Herthas Leitwolf
Teams | 25. Februar 2013, 18:36 Uhr

Herthas Leitwolf

Herthas Leitwolf

Der Kapitän der Herthaner steht vor dem Spitzenspiel am Montagabend (25.02.13) gegen den 1. FC Kaiserslautern bei herthabsc.de Rede und Antwort.
Berlin - Peter Niemeyer ist der Antreiber der Herthaner und das Herz des Teams. Unermüdlich arbeitet der Kapitän für die Mannschaft und stellt sich in ihren Dienst. Niemeyer ist robust – bisher beging er 53 Fouls, die meisten aller Hertha-Spieler, wurde allerdings auch selbst am häufigsten gefoult (52).

Der Mittelfeldspieler ist ein Denker und Lenker und schafft es, mit seiner Spielweise das Team mitzureißen. Das zweite Heimspiel nach der Winterpause ist ein weiteres Spitzenspiel, denn Hertha BSC empfängt als Tabellenzweiter den Dritten aus Kaiserslautern. Vor dem Gipfeltreffen sprach Peter Niemeyer über das Verlieren, den wegweisenden Charakter des Spiels und die Meisterschaft in der zweiten Liga.

herthabsc.de: Peter, ihr habt drei Spiele im neuen Kalenderjahr bestritten und eure Erfolgsserie fortgesetzt. Es stehen zwei Auswärtssiege in Regensburg und Aalen sowie das Unentschieden im Derby gegen Union zu Buche. Wie schätzt du den Auftakt ein?
Peter Niemeyer: Wir haben fast das Maximale herausgeholt und sind gut aus den Startlöchern gekommen, was auch wichtig war, um wieder den Rhythmus zu finden und Selbstvertrauen zu tanken. Wir können mit einer breiten Brust den Rest der Saison angehen.

herthabsc.de: Allerdings lief es im spielerischen Bereich noch nicht so rund, wie ihr euch das mit Sicherheit vorgestellt habt. Woran liegt das?
Peter Niemeyer: Zum einen liegt das an den Gegnern, die es uns nicht leicht machen. Zum anderen kommen uns die schlechten Platzverhältnisse nicht sonderlich entgegen, filigraner Fußball ist da kaum möglich. Sicherlich ist unser Spielaufbau noch verbesserungswürdig, dennoch: Um unser Ziel zu erreichen, brauchen wir Punkte und die haben wir geholt. Allein über das Schönspielen werden wir nicht aufsteigen. Ich bin mir aber auch sicher, dass das Spielerische mit der Zeit besser wird.

herthabsc.de: Das meist gesagte Wort nach dem Spiel gegen Aalen war 'Geduld'. Inwiefern spielt dieser Aspekt in eure gegenwärtige Leistung hinein?
Peter Niemeyer: Eine Saison ist lang und da braucht man auch die nötige Geduld, um erfolgreich zu sein. Aber ich sträube mich dagegen, nur das Haar in der Suppe zu suchen. Wir sind auf dem richtigen Weg.

herthabsc.de: Es besteht eine unglaubliche Serie von 20 ungeschlagenen Spielen – so etwas hat Hertha BSC in seiner Historie noch nicht erlebt. Weißt du überhaupt noch wie Verlieren geht?
Peter Niemeyer: Von der Vorsaison bin ich noch gezeichnet, daher habe ich es noch gut im Hinterkopf, wie es sich anfühlt, wenn man verliert. Aber zurzeit ist es durchaus angenehm, dies nicht erleben zu müssen. Es kann gerne so weiter gehen und dafür geben wir alles.

herthabsc.de: Euer Trainer Jos Luhukay hatte vor dem Saisonstart verkündet, dass es ab Oktober schwer werden würde, euch zu schlagen. Dafür wurde er durchaus belächelt, mittlerweile ganz bestimmt nicht mehr. Was macht eure Spielphilosophie denn nun so erfolgreich?
Peter Niemeyer: Wir funktionieren als Mannschaft extrem gut und selbst wenn es Ausfälle bei uns gibt, rücken die Nächsten nach und stehen ihren Mann. Sie kommen in dieses Gefüge eines gut harmonierenden Teams und daran erkennt man, dass nichts über den Mannschaftsgeist geht. Nur so kann man Erfolg haben.

herthabsc.de: Für dich persönlich hatte das neue Pflichtspieljahr denkbar unglücklich begonnen. Nach deiner Zehenprellung musstest du pausieren, hast dich dann aber wieder schnellstmöglich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Wie wichtig war es dir, sofort wieder helfen zu können?
Peter Niemeyer: Es war ärgerlich, dass ich einen großen Teil der Vorbereitung verpasst habe, konnte mich danach aber glücklich schätzen, dass der Trainer mir gleich wieder das Vertrauen geschenkt hat. Ich versuche immer der Mannschaft mit meinen Tugenden und meiner Qualität zu helfen. Wir haben viele verschiedene Charaktere auf dem Platz und ich bin nur einer davon, in der Gesamtheit ergänzen wir uns super.

herthabsc.de: Ihr habt am letzten Samstag in Aalen gespielt und das nächste Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern findet am Montag statt – neun Tage liegen also zwischen den beiden Partien. Wie schwer fällt es, die Spannung über einen solch langen Zeitraum aufrechtzuerhalten?
Peter Niemeyer: Über die Anstoßzeiten in der zweiten Liga brauche ich nicht mehr viel sagen. Da spielst du am Samstag um die Mittagszeit und isst Nudeln zum Frühstück, das ist schon grenzwertig. Grundsätzlich wäre es schöner, wenn wir den Samstag-Samstag-Rhythmus hätten, trotzdem freue ich mich auf die Montagabendspiele besonders. Diese Flutlichtatmosphäre, vor allem im Olympiastadion, ist klasse und motiviert, da nimmt man auch gerne mal eine neuntägige Pause in Kauf.

