
Teams | 20. Februar 2013, 11:03 Uhr
"Es war die schwerste Zeit meines Lebens"
"Es war die schwerste Zeit meines Lebens"

Nach 242 Tagen kehrte Levan Kobiashvili im Berliner Derby zurück auf den Rasen.

Berlin - Wie nur muss sich jemand fühlen, der Tag für Tag hart trainiert. Der sich vielleicht noch mehr reinhängt in jede Stunde auf dem Übungsplatz als mancher Kollege. Der jede Minute alles gibt, aber dem auch aufgrund seines Alters klar ist, dass die ganze Schinderei womöglich unnütz ist, weil ihm die Zeit davonzulaufen droht. Und der zu allem Übel schon zu Beginn der Woche, zu Beginn jeder Trainingseinheit weiß: Am Wochenende spielen doch die anderen.
Er selbst hat wegen einer siebenmonatigen Sperre, ausgesprochen nach dem Relegations-Aus für Hertha BSC am 15. Mai vorigen Jahres gegen Fortuna Düsseldorf, keine Chance. Sportlich war es die Hölle für Levan Kobiashvili. Und doch hat sich für den 35-jährigen Oldie dieser Ritt durch die Hölle gelohnt. 'Kobi' ist wieder da.
herthabsc.de: Levan, was war das für ein Gefühl, beim Stadtderby gegen den 1. FC Union vor zwei Wochen wieder auf dem Rasen zu stehen?
Levan Kobiashvili: Es war so schön wie beim allerersten Mal, als ob ich mein erstes Spiel in der Bundesliga bestreiten würde. Es war ein ganz toller Tag für mich.
herthabsc.de: Welchen Eindruck hattest Du von Deiner Rückkehr?
Kobiashvili: Dass es genau dieser Tag war, für den sich all die Mühen gelohnt haben. Ein Derby, ausverkauftes Stadion, viele Tore, eine tolle Stimmung – und selber noch dabei zu sein, deswegen spielt man Fußball. Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber speziell für mich war es, ganz unabhängig vom Ergebnis, klasse! Nur Salome, meine Tochter, hat geweint.
herthabsc.de: Warum hat die Kleine geweint?
Kobiashvili: Man muss wissen, dass sie gerade sechs geworden ist, ich habe sie immer ins Bett gebracht. Aber an dem Montag des Derbys eben nicht, weil es schon spät war. Das hat sie nach all der Zeit nicht verstanden und hat eben geweint.
herthabsc.de: Da weint das Herz von Papa Kobi womöglich auch, aber noch mehr freut es sich wahrscheinlich über die eigene Rückkehr ins Team.
Kobiashvili: Deswegen bin ich doch Profi geworden. Die Freude, wieder auf dem Platz zu stehen, war riesig. Und Zeit für meine Familie und für Salome werde ich auch noch haben, wenn ich nicht mehr spielen werde. Jetzt freut sie sich, mich spielen zu sehen.
herthabsc.de: Genau 242 Tage warst Du nicht aktiv. Wie hast Du die Zeit dazwischen erlebt?
Kobiashvili: Ganz schrecklich, ganz schlimm. Es war die schwerste Zeit meines Lebens. Ich durfte das nicht machen, was ich am besten kann, nämlich Fußball zu spielen. Ich habe trainiert, ich war immer da, aber ich wusste zugleich: Was auch immer ich mache, es interessiert eigentlich niemanden. Auch wenn ich mal mehr Zeit für meine Familie hatte, die Zeit ohne Fußball durchzustehen, kostet viel Kraft.
herthabsc.de: Aber alles hinzuschmeißen, zu sagen "Ich will nicht mehr", hätte womöglich das Ende der Karriere bedeutet.
Kobiashvili: Ich weiß. Deshalb habe ich gekämpft und immer versucht, alles zu geben. Und doch gab es Tage, an denen hatte ich keine Lust aufzustehen, keine Lust zum Training zu fahren, keine Lust mich weiter zu quälen. Es macht einfach keinen Spaß, nach dem Training nach Hause zu kommen und zu wissen, es war doch wieder umsonst. Aber dann habe ich mich doch überwunden, mir geschworen, dass ich nicht klein beigebe. Ich habe keinen Tag gefehlt. Trotz der schlimmen Momente wollte ich die Sache packen und beweisen, dass ich kämpfen kann und dass ich eines Tages wieder da bin.
herthabsc.de: Hattest Du jemals das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden?
