
Club | 22. März 2013, 16:38 Uhr
(K)ein Fall für Zwei
(K)ein Fall für Zwei

Ein Hauch von Bond steckt auch darin: Der ehemalige Angreifer Sven Kretschmer und der Ex-Abwehrspieler Torsten Wohlert bilden die Scouting-Abteilung von Hertha BSC.
Berlin - In der Scouting-Abteilung sind viel Akribie, genaue Beobachtungsgabe und ein ganz langer Atem gefragt. Manchmal dauert es Jahre, bis ein Spieler endlich verpflichtet werden kann, selten geht es ganz schnell, noch viel öfter aber klappt es gar nicht, weil sich ein Spieler nicht in erhofftem Maße weiterentwickelt, sich anders orientiert oder einfach nur aus dem Blickwinkel verschwindet. Häufig kommt es sogar vor, dass die Spieler gar nicht erfahren, dass sich ein Verein oder ein Trainer für sie interessiert oder interessiert haben. Und dennoch gibt es unzählige Dateien und eine Unmenge an Informationen, die Sven Kretschmer und Torsten Wohlert, die beiden hauptamtlichen Scouts von Hertha BSC, parat haben müssen über die Spieler, die irgendwann in den Fokus geraten oder geraten könnten.
„Alles, was man sieht, kann wichtig sein“, sagt Sven Kretschmer, seit zehn Jahren mit der Aufgabe verwachsen, Spieler und Spiele für unseren Verein zu beobachten. Es passt, dass Kretschmer ein ehemaliger Angreifer ist, der in der Bundesliga Tore erzielte gegen Borussia Dortmund mit Stefan Klos und Thomas Helmer sowie gegen Bayern München mit Raimond Aumann, Stefan Effenberg und Brian Laudrup, und dass Wohlert ein ausgewiesener Abwehr-Haudegen war, der in 199 Bundesligaspielen für Borussia Dortmund, den FC Homburg, Waldhof Mannheim und den MSV Duisburg nicht einem Zweikampf aus dem Wege gegangen ist.
Zwischen Stadion und Schreibtisch
Oft sind Kretschmer und Wohlert gemeinsam mit Video-Analyst Andreas Schießer in offizieller Mission unterwegs, um den kommenden Gegner zu beobachten und Trainer Jos Luhukay mit frischen und umfangreichen Informationen zu versorgen, die er in der Spielvorbereitung gezielt einsetzen kann. Neben den bewegten Bildern und den verbalen Informationen umfasst solch ein Dossier schon mal 30 Schreibmaschinenseiten und mehr. Je mehr Informationen es gibt, desto besser.
Die meisten Tage sind wenig spektakulär, da müssen Kretschmer und Wohlert ihr Archiv pflegen, neue Informationen verarbeiten, sich Verletzungen von Spielern notieren und mit vertraglichen Inhalten beschäftigen, sich schlichtweg mit dem umfangreichen Markt auseinandersetzen. "Oftmals ist es auch ein Schreibtisch-Job", sagt Kretschmer, "da bekommt man Links gesendet über einen Spieler, schiebt einen Stick in den PC und schaut sich Szenen an, ganz selten nur kommt noch eine DVD."
200 Spiele im Jahr
Wichtig dabei aber ist, dass man sich ein möglichst umfassendes Bild über einen Spieler macht, "ihn in allen Situationen sieht und sich nicht nur ein Video anschaut, auf dem nur die besten Szenen zusammengeschnitten sind", so der Chefscout. Jede Information kann wichtig sein und vor allem – Kretschmer und Wohlert müssen sie zur Hand haben, wenn sie benötigt wird. Es ist Fußball und was im Profibereich in all seinen Facetten dazugehört. Dazu gehört manchmal auch ein 24-Stunden-Arbeitstag, eine Sieben-Tage-Arbeitswoche und das nicht so selten. "So 15 bis 20 Spiele pro Monat sehe ich mir schon an", sagt Kretschmer, Wohlert auch. Das sind 200 Spiele im Jahr, zu jedem Spiel tausende an Informationen, die abrufbereit sein müssen. Und nicht zu vergessen die eigene Mannschaft. "Auch da muss man wissen, was so läuft", versichert Kretschmer, "denn man muss natürlich auch einschätzen können, ob ein anderer auf der gewissen Position besser ist als unser Spieler und ob er uns tatsächlich weiterhelfen kann."
