Chance und nutzte sie mit aller Beharrlichkeit, mit ein bisschen Glück auch, vor allem aber mit einer enormen Portion Können. "Ich habe Unterstützung erfahren aus meiner Familie, von meiner Mutter Manuela, aber entscheidend war wohl auch, dass der Trainer weiterhin an mich geglaubt hat."
Derby um "Annererkennung und Respekt"
Dieser Trainer, Jos Luhukay, ist ein Glücksfall für John Anthony Brooks. "Er steht echt auf junge Spieler", sagt der Senkrechtstarter, "er gibt dir Vertrauen und holt alles aus dir heraus." Nur: Die Spieler müssen auch wollen. So wie Brooks. Dann bekommen sie tatsächlich alle Hilfe vom Trainer. Und dann sagt Luhukay auch schon mal Sätze wie diesen: "John ist ein Junge mit hohem Potenzial, der sich noch in allen Bereichen entwickeln kann." Das will er natürlich auch im Derby gegen den 1. FC Union zeigen. "Bei diesem Derby brennt jeder, das ist eine super Sache. Es geht natürlich um drei Punkte, aber es geht auch um Anerkennung und um Respekt, die man sich gerade in einem solchen Spiel erarbeiten kann." Es ist faszinierend, dass das einer so sieht, der erst vor ein paar Tagen 20 geworden ist.
Welche Entwicklung dieser Junge bisher genommen hat, ist schier unglaublich. Vielleicht erwachte der Traum, selbst einmal da unten zu stehen, als er die Mannschaften bei seinem ersten Besuch im Olympiastadion auf dem Rasen gesehen hat. "Ich weiß nicht mehr, wann das war, aber Hertha hat gegen Hansa Rostock 2:0 gewonnen." Womöglich sprang der Funke tatsächlich über auf den damals sechsjährigen Steppke, denn es war im Mai 1999, als Hertha in die Champions League stürmte, denn da hatte der kleine John gerade bei Blau-Weiß Berlin mit dem Fußball begonnen, der ihn über die Stationen Lichtenrader BC und Hertha Zehlendorf 2007 zu Hertha BSC führte.
Lusti und Brooks - Ein Starkes Duo in der Innenverteidigung
Inzwischen ist Brooks aus dem Team kaum noch wegzudenken. In elf der vergangenen zwölf Partien stand er in Startelf und spielte 90 Minuten durch. Das Phänomenale daran: Er bekam als Innenverteidiger keine einzige Verwarnung und spielte kaum einmal foul. Darüber freut er sich mit am meisten und sagt: "Rustikal kann ich auch, aber ich versuche, die Situation vorher gut einzuschätzen, damit ich gar nicht erst in Versuchung komme, einen Freistoß zu verursachen." Diese Eigenschaft hat auch Jos Luhukay erkannt und lobt seinen Schützling: "Er kann Situationen gut erkennen, hat ein gutes Stellungsspiel und ein gutes Timing. Und er zeigt eine Konstanz, die nicht selbstverständlich ist in seinem Alter."
Vor allem aber hat er mit Fabian Lustenberger auch einen starken Nebenmann, der ihn führt. Dem Schweizer gefällt die Art und Weise, wie sich Brooks entwickelt hat: "Er ist ein Riesentalent, das seinen Weg bisher gut gegangen ist. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen, zumal wir zusammen wenig falsch gemacht haben können, wenn wir so lange ungeschlagen geblieben sind. Es passt ganz einfach." Auch John Anthony Brooks, dessen Vater John ihm als Football-Trainer die sportlichen Gene mit in die Wiege gelegt hat, kommt mit Lusti glänzend zurecht, sagt: "Er spricht viel mit mir, ich fühle mich an seiner Seite wohl. Selbst wenn er mal 50 Meter weg ist, weiß ich, wenn ich ihn brauche, ist er trotzdem da."
Aufstieg mit Hertha als größter Wunsch
Nur bei einer Sache können ihm weder Fabian Lustenberger noch Jos Luhukay helfen. Spätestens in einem Jahr, wenn er 21 wird, muss sich Jay, wie ihn die Kollegen anerkennend nach dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens rufen, entschieden haben, ob er das US-amerikanische oder das deutsche Trikot anzieht. Da sein Vater US-Bürger ist und seine Mutter Deutsche, darf er beides. Das hat er auch schon getan, in der Nachwuchsauswahl 'Unter 20' spielte er bereits für das US- als auch für das DFB-Team. "Das wird eine Bauch- oder eine Herzentscheidung, wie immer man will", sagt John, "aber dafür habe ich noch ein wenig Zeit." Dabei buhlen beide Verbände im kommenden Sommer um seine Gunst, der deutsche winkt mit der Teilnahme an der U21-Europameisterschaft in Israel, der amerikanische mit der an der U20-WM.
Gibt es eine Karriere unter dem Sternenbanner oder eine mit dem Bundesadler? "Noch muss ich mich ja nicht entscheiden", wehrt John ab. Denn mittendrin weht bei ihm auch noch die Hertha-Fahne. Könnte ihm die sprichwörtliche gute Fee drei Wünsche erfüllen, dann gibt sich Brooks so bescheiden wie immer: "Erstens wünsche ich mir, dass wir mit Hertha aufsteigen. Zweitens, dass es meiner Familie und allen, die mir nahe stehen, gut gehen möge. Einen dritten Wunsch habe ich nicht, denn die Fee hat es schon bisher sehr gut mit mir gemeint."