Kobiashvili: Nein, nie. Das war für mich ein wirklich unglaubliches Erlebnis, dass mich der Trainer immer so behandelt hat, als ob ich spielen könnte. Waren wir mal 21 Feldspieler und er wollte, dass zehn gegen zehn spielen, ich war immer dabei, ich habe nie draußen gestanden. Dabei wäre es doch normal gewesen, wenn er auf mich verzichtet hätte. Das habe manchmal selbst ich nicht verstanden, denn die anderen brauchten das Zusammenspiel für den Moment mehr als ich. Für dieses Vertrauen, für dieses Dazu-gehörig-sein möchte ich mich einfach nur sehr bedanken.
herthabsc.de: Gab es trotzdem eine Phase in den sieben Monaten, in der Du die Entscheidung, weiterzumachen, bereut hast?
Kobiashvili: Überhaupt nicht. Ich bin ein Mensch, der ziemlich konsequent ist. Ich überlege mir vorher, was alles sein könnte, wenn ich mich so oder aber anders entscheide. Als ich gesagt habe, ich gehe da durch, dann bin ich mir das selbst schuldig, das auch wirklich durchzuziehen. Auf halber Strecke zu sagen "Sorry, ich habe mir das anders überlegt", ist nicht mein Ding, nicht eine Sekunde lang. Dafür bin ich nicht der Typ. Trotz aller zwischenzeitlichen Zweifel und Tiefpunkte nicht.
herthabsc.de: Schafft man das überhaupt allein?
Kobiashvili: Zum Glück musste ich das nicht, ich habe ja meine Familie und auch meine Mitspieler, die Trainer, alle, die an der Mannschaft sind. Ich habe es aber auch deshalb geschafft, weil ich in der Pflicht war und bin, der Mannschaft zu helfen.
herthabsc.de: Nach dem Comeback gegen den 1. FC Union saßst Du beim 1:0 in Aalen dann nur auf der Bank. Hattest Du vielleicht mit einem Einsatz gerechnet?
Kobiashvili: Die Mannschaft hat gewonnen, allein das ist wichtig. Auch will ich keine Geschenke bekommen, weil ich vielleicht ein netter Mensch bin, auch vom Trainer nicht. Wenn ich spiele, dann bitte nur deswegen, weil ich meine Leistung bringe. Alles andere wäre den anderen Spielern gegenüber respektlos und das will ich nicht. Sollte so etwas kommen, dann gehe ich lieber nach Hause und höre auf.
herthabsc.de: Nun bist Du tatsächlich schon 35 Jahre alt. Denkst Du daran, was vielleicht in einem Jahr oder in zwei Jahren sein könnte?
Kobiashvili: Natürlich macht man das in meinem Alter. Aber ich habe noch immer so viel Spaß und Lust, das alles hat noch nicht nachgelassen. Deswegen genieße ich die Zeit, die mir bleibt, vielleicht sogar etwas mehr als ein anderer Spieler.
herthabsc.de: Du bist mehrmals in die Bundesliga aufgestiegen, hast über 100 Länderspiele für Georgien bestritten, hat ein Spieler in deinem Alter trotzdem noch Träume?
Kobiashvili: Ja, natürlich. Es ist der Traum, dass wir mit Hertha sofort wieder aufsteigen, damit diese Mannschaft dorthin zurückkehrt, wohin sie gehört, in die Bundesliga. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir das schaffen. Dann bin auch ich stolz und zufrieden. Mein Traum ist nicht mehr, wie bei jungen Spielern, die Champions League zu gewinnen, sondern spätestens am 19. Mai 2013 wieder aufgestiegen zu sein.
herthabsc.de: Schon im Top-Spiel gegen den 1. FC Kaiserslauternam kommenden Montag kann ein weiterer Schritt Richtung des großen Ziels zurückgelegt werden. Welche Bedeutung hat dieses Spiel?
Kobiashvili: Es ist ein eminent wichtiges Spiel, wir können den Gegner auf noch größere Distanz bringen. Ich denke, wir können das schaffen, weil wir zu Hause spielen, unsere Fans im Rücken haben und nach meiner Meinung auch die bessere Mannschaft sind.
herthabsc.de: Um dann noch einmal Bundesliga zu spielen?
