Der Doppeldebütant
Teams | 18. März 2013, 17:39 Uhr

Der Doppeldebütant

Der Doppeldebütant

Christoph Janker stand bei seiner ersten Kadernominierung der Saison gleich in der Startelf und wusste zu überzeugen.
Berlin - Halbe Sachen sind nichts für Christoph Janker. Das zeigte sich beim Auswärtsspiel am Samstag gegen den TSV 1860 München, denn die Partie stellte für den Defensiv-Allrounder ein Debüt im doppelten Sinne dar. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit nominierte Hertha-Trainer Jos Luhukay den Spieler mit der Rückennummer sechs für den Kader in einem Zweitligaspiel. Bereits vor der Abfahrt nach München war Janker überglücklich, endlich wieder dabei zu sein. Diese Freude paarte sich rund zwei Stunden vor dem Anpfiff mit einer gehörigen Prise Aufregung, denn Luhukay wollte ihn nicht nur zurück in den erweiterten Kreis der Auserwählten führen, sondern stellte ihn von Beginn an in dessen Defensivzentrum. "Ich war schon gut nervös", berichtete Janker nach der Partie. "Wenn ich ehrlich bin, hatte sich das schon fast wie beim ersten Bubi-Spiel angefühlt." Aber mit dem Zeitpunkt als er den Ball in der Erwärmung am Fuß hatte, sei alle Aufregung verflogen gewesen.

'Django', wie ihn seine Mannschaftskollegen nennen, zeigte bei seinem Debüt eine angenehm unaufgeregte Vorstellung, dessen hohe Qualität sich an den statistischen Werten ablesen lässt. 86 Prozent seiner geführten Zweikämpfe entschied der Oberpfälzer für sich und war damit an diesem Tag der beste Zweikämpfer auf dem Rasen der Münchner Fußball-Arena. "Für Abwehrspieler ist es immer ein gutes Indiz, wenn man ohne Gegentor bleibt. Dementsprechend bin ich mit unserer Leistung in der Verteidigung zufrieden", lobte er sich und seine Teamkollegen. "Die Jungs von 1860 haben in der Offensive richtig was drauf, daher war die Aufgabe keinesfalls einfach."
Perfektes Passspiel

Janker zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Ob in der Innenverteidigung, auf der Außenbahn oder im defensiven Mittelfeld – der Spieler, der seine ersten Schritte im Profi-Fußball bei den Sechzigern ging, steht überall seinen Mann. "Die Frage, wo ich mich am wohlsten fühle, begleitet mich mein ganzes Leben", so Janker. "Bis heute habe ich die Antwort noch nicht gefunden. Am Ende ist das auch nicht entscheidend, denn der Trainer hat seine Ideen und ich bin schlichtweg dankbar, wenn ich ein Teil derer bin. Wenn er mich als linken Stürmer sieht, dann werde ich auch da Gas geben." Tatsächlich hatte Luhukay eine Idee bezüglich 'Django' – allerdings nicht als Sturmtank. "Maik Franz sollte mit seiner robusten Art Rob Friend bearbeiten und Christoph Janker dem agilen Benjamin Lauth entgegentreten", erklärte der Coach seinen Matchplan für das neuformierte defensive Zentrum. Dieser ging vollkommen auf, denn am Ende hielt seine Abwehrformation stand und sicherte ein 0:0 gegen die 'Löwen'. Innenverteidigung Janker/Franz: Eine Kombination, die für die Beteiligten Neuland war. "Wenn Maik fit war, war ich verletzt oder anders herum. Daher gab es diese Besetzung kaum", lieferte Janker den plausiblen Grund. "Aber wir haben das ordentlich gemacht und uns gut gegenseitig geholfen."

Die Formkurve von Janker zeigte in den letzten Wochen stetig nach oben und nach seinen unzähligen Verletzungszwangspausen konnte er endlich kontinuierlich durchtrainieren. Am Samstag wurde der sympathische Herthaner, der seit 2009 im Verein ist, für dieses Engagement belohnt und brachte neben seiner Präsenz im Kampf Mann-gegen-Mann auch eindrucksvoll seine spielerischen Fertigkeiten in das Team ein. Jeder einzelne Pass, den der 1,85 Meter große Abwehrmann spielte, fand den Weg zu einem seiner Mitspieler. Damit wurde Janker den Anforderungen eines modernen Innenverteidigers gerecht, die darin bestehen, nicht nur das gegnerische Spiel zu zerstören, sondern auch von hinten heraus eine eigene Spielidee zu entwickeln. Eine Synthese, die der 28-Jährige eindrucksvoll umsetzte – nicht selbstverständlich, nachdem der letzte Auftritt im Profi-Team acht Monate zurück lag.

Mit Schwung in die restliche Saison

Dass es am Ende nicht für den dreifachen Punktgewinn in seiner alten Heimat reichte, schien für Janker weniger problematisch. "Gegen einen guten Kontrahenten einen Punkt zu holen, ist völlig in Ordnung", konstatierte der Luhukay-Schützling und ergänzte: "Aufgrund der Tatsache, dass beide Teams jeweils eine Halbzeit dominierten, ist die Punkteteilung auch gerecht." In den ersten 45 Minuten hatten die Berliner das Heft in der Hand und "verpassten es, aus der Dominanz ein Tor zu machen", analysierte Luhukay. "Wir hatten etliche gute Strafraumaktionen im ersten Durchgang, doch da fehlte uns häufig der letzte entscheidende Schritt", schilderte Janker seinen Eindruck vom anderen Ende des Spielfeldes. "Nach dem Seitenwechsel haben wir nicht mehr das absolute Risiko gesucht." Hingegen versuchten die Hausherren ihrerseits einen Sieg aus dem Duell mit dem Spitzenreiter zu entführen – schließlich ohne Erfolg, woran der Doppeldebütant seinen Anteil hatte.

Nach den Aufbaurunden bei der U23-Mannschaft, für die er sehr dankbar sei, ist Christoph Janker wieder zurück im Kreis der Zweiten Liga. Das Verletzungspech soll nun endgültig zu den Akten gelegt und die Länderspielpause genutzt werden, um "den persönlichen Schwung mitzunehmen". Denn wenn er etwas anpackt, dann richtig und mit voller Konsequenz. Halbe Sachen sind nicht sein Ding.

von Hertha BSC