"Hertha ist für uns alle eine Herzens-angelegenheit"
Fans | 26. März 2013, 12:08 Uhr

"Hertha ist für uns alle eine Herzens-angelegenheit"

"Hertha ist für uns alle eine Herzens-angelegenheit"

Frank Zander im herthabsc.de-Interview zur Jubiläumsversion von 'Nur nach Hause...'
Berlin - Seit 20 Jahren ist 'Nur nach Hause...' die Hertha-Hymne. Vor jedem Spiel begrüßen die Hertha-Anhänger mit einem blau-weißen Schal-Meer die einlaufenden Mannschaften im Olympiastadion. Anlässlich des Jubiläums sprach Frank Zander mit herthabsc.de über die Geschichte der Hymne, den blau-weißen Chor im Olympiastadion und die Arbeiten an der Jubiläumsversion von 'Nur nach Hause...'.

herthabsc.de: Frank, kannst Du Dich noch an Deinen Auftritt am 31. März 1993, also vor ziemlich genau 20 Jahren erinnern?
Frank Zander: Na klar, es war das DFB-Pokal-Halbfinale und die Hertha-Bubis haben gegen Chemnitz gespielt. Das Olympiastadion war fast voll und ich sollte zur Halbzeit zwei Songs spielen. Wie immer vor einem Auftritt hatte ich mächtig Lampenfieber, aber vor dieser Kulisse war es damals besonders schlimm. Als die Fans in der Ostkurve beim Refrain von 'Nur Nach Hause' dann auf einmal ihre Schals nach oben streckten, war eine neue Hymne geboren… Ich bekomme heute noch 'ne Gänsehaut. Ich glaube die Fans haben gespürt, dass ich es ehrlich meinte und der Song von Herzen kam.

herthabsc.de: Wann und wie reifte die Idee, das Lied 'Nur nach Hause…' aufzunehmen?
Frank Zander: Es war Anfang der 90er Jahre, als ich am Strand einer kleinen Bucht auf Ibiza zur Gitarre griff und den Klassiker 'Sailing' von Rod Stewart anstimmte. Die Sonne ging unter und eigentlich wollte keiner nach Hause geh’n. Die Leute konnten gar nicht genug bekommen von dieser Melodie, die irgendwie nach Sehnsucht klingt, tja - und so entstand dann meine Kneipenversion von 'Nur nach Hause…' – eine Art Rausschmeißer-Song. Einen Tag vor dem legendären Auftritt 1993 kam mir dann die Idee, den Song für die Hertha-Fans umzuschreiben. Zusammen mit meinem Texter Hanno Bruhn bastelte ich über Nacht an der Pokal-Version für die Hertha Amateure. Der Rest ist ja schon Hertha-Geschichte…

herthabsc.de: Wie ist das Gefühl, wenn vor einem Spiel bis zu 70.000 Menschen dein Lied singen?
Frank Zander: Es ist schon ein geiles Gefühl und ich bin mächtig stolz, wenn die Mannschaft aufs Feld läuft, die ersten Takte erklingen und das ganze Stadion mitsingt. Es gibt nur sehr wenige Lieder, die ich auch nach dem tausendsten Mal noch gerne höre - 'Nur nach Hause…' ist eins davon.

herthabsc.de: 20 Jahre Hertha und die Hymne – welche Bedeutung hat das Lied, deiner Meinung nach für die Fans?
Frank Zander: Ich glaube, dass 'Nur nach Hause' ähnlich wie ein Gebet in der Kirche funktioniert. Es ist mittlerweile zu einem festen, friedlichen Ritual vor und nach dem Spiel geworden. Aufstehen, Schals nach oben und gemeinsam die Mannschaft begrüßen: "Alle warten voller Spannung auf das absolute Spiel, denn die Jungens von der Hertha, haben alle nur ein Ziel, heute wollen sie gewinnen, für das blau-weiße Trikot, sowieso oho oho…" Wenn ich heute bei einem Heimspiel als Zuschauer im Stadion bin, dann besuche ich vor dem Anpfiff die Ostkurve, gebe ein paar Autogramme und zelebriere gemeinsam mit den Fans die Hymne – das ist für mich Hertha pur!

herthasc.de: Was sagen die Fans in Gesprächen über das Lied?
Frank Zander: Egal wo ich bin in Berlin, werde ich auf die Hertha-Hymne angesprochen oder besser angesungen. Wenn’s mal nicht so gut läuft heißt es: "Ey Frankie, wat is los mit Deiner Hertha?" und wenn Hertha gewinnt, dann wird mir auch schon mal ein Bier ausgegeben mit den Worten "Zander, nur nach Hause jehste nich!"

herthabsc.de: Wie waren die Arbeiten an der Jubiläumsversion?
Frank Zander: Das war eine tolle Aktion, auf die wir echt stolz sein können. Welcher Verein hat schon so eine geile Hymne und dann noch gesungen von Stars wie Peter Fox, den Atzen, Harris und und und. Ich fühlte mich während der Aufnahmen im Studio ein bisschen wie der musikalische Vater. Der Name 'Berlin für Hertha' passt aber auch wie die Faust aufs Auge, denn wirklich alle Künstlerinnen und Künstler, die mitgesungen haben sind Berliner und Hertha-Fans. Die Interpreten sind so bunt gemischt wie die Fans im Stadion – für jeden Geschmack ist was dabei: Vom Hardrock bis zum coolen Rap vom Party-Pop bis zur Klassik!

herthabsc.de: Gibt es Anekdoten von den Planungen bis hin zur Aufnahme und der Fertigstellung zu berichten?
Frank Zander: Die Jubiläumsaufnahme sollte ja frisch und jung klingen, aber den alten Charme nicht verlieren, das war gar nicht so einfach, also wurde die Hymne komplett live eingespielt und ein Rap-Teil eingebaut. Am Ende hatten wir über 110 Audiospuren - das war wie ein riesiges Puzzle beim Mixen. Die Anfragen und die Termine für so viele Künstler im Studio zu koordinieren war eine echte Herausforderung für meinen Sohn, aber alle spürten, dass da was wirklich Einzigartiges entsteht und so hatten wir innerhalb von sechs Wochen eine Art Gesangsmarathon im Studio. Beeindruckend fand ich auch, dass die harten Rapper-Jungs beim Singen der Hymne butterweich wurden, denn für alle scheint das Thema Hertha eine echte Herzensangelegenheit.

von Hertha BSC