
Teams | 1. März 2013, 16:22 Uhr
Ein kluger und stiller Genießer
Ein kluger und stiller Genießer

Für Peer Kluge steht die Leistung und der Erfolg des Teams stets im Vordergrund.

Berlin - Lange muss Peer Kluge nicht überlegen, um zu sagen, was für ihn ein Torjäger ist. "Das ist einer, der zwölf oder 13, besser vielleicht 17 oder 18 Tore in einer Saison erzielt und das viele Jahre wiederholt." Ein paar Namen hat er sofort parat von solchen Knipsern, mit denen er in seiner bewegten Karriere in einer Mannschaft gestanden hat. "Damals in Mönchengladbach war es Wesley Sonck, später beim 1. FC Nürnberg Marek Mintal, danach bei Schalke Raul und natürlich Klaas Jan Huntelaar."
Der Slowake Mintal (72 Erst- und Zweitligatreffer in Deutschland in 204 Spielen) und der Niederländer Huntelaar (167 Erstligatreffer in 259 Spielen in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Italien) wurden sogar Torschützenkönige in der Bundesliga. Auch bei Hertha BSC sind andere besser in der Lage, das zu erledigen. "Adrian Ramos und Pierre-Michel Lasogga haben schon nachgewiesen, dass sie das können, in dieser Saison dann Ronny", sagt er. Und um sofort alle Zweifel zu zerstreuen, auch er könne nach seinem goldenen 1:0-Siegtreffer gegen den 1. FC Kaiserslautern einer sein, wehrt Kluge dankend ab: "Auf mich trifft das nicht zu."
Der Slowake Mintal (72 Erst- und Zweitligatreffer in Deutschland in 204 Spielen) und der Niederländer Huntelaar (167 Erstligatreffer in 259 Spielen in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Italien) wurden sogar Torschützenkönige in der Bundesliga. Auch bei Hertha BSC sind andere besser in der Lage, das zu erledigen. "Adrian Ramos und Pierre-Michel Lasogga haben schon nachgewiesen, dass sie das können, in dieser Saison dann Ronny", sagt er. Und um sofort alle Zweifel zu zerstreuen, auch er könne nach seinem goldenen 1:0-Siegtreffer gegen den 1. FC Kaiserslautern einer sein, wehrt Kluge dankend ab: "Auf mich trifft das nicht zu."
Sportlich vorweg, sonst aber lieber im Hintergrund
Selten genug kommt es vor, dass einer wie er ein ganz entscheidendes Tor erzielt. Dass er es dann für seine Verhältnisse umso ausgelassener feiert und genießt, ist nur allzu normal. Auch dass er sich, aufgewühlt wie er ist, bis spät in die Nacht das komplette Spiel nochmals reinzieht, erscheint ganz menschlich. Das haben andere vor ihm ebenso gehalten. Franz Roth zum Beispiel, den sie alle nur 'Bulle' riefen, weil er an der Seite der Weltklassespieler Franz Beckenbauer und Gerd Müller die Rolle des Draufgängers im Mittelfeld gab und eben wie ein Bulle über den Rasen pflügte, und der doch das 1:0-Siegtor beim ersten Europapokaltriumph der Münchner Bayern 1967 gegen Glasgow Rangers erzielte, nahm den Pott mit ins Schlafzimmer.
Denn so ein Tor ist und bleibt etwas ganz Besonderes für einen, dem das nicht ganz so häufig gelingt. Das Gefühl ist deshalb umso schöner. Dennoch hält Peer Kluge den Ball auch in diesem für ihn anheimelnden Moment lieber flach, so wie immer in seinem Leben: "Dass ich das Tor geschossen habe, darüber freue ich mich, ganz klar. Aber in erster Linie freue ich mich darüber, dass wir als Mannschaft so gut aufgetreten sind." So war er und so ist er, lieber in den Hintergrund treten und den Triumph still genießen.
Peer Kluge zwischen 'Zehner' und 'Wasserträger'
Dass der goldene Torschütze nicht mehr ganz so jung und mit 32 Jahren sozusagen am Spätnachmittag seiner langen Karriere angelangt ist, macht die Sache fast noch schöner. Und trotzdem bleibt Peer Kluge, der einzige Torschütze beim 1:0-Erfolg von Hertha BSC im Zweitliga-Spitzenspiel gegen die Roten Teufel, der den Blau-Weißen im Kampf um die sofortige Rückkehr in die Bundesliga ein sattes Polster von 13 Punkten beschert hat, total unaufgeregt. Denn seine Rolle ist eine andere. "Mit Peter Niemeyer bin ich dafür zuständig, im Mittelfeld alles zusammenzuhalten", sagt er. Da sind taktische Feinheiten gefragt, weil in dieser Zone, in der sich Peer Kluge zumeist aufhält, die großen Entscheidungen fallen.