herthabsc.de: Am Montag steigt also das Spitzenspiel der 2. Bundesliga im Olympiastadion. Ihr empfangt als Tabellenzweiter den Dritten aus Kaiserslautern. Inwiefern ist diese Begegnung richtungsweisend im Aufstiegskampf?
Peter Niemeyer: Wir selbst können in diesem Spiel einen Riesenschritt in Richtung unseres Ziels machen. Wir haben eine perfekte Ausgangslage, die wir so untermauern wollen. Es geht zwar auch nur um drei Punkte, dennoch ist es gefühlt ein bisschen mehr, denn wir können Lautern nicht nur auf Distanz halten, sondern den Vorsprung weiter ausbauen.

herthabsc.de: Kaiserslautern hat seinen Kader in der Winterpause nochmal gehörig umgebaut. Sechs Neuzugänge können die Pfälzer verzeichnen. Wie schwer fällt es, diese neuformierte Mannschaft jetzt einzuschätzen?
Peter Niemeyer: Grundsätzlich ist festzuhalten: Wenn ein Klub in der Winterpause sechs Neue holt, war man mit der Hinserie sehr unzufrieden, das ist kein sonderlich positives Zeichen. In einem solchen Fall versucht jeder nochmal aufzurüsten, wir hatten das aber überhaupt nicht nötig, sind fokussiert auf das Spiel, egal wer da nun spielt.

herthabsc.de: Beide Teams bestechen durch sehr intensiv geführte Zweikämpfe und gehören zu den Klubs mit den meisten Fouls in der Liga. Was erwartest du für eine Partie?
Peter Niemeyer: Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, weil beide Teams unangefochten die besten Kader der Liga zu bieten haben. Da wird um jeden Grashalm auf dem Platz gekämpft und ich werde vorweggehen.

herthabsc.de: Kaiserslautern hat den Druck auf seiner Seite, sie müssen in das Spiel investieren, um den Abstand in der Tabelle zu verkürzen. Wird euch das entgegenkommen, dass der Gegner sich nicht wie so oft einigelt?
Peter Niemeyer: Die meisten unserer Gegner stehen tief und verteidigen kompakt, es ist brutal schwer, die Lücke in dem Verbund zu finden. Das ist durchaus der Grund dafür, dass wir nicht immer Hurra-Fußball bieten können. Aber wie man schon im Hinspiel gesehen hat, ist Kaiserslautern eine Mannschaft, die mitspielen möchte und gewillt ist, offensiv zu agieren. Das kommt uns und hoffentlich auch den Zuschauern entgegen.

herthabsc.de: Bei den Gästen wird Top-Torjäger Mo Idrissou fehlen, er hat im letzten Spiel gegen Duisburg die Gelb-Rote Karte gesehen. Wie erleichtert ist man, dass dieser unbequeme Gegenspieler nicht auf dem Feld stehen wird?
Peter Niemeyer: Ich finde es schade, denn ich spiele gerne gegen unbequeme Gegner, das motiviert mich. Für Lautern ist es natürlich ärgerlich, dass er fehlt, aber sie haben noch genügend Qualität in ihren Reihen. Vor ihrer Offensiv-Kraft sind wir gewarnt.

herthabsc.de: Apropos Karten. Du hast in Aalen deine achte Gelbe Karte der laufenden Saison kassiert. Wie groß ist deine Angst, dass du bei dem Spiel, in dem ihr den Aufstieg klarmacht, gar nicht auf dem Rasen stehen könntest?
Peter Niemeyer: Darüber habe ich noch keine einzige Sekunde nachgedacht. Ich kriege die ein oder andere Gelbe Karte, was meiner Spielweise geschuldet ist. Wenn jemand immer vollen Einsatz zeigt, kann es auch passieren, dass man über die Grenze hinauskommt. Ich versuche vorwegzugehen und da ist eine Gelbe Karte auch mal einkalkuliert.

herthabsc.de: Mit einem Sieg gegen den FCK würdet ihr auf 13 Punkte davonziehen und ein großes Polster zu Lautern auf dem Relegationsrang erarbeiten. Sowohl die ‚Roten Teufel‘ als auch der Rest der Verfolgergruppe schwächeln. Siehst du überhaupt noch ernstzunehmende Konkurrenz um den direkten Aufstiegsplatz?
Peter Niemeyer: Zweifelsfrei, denn dafür ist Kaiserslautern zu stark, sie haben die Qualität eine Serie zu starten und somit von hinten Druck auszuüben. Soviel Selbstbewusstsein habe ich allerdings auch, dass ich davon überzeugt bin, dass wir uns nicht mehr verdrängen lassen. Wir schauen auf uns und werden unsere Hausaufgaben erledigen, dann kann uns niemand stoppen.

herthabsc.de: Hertha führt gemeinsam mit Eintracht Braunschweig die Liga an. Wie bedeutsam ist es für dich, auch als Meister der zweiten Liga aufzusteigen?
Peter Niemeyer: Es war ein schönes Erlebnis vor zwei Jahren mit der Meistertrophäe eine Ehrenrunde durch das Olympiastadion zu drehen, trotzdem sollte dies nicht das Maßgebliche sein. Greuther Fürth wäre rückblickend wohl lieber als Zweiter aufgestiegen, wenn dies bedeutet hätte, dass sie jetzt auf der Position von Eintracht Frankfurt stünden. Platz eins ist ein gutes Ziel, daran arbeiten wir, letztlich hat aber der Aufstieg unsere primäre Aufmerksamkeit. Wenn wir das erreichen, bin ich glücklich und stolz auf die Mannschaft.

von Hertha BSC