Der Tag, die Woche, der Monat sind vollgestopft mit Fußball. Das ist nicht immer nur interessant, manchmal auch ermüdend – und muss doch sein, um mitspielen zu können in der Liga der Großen. Zunächst sind die Beobachter in Deutschland unterwegs, "unserem Heimatmarkt" (Kretschmer), aber auch in Europa und in Übersee, wenngleich der brasilianische Markt nicht mehr ganz so im Fokus steht wie zu Zeiten von Alex Alves, Marcelinho und Gilberto. Wichtig ist dabei nicht nur ein Netzwerk, sondern auch Sprachkenntnisse. Kretschmer: "Mit Englisch kommt man in Europa, auch im Osten Europas, schon sehr weit. Auch in Asien." Derzeit aber paukt er auch Spanisch.
Ein Hauch von James Bond
In manchen Aktionen, in manchen Tagen aber steckt auch ein Hauch von James Bond. Wenn es tatsächlich darum geht, unbemerkt an ein Talent zu kommen oder als Erster einen Spieler anzusprechen, für den sich auch andere Vereine interessieren. Dabei kommt es auch darauf an, fachkundig, seriös, überzeugend und sympathisch aufzutreten. Insofern sind Kretschmer und Wohlert die personifizierte Visitenkarte des Vereins, weil sie die Ersten sind, über die ein noch fremder Spieler mit Hertha BSC in Kontakt tritt. Aber auch da sollten sich Kretschmer und Wohlert nicht allein am namhaftesten Geheimagenten Ihrer Majestät orientieren. Denn selbst 007 gelingt nicht täglich ein spektakulärer Coup.
Den können beide allein auch kaum stemmen. Dazu sind die Aufgaben zu vielschichtig und der Markt zu groß. Deshalb ist der Job längst kein Fall für Zwei mehr. Das sieht auch Kretschmer so: "Natürlich bereiten wir alle Optionen für einen Transfer vor, sammeln alle Informationen und bereiten sie auf. Aber um auch zum Ziel zu kommen, braucht es ein starkes Team."
„Alles, was man sieht, kann wichtig sein“, sagt Sven Kretschmer, seit zehn Jahren mit der Aufgabe verwachsen, Spieler und Spiele für unseren Verein zu beobachten. Es passt, dass Kretschmer ein ehemaliger Angreifer ist, der in der Bundesliga Tore erzielte gegen Borussia Dortmund mit Stefan Klos und Thomas Helmer sowie gegen Bayern München mit Raimond Aumann, Stefan Effenberg und Brian Laudrup, und dass Wohlert ein ausgewiesener Abwehr-Haudegen war, der in 199 Bundesligaspielen für Borussia Dortmund, den FC Homburg, Waldhof Mannheim und den MSV Duisburg nicht einem Zweikampf aus dem Wege gegangen ist.
Zwischen Stadion und Schreibtisch
Oft sind Kretschmer und Wohlert gemeinsam mit Video-Analyst Andreas Schießer in offizieller Mission unterwegs, um den kommenden Gegner zu beobachten und Trainer Jos Luhukay mit frischen und umfangreichen Informationen zu versorgen, die er in der Spielvorbereitung gezielt einsetzen kann. Neben den bewegten Bildern und den verbalen Informationen umfasst solch ein Dossier schon mal 30 Schreibmaschinenseiten und mehr. Je mehr Informationen es gibt, desto besser.
