
Damals war's: Dramatische Schlussphase bei 1860
Damals war's: Dramatische Schlussphase gegen die Löwen

Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte erinnern sich Herthaner an eine Reihe von bemerkenswerten Spielen. Am vorletzten Spieltag sicherte das Team von Hertha-Trainer Hans Meyer im Münchner Olympiastadion den Verbleib in der 1. Bundesliga. In einer packenden Schlussphase gegen den TSV 1860 München überschlugen sich die Ereignisse.
Vorgeschichte: So glücklich die Saison 2002/2003 für Hertha BSC mit dem Einzug in den UEFA-Pokal endete, so unglücklich verlief die Saison 2003/2004. Drei Spieltage vor dem Ende der Spielzeit schwebte Hertha BSC noch in größter Abstiegsgefahr. Einen Platz und einen Punkt standen die Berliner noch von einem Abstiegsrang entfernt. Dank eines spektakulären 6:2-Erfolg gegen Borussia Dortmund und der gleichzeitigen 0:3-Niederlage von 1860 München in Rostock hatte Hertha auf einmal einen Vorsprung von vier Punkten bei einem um zwei Treffer besseren Torverhältnis. Ein Punkt am vorletzten Spieltag bei den Münchener Löwen sollte zum endgütigen Klassenerhalt reichen.
Ablauf: Das Team von Hertha-Trainer Hans Meyer wurde frühzeitig kalt im Münchner Olympiastadion erwischt. Ein hoch vor das Berliner Tor geschlagener Freistoß von der rechten Seite durch Andreas Görlitz fand den Weg auf den Kopf von Abwehrspieler Rodrigo Costa, der den Ball an Christian Fiedler vorbei ins Tor wuchtete. Nach gerade einmal sechs Spielminuten führten die Löwen mit 1:0.

Madlung mit dem wichtigen Ausgleich
Zur zweiten Halbzeit blieb zwar die Aufstellung der Herthaner unverändert, die Einstellung hingegen hatte sich völlig gewandelt. Hertha schien verstanden zu haben, was auf dem Spiel stand und setzte den Gegner zunehmend unter Druck, ohne jedoch für große Torgefahr zu sorgen. Die Sechziger verlegten sich auf das Kontern und kamen durch Roman Tyce, Matthias Lehmann und Lance Davids zu Möglichkeiten, doch Fiedler konnte mit seinen Paraden einen höheren Rückstand verhindern. Coach Meyer versuchte nochmal mit Einwechslungen frischen Wind in die Angriffsbemühungen der Berliner zu bringen, brachte Rafael und Marko Rehmer.
Die Zeit rannte den Berlinern davon, die nun mit aller Macht nach vorne drängten und einen Freistoß erhielten, den Marcelinho vor das Tor der Löwen schlug. Dort schraubte sich Alexander Madlung in die Höhe und köpfte den Ball ins Tor (82.) – riesiger Jubel auf Seiten der Herthaner nach dem so wichtigen 1:1! Noch acht Minuten fehlten somit zum Klassenerhalt. Doch wer glaubte, dass die Gastgeber ihren Mut verloren, hatte sich getäuscht. Mit einem letzten Aufbäumen setzten die Münchner zur Schlussoffensive an, die fast ihre Krönung finden sollte. Nach einem Foul von Arne Friedrich an Martin Stranzl entschied Referee Stefan Trautmann auf Strafstoß (88.). Ewig dauerte es, bis 1860-Stürmer Francis Kioyo, der unmittelbar zuvor eingewechselt wurde, den Elfmeter ausführen konnte. Anlauf - Schuss - Fiedler springt nach links - der Ball geht vom Tor aus nach rechts - und am Pfosten vorbei! Das 1:1 brachten die Hauptstädter über die restliche Zeit und feierten durch das Unentschieden den Verbleib in der 1.Bundesliga.
Historische Einordnung: Hertha BSC brauchte einen Punkt und holte ihn sich. Der Klassenerhalt war damit gesichert. Der Verein konnte aufatmen und eine schwierige Saison zu den Akten legen. Am letzten Spieltag wurde noch der bereits abgestiegene 1. FC Köln, dem 1860 und die Frankfurter Eintracht in die Zweite Liga folgten, mit 3:1 bezwungen, sodass die Herthaner mit der besten Saisonplatzierung auf Rang zwölf die Spielzeit abschlossen.
Das Spiel im Stenogramm:
Termin: Samstag, 15.05.2004, 15.30 Uhr
Wettbewerb: 1. Bundesliga, Saison 2003/2004, 33. Spieltag
Aufstellungen:
1860 München: Lenz - Görlitz, Stranzl, Costa, Hoffmann - Cerny, Meyer (64. Fernando), Tyce, Lehmann (72. Lepoint) - Agostino (85. Kioyo), Davids
Hertha BSC: Fiedler - Cagara, Simunic, Madlung, Friedrich - A. Schmidt (53. Neuendorf), Dardai (77. Rehmer), Pinto - Marcelinho - Bobic, Wichniarek (73. Rafael)
Tore: 1:0 Costa (6.), 1:1 Madlung (82.)
Besonderes Vorkommnis: Kioyo verschießt Foulelfmeter (89.)
Schiedsrichter: Stefan Trautmann (Florstadt)
Spielort: Olympiastadion, München
Zuschauer: 48.000