
Von Schlauchbooten, Kissen und Wolken
Von Schlauchbooten, Kissen und Wolken

Berlin - Bei der Betrachtung des Fußballtempels im Münchner Norden sprudelt es förmlich vor Assoziationen aus einem heraus. Es sehe aus wie ein riesiges Schlauchboot oder ein überdimensionales Kissen oder aber eine am Himmel vorüberziehende Wolke. Vielleicht werden auch die Spieler von Hertha BSC diese Gedanken bei der Fahrt zum Stadion haben, aber spätestens mit dem Anpfiff am Samstag (16.03.13) um 13.00 Uhr werden die Herthaner mit dem Kopf nur bei einer Sache sein – dem Spiel, das sie unbedingt gewinnen wollen.
Auf eine ruhige Schifffahrt im Schlauchboot Allianz Arena darf sich der Spitzenreiter allerdings nicht einstellen, denn die 'Löwen' haben wieder ihre Krallen in Richtung Aufstiegsrelegationsrang ausgestreckt. Vier Punkte trennt das Team aus der bayerischen Landeshauptstadt noch vom 1. FC Kaiserslautern, der seit dem 13. Spieltag den dritten Tabellenrang für sich vereinnahmt. Als schillernde Manege für bissige Raubtiere konnte sich die 'Double-A', wie die Allianz Arena auch umgangssprachlich genannt wird, in dieser Spielzeit noch nicht entwickeln. Jeweils vier Siege, Unentschieden und Niederlagen gab es für die Sechziger im heimischen Stadion, in dem maximal 71.137 Zuschauer Platz finden.
Löwen-Traum von der Ersten Liga
So richtig zufrieden sind die 1860-Fans allerdings nicht mit dem im Jahr 2005 eröffneten WM-Stadion. Bei Heimspielen der Blauen wird aufgrund des geringen Zuschauerzuspruchs meistens der Oberring mit großen Bannern abgedeckt, um nicht eine völlige Leere entstehen zu lassen. Die Tatsache, dass sich die 'Löwen' mit dem großen Stadtrivalen Bayern München den Spielort teilen müssen, stößt der Anhängerschaft bitter auf. Vielmehr träumen die Fans von einer Rückkehr in die alte Heimat an der Grünwalder Straße.
Doch derartige Visionen sind wahrhaft nur Träumereien, von denen es noch mehr im Umfeld des TSV gibt. Die Gegenwart des Vereins findet in der Allianz Arena statt – dem Stadion, was sehr an ein Kopfkissen erinnert. Auf diesem luftigen Kissen schlummern die ganz großen Träume des Klubs: Die Rückkehr in die 1. Fußball-Bundesliga. Ein deutscher Meistertitel (1966), zwei DFB-Pokalsiege (1942, 1964) und die Teilnahme am Finale des Europapokals der Pokalsieger (1965) zeugen von einer erfolgreichen Vergangenheit. Einen schweren Dämpfer musste der Traditionsklub 1982 verkraften, als der Deutsche Fußball-Bund den Münchnern die Lizenz entzog und der schwere Gang in die Bayernliga angetreten werden musste. Im Jahr 1994 gelang der Sprung zurück in eine zehn Spielzeiten währende Erstligazugehörigkeit, die 2004 mit dem erneuten Abstieg in die 2. Bundesliga endete.
Auf Wolke Sieben Richtung Liga eins
Seitdem kämpft der TSV 1860 München um die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse – bisher ohne Erfolg. Auch in dieser Saison wollten die Münchner 'Löwen' um die Aufstiegsränge mitspielen und erlebten ein stetiges Hin und Her zwischen Aufstiegslust und Abrutschfrust. Auf bis zu zehn Punkte war der Rückstand auf Rang drei bereits angewachsen, 1860 kämpfte sich wieder auf fünf Zähler heran, um das Ziel mit einem Neun-Punkte-Defizit vorübergehend wieder aus den Augen zu verlieren. Nun ist die Euphorie erneut groß, weil man den 'Roten Teufeln' aus Kaiserslautern im Nacken sitzt.
Am Samstag empfängt der Tabellensiebte Hertha BSC. Mit dem klaren 3:0 im Hinspiel bescherten die Berliner den Sechzigern die erste Saisonpleite nach zuvor acht ungeschlagenen Partien. Für gleich vier 1860-Spieler wird es ein Wiedersehen mit dem Ex-Klub geben: Gábor Király, Malik Fathi, Maximilian Nicu und Rob Friend haben eine einschlägige Hertha-Vergangenheit. Rücksicht auf Befindlichkeiten der Ehemaligen werden die aktuellen Herthaner aber mit Sicherheit nicht nehmen, denn viel zu groß ist der unbedingte Wille, selbst zurück in die Erste Liga zu stürmen. Ein Sieg gegen 1860 München könnte ein nächster Meilenstein dafür sein. Und dies in einem Stadion, das wie eine Wolke im Stadtteil Fröttmaning schwebt. Mit einem Auswärtsdreier kann Hertha BSC auf Wolke Sieben aufspringen und sich ein weiteres Stück näher zum großen Ziel tragen lassen.
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