Kobiashvili: Wenn ich schon von meinem Traum gesprochen habe, dann wäre auch das noch einer, noch einmal mit Hertha BSC in der Bundesliga zu spielen. Ob es dann kurze Einsätze wären oder längere, ob viele oder wenige, das ist nicht so wichtig. Aber noch einmal da oben zu sein, das wäre wirklich ein richtig schöner Abschluss meiner Laufbahn in Deutschland. Ich jedenfalls werde alles dafür tun.
Er selbst hat wegen einer siebenmonatigen Sperre, ausgesprochen nach dem Relegations-Aus für Hertha BSC am 15. Mai vorigen Jahres gegen Fortuna Düsseldorf, keine Chance. Sportlich war es die Hölle für Levan Kobiashvili. Und doch hat sich für den 35-jährigen Oldie dieser Ritt durch die Hölle gelohnt. 'Kobi' ist wieder da.
herthabsc.de: Levan, was war das für ein Gefühl, beim Stadtderby gegen den 1. FC Union vor zwei Wochen wieder auf dem Rasen zu stehen?
Levan Kobiashvili: Es war so schön wie beim allerersten Mal, als ob ich mein erstes Spiel in der Bundesliga bestreiten würde. Es war ein ganz toller Tag für mich.
herthabsc.de: Welchen Eindruck hattest Du von Deiner Rückkehr?
Kobiashvili: Dass es genau dieser Tag war, für den sich all die Mühen gelohnt haben. Ein Derby, ausverkauftes Stadion, viele Tore, eine tolle Stimmung – und selber noch dabei zu sein, deswegen spielt man Fußball. Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber speziell für mich war es, ganz unabhängig vom Ergebnis, klasse! Nur Salome, meine Tochter, hat geweint.
herthabsc.de: Warum hat die Kleine geweint?
Kobiashvili: Man muss wissen, dass sie gerade sechs geworden ist, ich habe sie immer ins Bett gebracht. Aber an dem Montag des Derbys eben nicht, weil es schon spät war. Das hat sie nach all der Zeit nicht verstanden und hat eben geweint.
herthabsc.de: Da weint das Herz von Papa Kobi womöglich auch, aber noch mehr freut es sich wahrscheinlich über die eigene Rückkehr ins Team.
Kobiashvili: Deswegen bin ich doch Profi geworden. Die Freude, wieder auf dem Platz zu stehen, war riesig. Und Zeit für meine Familie und für Salome werde ich auch noch haben, wenn ich nicht mehr spielen werde. Jetzt freut sie sich, mich spielen zu sehen.
herthabsc.de: Genau 242 Tage warst Du nicht aktiv. Wie hast Du die Zeit dazwischen erlebt?
Kobiashvili: Ganz schrecklich, ganz schlimm. Es war die schwerste Zeit meines Lebens. Ich durfte das nicht machen, was ich am besten kann, nämlich Fußball zu spielen. Ich habe trainiert, ich war immer da, aber ich wusste zugleich: Was auch immer ich mache, es interessiert eigentlich niemanden. Auch wenn ich mal mehr Zeit für meine Familie hatte, die Zeit ohne Fußball durchzustehen, kostet viel Kraft.
herthabsc.de: Aber alles hinzuschmeißen, zu sagen "Ich will nicht mehr", hätte womöglich das Ende der Karriere bedeutet.
Kobiashvili: Ich weiß. Deshalb habe ich gekämpft und immer versucht, alles zu geben. Und doch gab es Tage, an denen hatte ich keine Lust aufzustehen, keine Lust zum Training zu fahren, keine Lust mich weiter zu quälen. Es macht einfach keinen Spaß, nach dem Training nach Hause zu kommen und zu wissen, es war doch wieder umsonst. Aber dann habe ich mich doch überwunden, mir geschworen, dass ich nicht klein beigebe. Ich habe keinen Tag gefehlt. Trotz der schlimmen Momente wollte ich die Sache packen und beweisen, dass ich kämpfen kann und dass ich eines Tages wieder da bin.
herthabsc.de: Hattest Du jemals das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden?