Die meisten Tage sind wenig spektakulär, da müssen Kretschmer und Wohlert ihr Archiv pflegen, neue Informationen verarbeiten, sich Verletzungen von Spielern notieren und mit vertraglichen Inhalten beschäftigen, sich schlichtweg mit dem umfangreichen Markt auseinandersetzen. "Oftmals ist es auch ein Schreibtisch-Job", sagt Kretschmer, "da bekommt man Links gesendet über einen Spieler, schiebt einen Stick in den PC und schaut sich Szenen an, ganz selten nur kommt noch eine DVD."
200 Spiele im Jahr
Wichtig dabei aber ist, dass man sich ein möglichst umfassendes Bild über einen Spieler macht, "ihn in allen Situationen sieht und sich nicht nur ein Video anschaut, auf dem nur die besten Szenen zusammengeschnitten sind", so der Chefscout. Jede Information kann wichtig sein und vor allem – Kretschmer und Wohlert müssen sie zur Hand haben, wenn sie benötigt wird. Es ist Fußball und was im Profibereich in all seinen Facetten dazugehört. Dazu gehört manchmal auch ein 24-Stunden-Arbeitstag, eine Sieben-Tage-Arbeitswoche und das nicht so selten. "So 15 bis 20 Spiele pro Monat sehe ich mir schon an", sagt Kretschmer, Wohlert auch. Das sind 200 Spiele im Jahr, zu jedem Spiel tausende an Informationen, die abrufbereit sein müssen. Und nicht zu vergessen die eigene Mannschaft. "Auch da muss man wissen, was so läuft", versichert Kretschmer, "denn man muss natürlich auch einschätzen können, ob ein anderer auf der gewissen Position besser ist als unser Spieler und ob er uns tatsächlich weiterhelfen kann."
Der Tag, die Woche, der Monat sind vollgestopft mit Fußball. Das ist nicht immer nur interessant, manchmal auch ermüdend – und muss doch sein, um mitspielen zu können in der Liga der Großen. Zunächst sind die Beobachter in Deutschland unterwegs, "unserem Heimatmarkt" (Kretschmer), aber auch in Europa und in Übersee, wenngleich der brasilianische Markt nicht mehr ganz so im Fokus steht wie zu Zeiten von Alex Alves, Marcelinho und Gilberto. Wichtig ist dabei nicht nur ein Netzwerk, sondern auch Sprachkenntnisse. Kretschmer: "Mit Englisch kommt man in Europa, auch im Osten Europas, schon sehr weit. Auch in Asien." Derzeit aber paukt er auch Spanisch.
Ein Hauch von James Bond
In manchen Aktionen, in manchen Tagen aber steckt auch ein Hauch von James Bond. Wenn es tatsächlich darum geht, unbemerkt an ein Talent zu kommen oder als Erster einen Spieler anzusprechen, für den sich auch andere Vereine interessieren. Dabei kommt es auch darauf an, fachkundig, seriös, überzeugend und sympathisch aufzutreten. Insofern sind Kretschmer und Wohlert die personifizierte Visitenkarte des Vereins, weil sie die Ersten sind, über die ein noch fremder Spieler mit Hertha BSC in Kontakt tritt. Aber auch da sollten sich Kretschmer und Wohlert nicht allein am namhaftesten Geheimagenten Ihrer Majestät orientieren. Denn selbst 007 gelingt nicht täglich ein spektakulärer Coup.
Den können beide allein auch kaum stemmen. Dazu sind die Aufgaben zu vielschichtig und der Markt zu groß. Deshalb ist der Job längst kein Fall für Zwei mehr. Das sieht auch Kretschmer so: "Natürlich bereiten wir alle Optionen für einen Transfer vor, sammeln alle Informationen und bereiten sie auf. Aber um auch zum Ziel zu kommen, braucht es ein starkes Team."