Hier werden die Signale gegeben, ob die Post abgeht oder ob sich die Mannschaft doch lieber zurückzieht. Hier sind eher die Malocher am Werk, die sich für keinen Zweikampf zu schade sind, die sich aber trotzdem auch auf Kreativität verstehen. "In ganz frühen Jahren habe ich auch als Zehner gespielt", sagt Kluge. Na bitte. Und trotzdem ist er sich nicht zu schade, für andere, speziell für Ronny, mitzulaufen, ihm den Rücken freizuhalten. Und da ist er schon wieder, der völlig unaufgeregte Peer: "So etwas zu machen, ist doch nicht schlimm." Selbst bei dem Wort 'Wasserträger' fühlt er sich alles andere als mies: "Jeder hat seine Aufgabe. Und wenn in der Mannschaft die Balance stimmt, dann sind wir auch stark."
Für Peer ist immer die Mannschaft der Star
So kann nur einer sprechen, der sich selbst nicht gar so wichtig nimmt, der verstanden und verinnerlicht hat, dass einer allein nichts schaffen kann in einem Metier, in dem zwar viele glauben, ein Star zu sein, in dem aber der alleinige Star die Mannschaft ist. Auch deshalb genießt er einen guten Stand innerhalb des Teams und ebenso beim Trainer. "Peer ist einer, der Fußball lebt", sagt Jos Luhukay, "er arbeitet unglaublich fleißig und ist ein guter Teamplayer." So und nicht anders will Kluge es. Nicht wie ein Lautsprecher durch die Liga tönen, sondern eher heimlich, still und leise auftrumpfen und sich dann unbändig freuen können über einen Coup, den ihm am Anfang seiner Karriere nicht so viele zugetraut haben.
"Inzwischen ist es wohl so, dass ich niemandem mehr was beweisen muss, aber es stimmt schon, dass es mal Zeiten gab in meiner Karriere, in denen ich unterschätzt worden bin. Man hat mich nur als Läufer gesehen, als Kämpfer. Aber das ist jetzt nicht mehr so. Man hat erkannt, dass ich auch anders kann. Ich glaube schon, dass ich einen ordentlichen Ball spielen kann." Wie sonst käme einer wie er auf 218 Bundesliga- und 89 Zweitligaspiele. Wie sonst hätte er im damaligen DFB-Perspektivteam spielen können. Wie sonst würden Trainer wie Hans Meyer, Felix Magath, Huub Stevens und nun auch Jos Luhukay, mit dem Peer Kluge einst schon in Mönchengladbach gearbeitet hat, so große Stücke auf ihn halten.
Gegen Dresden gab es immer heiße Tänze
Weil er ein ehrlicher und grundsolider Mensch und Spieler ist. "Man kann mit mir zwar auch lachen und viel Spaß haben, aber wenn die Sache ernst wird, dann bin ich total fokussiert, dann lenkt mich so schnell nichts ab", sagt er. Genauso bügelt er die Serie von 21 Spielen ohne Niederlage ab, weil sie zwar schön ist, aber von der Hauptsache eher abzulenken scheint. "Die ist zwar schön, aber darüber dürfen wir unser großes Ziel nicht aus den Augen lassen." Das heißt auch für Peer Kluge: Aufstieg. Und am besten die Serie in Dresden ausbauen.
Dass es eng werden kann, ahnt der gebürtige Sachse, der in Frankenberg geboren ist und beim Chemnitzer FC den Durchbruch in die Zweite Liga geschafft hat. "Ich weiß, dass Dynamo in der DDR eine große Nummer gewesen ist. Aus meinen jungen Jahren erinnere ich mich gern an die heißen Tänze, die es im Nachwuchs um die Sachsenmeisterschaft gab. Aber auch in Dresden wollen wir den nächsten Schritt gehen, um unser Ziel zu erreichen." Sollte es sogar mit einem Tor von Peer Kluge klappen, dann würde er so wenig Aufhebens davon machen wie bei seinem Ding gegen Kaiserslautern. Er würde den Triumph lieber still genießen.
Selten genug kommt es vor, dass einer wie er ein ganz entscheidendes Tor erzielt. Dass er es dann für seine Verhältnisse umso ausgelassener feiert und genießt, ist nur allzu normal. Auch dass er sich, aufgewühlt wie er ist, bis spät in die Nacht das komplette Spiel nochmals reinzieht, erscheint ganz menschlich. Das haben andere vor ihm ebenso gehalten. Franz Roth zum Beispiel, den sie alle nur 'Bulle' riefen, weil er an der Seite der Weltklassespieler Franz Beckenbauer und Gerd Müller die Rolle des Draufgängers im Mittelfeld gab und eben wie ein Bulle über den Rasen pflügte, und der doch das 1:0-Siegtor beim ersten Europapokaltriumph der Münchner Bayern 1967 gegen Glasgow Rangers erzielte, nahm den Pott mit ins Schlafzimmer.
Denn so ein Tor ist und bleibt etwas ganz Besonderes für einen, dem das nicht ganz so häufig gelingt. Das Gefühl ist deshalb umso schöner. Dennoch hält Peer Kluge den Ball auch in diesem für ihn anheimelnden Moment lieber flach, so wie immer in seinem Leben: "Dass ich das Tor geschossen habe, darüber freue ich mich, ganz klar. Aber in erster Linie freue ich mich darüber, dass wir als Mannschaft so gut aufgetreten sind." So war er und so ist er, lieber in den Hintergrund treten und den Triumph still genießen.
