Damals war's: Ausverkauft gegen Lautern in Liga 2
Teams | 21. Februar 2013, 12:19 Uhr

Damals war's: Ausverkauft gegen Lautern in Liga 2

Damals war's: Ausverkauft gegen Lautern in Liga 2

Im Spitzenspiel der 2. Bundesliga in der Saison 1996/97 besiegte Hertha BSC Tabellenführer Kaiserslautern im ausverkauften Olympiastadion mit 2:0.
Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte erinnern sich Herthaner an eine Reihe von bemerkenswerten Spielen. Am 7. April 1997 empfing Hertha BSC in der 2. Bundesliga den Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern - und siegte im sensationell ausverkauften Olympiastadion mit 2:0.

Vorgeschichte: Hertha BSC spielte inzwischen die sechste Saison in Folge in der 2. Bundesliga und diesmal sah es so aus, als bestünde tatsächlich berechtigte Hoffnung auf den Aufstieg in die erste Liga. Anfang April stand Hertha BSC nach 23 Spieltagen mit 43 Punkten auf Rang zwei. Gerade hatten die Schützlinge von Trainer Jürgen Röber durch eine 1:2-Auswärtsniederlage bei Rot-Weiss Essen die Tabellenführung an den 1. FC Kaiserslautern (45 Punkte) verloren, da stand am 24. Spieltag das Spitzenspiel gegen die Pfälzer im Berliner Olympiastadion an. Beide Mannschaften hatten bereits einen kleinen Vorsprung auf das Verfolgerfeld - ein Sieg konnte somit den Aufstieg zum Greifen nahe bringen.

Ablauf: Das Berliner Olympiastadion füllte sich an diesem 7. April 1997 immer mehr und mehr. Obwohl diese Zweitliga-Partie live im Fernsehen übertragen wurde, wollten die Berliner ihre Hertha lieber live im Stadion sehen und anfeuern. Das Berliner Olympiastadion war am Ende mit 75.000 Zuschauern restlos ausverkauft! Die Lauterer Mannschaft von Otto Rehhagel trat wie üblich mit vielen erfahrenen Spielern an: Gerry Ehrmann vertrat den verletzten Andreas Reinke im Tor, Miroslav Kadlec dirigierte die Abwehr, Martin Wagner, Weltmeister Andreas Brehme und der Neuseeländer Wynton Rufer spielten im Mittelfeld, um die Stürmer Pavel Kuka und Jürgen Rische zu bedienen. Das Spiel begann und die Kulisse war gigantisch!

Hertha von Beginn an stärker

Die Berliner nahmen das Spiel in die Hand und die bisher so sicheren Pfälzer kamen nur schwer in die Partie, setzten kaum Akzente in der Offensive. Im Gegensatz zu Hertha: Immer wieder war es Marc Arnold, der seine Mitspieler in Szene setzte. Dann die 25. Minute: Arnold schickte Axel Kruse wunderbar in den freien Raum, Ehrmann sprintete ihm entschlossen entgegen, doch Kruse legte den Ball an ihm vorbei und schoss aufs Lauterer Tor - 1:0! Hertha führte hochverdient und 75.000 träumten von der Rückkehr in die 1. Bundesliga.

Kapitän Kruse hatte seine Mannschaft in Führung gebracht, doch leider gehörte ihm auch die nächste Szene: Bereits nach einer halben Stunde musste Axel Kruse das Spielfeld verlassen, nachdem er sich bei einem zu heftigen Einsteigen eine Prellung am Oberschenkel zugezogen hatte. Jürgen Röber schickte dafür den 21-jährigen Ungarn Pal Dardai zu seinem fünften Einsatz für Hertha BSC auf das Feld. Er ahnte wohl, dass Kaiserslautern nun eine Reaktion zeigen würde. Zwei gefährliche Schüsse parierte der stark spielende Christian Fiedler zwischen den Pfosten des Hertha-Tores glänzend, doch mehr Chancen erspielten sich die Lauterer in Halbzeit eins nicht. Kuka und Rische waren bei Eyjölfur Sverrisson und Oliver Schmidt bestens aufgehoben und im Mittelfeld unterbandt der stets aufmerksame und sichere Sixten Veit einen Vorstoß nach dem anderen.

Roos völlig fehl am Platze

In der zweiten Hälfte begannen die Gäste dann offensiver mit dem Brasilianer Ratinho für Abwehrspieler Harry Koch. Zehn Minuten waren in den zweiten 45 Minuten gespielt, als Hertha einen Eckball zugesprochen bekam. Steffen Karls Hereingabe brachte Sixten Veit  per Kopf in den Fünf-Meter-Raum, doch Ehrmann war zur Stelle, hatte den Ball schon in den Händen - und ließ ihn wieder fallen, genau auf die Hacke von Abwehrspieler Axel Roos, von wo aus der Ball ins Tor sprang. 2:0 für Hertha BSC - der Jubel im Stadion wollte nicht mehr enden!

Und diese Führung ließen sich die Berliner jetzt nicht mehr nehmen. Otto Rehhagel versuchte alles, um seine Elf aufzuwecken: Riedl kam für Brehme und Wegmann für Rufer. Doch Hertha spielte die Partie souverän herunter. Arnold bekam bei seiner Auswechslung tosenden Beifall, später kam auch Altin Rraklli für Ante Covic ins Spiel. Das Spiel endete 2:0, Hertha BSC eroberte damit die Tabellenspitze zurück.

Historische Einordnung: Trotz dieses grandiosen Sieges wurde es noch einmal eng für Hertha BSC. Von den letzten fünf Heimspielen wurde nur eins gewonnen, aber am 31. Spieltag wurde schließlich mit einem 2:1 bei der SpVgg Unterhaching der Wiederaufstieg perfekt gemacht! Da trübten auch die drei Niederlagen in den ausstehenden Spielen die Feierstimmung nicht. Kaiserslautern stieg gemeinsam mit den Herthanern (und dem VfL Wolfsburg) in die Bundesliga auf - und wurde als bisher einziger Aufsteiger gleich Deutscher Meister.


Das Spiel im Stenogramm:

Termin: Montag, 07.04.1997, 19.30 Uhr
Wettbewerb: 2. Bundesliga, Saison 1996/97, 24. Spieltag

Aufstellungen
Hertha BSC:
Fiedler - O. Schmidt, Karl, Sverrisson - Fährmann, Arnold (71. A. Schmidt), Veit, Covic (76. Rraklli), Hartmann - Kruse (31. Dardai), Preetz - Trainer: Jürgen Röber
1. FC Kaiserslautern: Ehrmann - Koch (46. Ratinho), Kadlec, Roos - Schäfer, Greiner, Rufer (67. Wegmann), Brehme (63. Riedl), Wagner - Kuka, Rische - Trainer: Otto Rehhagel

Tore: 1:0 Kruse (25.), 2:0 Roos (55., Eigentor)
Gelbe Karten: O. Schmidt, Covic, Hartmann - Brehme, Wagner

Schiedsrichter: Hartmut Strampe (Handorf)

Spielort: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

Das Spiel in voller Länge gibt's bei HerthaTV!

von Hertha BSC