Kobiashvili: Nein, nie. Das war für mich ein wirklich unglaubliches Erlebnis, dass mich der Trainer immer so behandelt hat, als ob ich spielen könnte. Waren wir mal 21 Feldspieler und er wollte, dass zehn gegen zehn spielen, ich war immer dabei, ich habe nie draußen gestanden. Dabei wäre es doch normal gewesen, wenn er auf mich verzichtet hätte. Das habe manchmal selbst ich nicht verstanden, denn die anderen brauchten das Zusammenspiel für den Moment mehr als ich. Für dieses Vertrauen, für dieses Dazu-gehörig-sein möchte ich mich einfach nur sehr bedanken.
herthabsc.de: Gab es trotzdem eine Phase in den sieben Monaten, in der Du die Entscheidung, weiterzumachen, bereut hast?
Kobiashvili: Überhaupt nicht. Ich bin ein Mensch, der ziemlich konsequent ist. Ich überlege mir vorher, was alles sein könnte, wenn ich mich so oder aber anders entscheide. Als ich gesagt habe, ich gehe da durch, dann bin ich mir das selbst schuldig, das auch wirklich durchzuziehen. Auf halber Strecke zu sagen "Sorry, ich habe mir das anders überlegt", ist nicht mein Ding, nicht eine Sekunde lang. Dafür bin ich nicht der Typ. Trotz aller zwischenzeitlichen Zweifel und Tiefpunkte nicht.
herthabsc.de: Schafft man das überhaupt allein?
Kobiashvili: Zum Glück musste ich das nicht, ich habe ja meine Familie und auch meine Mitspieler, die Trainer, alle, die an der Mannschaft sind. Ich habe es aber auch deshalb geschafft, weil ich in der Pflicht war und bin, der Mannschaft zu helfen.
herthabsc.de: Nach dem Comeback gegen den 1. FC Union saßst Du beim 1:0 in Aalen dann nur auf der Bank. Hattest Du vielleicht mit einem Einsatz gerechnet?
Kobiashvili: Die Mannschaft hat gewonnen, allein das ist wichtig. Auch will ich keine Geschenke bekommen, weil ich vielleicht ein netter Mensch bin, auch vom Trainer nicht. Wenn ich spiele, dann bitte nur deswegen, weil ich meine Leistung bringe. Alles andere wäre den anderen Spielern gegenüber respektlos und das will ich nicht. Sollte so etwas kommen, dann gehe ich lieber nach Hause und höre auf.
herthabsc.de: Nun bist Du tatsächlich schon 35 Jahre alt. Denkst Du daran, was vielleicht in einem Jahr oder in zwei Jahren sein könnte?
Kobiashvili: Natürlich macht man das in meinem Alter. Aber ich habe noch immer so viel Spaß und Lust, das alles hat noch nicht nachgelassen. Deswegen genieße ich die Zeit, die mir bleibt, vielleicht sogar etwas mehr als ein anderer Spieler.
herthabsc.de: Du bist mehrmals in die Bundesliga aufgestiegen, hast über 100 Länderspiele für Georgien bestritten, hat ein Spieler in deinem Alter trotzdem noch Träume?
Kobiashvili: Ja, natürlich. Es ist der Traum, dass wir mit Hertha sofort wieder aufsteigen, damit diese Mannschaft dorthin zurückkehrt, wohin sie gehört, in die Bundesliga. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir das schaffen. Dann bin auch ich stolz und zufrieden. Mein Traum ist nicht mehr, wie bei jungen Spielern, die Champions League zu gewinnen, sondern spätestens am 19. Mai 2013 wieder aufgestiegen zu sein.
herthabsc.de: Schon im Top-Spiel gegen den 1. FC Kaiserslauternam kommenden Montag kann ein weiterer Schritt Richtung des großen Ziels zurückgelegt werden. Welche Bedeutung hat dieses Spiel?
Kobiashvili: Es ist ein eminent wichtiges Spiel, wir können den Gegner auf noch größere Distanz bringen. Ich denke, wir können das schaffen, weil wir zu Hause spielen, unsere Fans im Rücken haben und nach meiner Meinung auch die bessere Mannschaft sind.
herthabsc.de: Um dann noch einmal Bundesliga zu spielen?
Kobiashvili: Wenn ich schon von meinem Traum gesprochen habe, dann wäre auch das noch einer, noch einmal mit Hertha BSC in der Bundesliga zu spielen. Ob es dann kurze Einsätze wären oder längere, ob viele oder wenige, das ist nicht so wichtig. Aber noch einmal da oben zu sein, das wäre wirklich ein richtig schöner Abschluss meiner Laufbahn in Deutschland. Ich jedenfalls werde alles dafür tun.