Peer Kluge zwischen 'Zehner' und 'Wasserträger'
Dass der goldene Torschütze nicht mehr ganz so jung und mit 32 Jahren sozusagen am Spätnachmittag seiner langen Karriere angelangt ist, macht die Sache fast noch schöner. Und trotzdem bleibt Peer Kluge, der einzige Torschütze beim 1:0-Erfolg von Hertha BSC im Zweitliga-Spitzenspiel gegen die Roten Teufel, der den Blau-Weißen im Kampf um die sofortige Rückkehr in die Bundesliga ein sattes Polster von 13 Punkten beschert hat, total unaufgeregt. Denn seine Rolle ist eine andere. "Mit Peter Niemeyer bin ich dafür zuständig, im Mittelfeld alles zusammenzuhalten", sagt er. Da sind taktische Feinheiten gefragt, weil in dieser Zone, in der sich Peer Kluge zumeist aufhält, die großen Entscheidungen fallen.
Hier werden die Signale gegeben, ob die Post abgeht oder ob sich die Mannschaft doch lieber zurückzieht. Hier sind eher die Malocher am Werk, die sich für keinen Zweikampf zu schade sind, die sich aber trotzdem auch auf Kreativität verstehen. "In ganz frühen Jahren habe ich auch als Zehner gespielt", sagt Kluge. Na bitte. Und trotzdem ist er sich nicht zu schade, für andere, speziell für Ronny, mitzulaufen, ihm den Rücken freizuhalten. Und da ist er schon wieder, der völlig unaufgeregte Peer: "So etwas zu machen, ist doch nicht schlimm." Selbst bei dem Wort 'Wasserträger' fühlt er sich alles andere als mies: "Jeder hat seine Aufgabe. Und wenn in der Mannschaft die Balance stimmt, dann sind wir auch stark."
Für Peer ist immer die Mannschaft der Star
So kann nur einer sprechen, der sich selbst nicht gar so wichtig nimmt, der verstanden und verinnerlicht hat, dass einer allein nichts schaffen kann in einem Metier, in dem zwar viele glauben, ein Star zu sein, in dem aber der alleinige Star die Mannschaft ist. Auch deshalb genießt er einen guten Stand innerhalb des Teams und ebenso beim Trainer. "Peer ist einer, der Fußball lebt", sagt Jos Luhukay, "er arbeitet unglaublich fleißig und ist ein guter Teamplayer." So und nicht anders will Kluge es. Nicht wie ein Lautsprecher durch die Liga tönen, sondern eher heimlich, still und leise auftrumpfen und sich dann unbändig freuen können über einen Coup, den ihm am Anfang seiner Karriere nicht so viele zugetraut haben.
"Inzwischen ist es wohl so, dass ich niemandem mehr was beweisen muss, aber es stimmt schon, dass es mal Zeiten gab in meiner Karriere, in denen ich unterschätzt worden bin. Man hat mich nur als Läufer gesehen, als Kämpfer. Aber das ist jetzt nicht mehr so. Man hat erkannt, dass ich auch anders kann. Ich glaube schon, dass ich einen ordentlichen Ball spielen kann." Wie sonst käme einer wie er auf 218 Bundesliga- und 89 Zweitligaspiele. Wie sonst hätte er im damaligen DFB-Perspektivteam spielen können. Wie sonst würden Trainer wie Hans Meyer, Felix Magath, Huub Stevens und nun auch Jos Luhukay, mit dem Peer Kluge einst schon in Mönchengladbach gearbeitet hat, so große Stücke auf ihn halten.
Gegen Dresden gab es immer heiße Tänze
Weil er ein ehrlicher und grundsolider Mensch und Spieler ist. "Man kann mit mir zwar auch lachen und viel Spaß haben, aber wenn die Sache ernst wird, dann bin ich total fokussiert, dann lenkt mich so schnell nichts ab", sagt er. Genauso bügelt er die Serie von 21 Spielen ohne Niederlage ab, weil sie zwar schön ist, aber von der Hauptsache eher abzulenken scheint. "Die ist zwar schön, aber darüber dürfen wir unser großes Ziel nicht aus den Augen lassen." Das heißt auch für Peer Kluge: Aufstieg. Und am besten die Serie in Dresden ausbauen.
Dass es eng werden kann, ahnt der gebürtige Sachse, der in Frankenberg geboren ist und beim Chemnitzer FC den Durchbruch in die Zweite Liga geschafft hat. "Ich weiß, dass Dynamo in der DDR eine große Nummer gewesen ist. Aus meinen jungen Jahren erinnere ich mich gern an die heißen Tänze, die es im Nachwuchs um die Sachsenmeisterschaft gab. Aber auch in Dresden wollen wir den nächsten Schritt gehen, um unser Ziel zu erreichen." Sollte es sogar mit einem Tor von Peer Kluge klappen, dann würde er so wenig Aufhebens davon machen wie bei seinem Ding gegen Kaiserslautern. Er würde den Triumph lieber still genießen.