Duell der Besten
Teams | 8. April 2013, 12:56 Uhr

Duell der Besten

Duell der Besten

Michael Preetz und Marc Arnold trafen sich auf Einladung des 'kicker' vor dem Duell der diesjährigen 'Liga-Giganten': Für Glückwünsche allerdings war es noch viel zu früh.
Berlin - Im Olympiastadion treffen Sie am Montagabend (08.04.13) im Duell 1 gegen 2 aufeinander, das Spitzenduell zwischen Tabellenführer Hertha BSC und Verfolger Eintracht Braunschweig ist das Spiel der Spiele. Die beiden Manager - Michael Preetz auf der einen, Marc Arnold auf der anderen – die Liga-Überflieger trafen sich vor ein paar Tagen auf Einladung des 'kicker' schon einmal zum Spitzengespräch.

Mit ausdrücklichem Dank für die Freigabe an das Fußballfach-Fachblatt und die beiden Autoren Steffen Rohr und Sebastian Wolff, lest ihr hier einige Auszüge des Doppel-Interviews der beiden ehemaligen Teamkollegen. Wer das komplette, sehr ausführliche Interview nachlesen möchte, der sollte sich den aktuellen 'kicker' unbedingt im nächsten Zeitungsladen besorgen.
kicker: Was ist vor dem heutigen Zweitliga-Gipfel die größere Überraschung – dass Braunschweig  zum Spitzen-Duo gehört oder Hertha BSC nach einer Chaos-Saison so schnell zur Ruhe kam?
Marc Arnold: Hertha ist für mich keine Überraschung. Die Verpflichtung Jos Luhukays ist aus meiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Dass er gleich am zweiten Spieltag nach einer Niederlage in Frankfurt zeigte, wo der Hammer hängt, war aus der Ferne betrachtet die Initialzündung. Er hat ein feines Gespür dafür, seiner individuell am besten besetzten Mannschaft klarzumachen, dass Qualität allein in der 2. Liga nicht reicht.
Michael Preetz: Stimmt. Jos Luhukay hat sehr früh ein deutliches Zeichen gesetzt. Das war nicht nur ein Signal, sondern auch in der Sache und in der Wortwahl absolut richtig. Nach der sehr guten Vorsaison haben wir schon erwartet, dass Braunschweig eine gute Rolle spielen wird. Aber dass sie so souverän – vom ersten Spieltag an – auf Aufstiegskurs sind und am Ende souverän aufsteigen werden, ist eine positive Überraschung.
Arnold: Für uns auch. Wobei: Wir sind noch nicht oben, ich nehme noch keine Glückwünsche an!
Preetz: Ich habe auch noch nicht gratuliert, Glückwünsche würde ich auch noch nicht annehmen. Aber seit Ostern bin ich mir sicher, dass wir beide uns das nicht mehr nehmen lassen.

kicker: Stichwort nächster Schritt: Ihr Trainer Torsten Lieberknecht hat kürzlich angekündigt,  jedem Aufsstiegsspieler einen Vertrag anzubieten. Haben Sie nie darüber nachgedacht, ähnlich wie Düsseldorf, für die Bundesliga umzurüsten?
Arnold: Nein, ein Austausch des Personals steht nicht zur Debatte. Das haben wir schon nach dem Zweitliga-Aufstieg nicht getan, die Homogenität in unserem Kader ist unser großes Plus, darauf würden wir in der Bundesliga weiter setzen.

kicker: Klingt mutig.
Preetz: Das finde ich gar nicht. Braunschweig ist ein Musterbeispiel dafür, dass sich Kontinuität auszahlt. Der Kern dieses Kaders hat viel miteinander erlebt, ich erinnere mich an einen Beinahe-Abstieg in die Viertklassigkeit. So etwas schweißt zusammen.
Arnold: Dass wir weiter auf den Kern setzen, heißt ja auch nicht, dass wir blauäugig sind. Wir wissen, dass der Sprung von der 2. Liga in die Bundesliga größer wäre als der von der 3. in die 2. Liga. Die Einstiegsqualität unserer Neulinge würde höher sein. Vor zwei Jahren haben wir als Zweitliganeuling drei Oberligaspieler geholt, das würden wir nun sicher nicht mehr tun.
Preetz: Die Bedeutung von Homogenität und Mentalität wird oft unterschätzt. Sie macht oft mehr aus als vermeintlich höhere, individuelle Qualität. Frankfurt, Mainz, Freiburg und Nürnberg zeigen, dass das auch in der Bundesliga gilt.

kicker: Ist die Kontinuität auch in Berlin möglich?
Preetz: Das ist unser erklärtes Ziel. Es ist in der Hauptstadt sicher eine noch größere Herausforderung. Wir wollten das auch in der Vergangenheit hinbekommen. Das hat nicht so funktioniert wie erhofft. Aber man benötigt eben immer die richtigen Personen dazu.

kicker: Haben Sie die, speziell auf der Position des Trainers, im Moment beide?
Preetz: Absolut! Jos Luhukay verpflichten zu können, war die Schlüsselentscheidung des vergangenen Sommers. Es war nicht leicht für ihn, weil er nicht wusste, in welcher Liga er uns übernehmen würde. Er wusste nur, dass viel Unruhe herrscht. Jos Luhukay ist absolut uneitel, sich in jeder Sekunde treu, sehr beständig und sehr ausgeglichen. Es muss jetzt darum gehen, ihm eine Perspektive zu bieten, dass wir ihn über 2014 hinaus in Berlin halten können.
Arnold: Wir sind auch perfekt aufgestellt. Torsten Lieberknecht müsste in Braunschweig eigentlich ein Denkmal kriegen, wenn wir aufsteigen. Allein schon, weil er im Mai fünf Jahre tätig ist: Dann hat er die zweitlängste Verweildauer hinter Meistertrainer Helmuth Johannsen.

kicker: Falls Sie aufsteigen, sind dann die Voraussetzungen im kommenden Jahr identisch wie in diesem? Berlin muss Bundesligist bleiben, Braunschweig will es?
Preetz: Absolut, wir müssen uns im ersten Schritt wieder in der Bundesliga etablieren. In der Folge würden wir uns auch nicht gegen einen Ausreißer nach oben wehren. Aber nach einem Aufstieg kann das Ziel nur der Klassenerhalt sein – das ist in Braunschweig einfacher zu vermitteln als in der Hauptstadt. Es wird eine unserer Hauptaufgaben sein, das in Berlin hinzubekommen.
Arnold: Wenn man so lange auf etwas warten musste, will man es verteidigen, egal, wie unerwartet es kommt. Nach dem Abstieg 1985 hat keiner geglaubt, dass es so lange dauern würde, bis wieder eine realistische Chance zur Rückkehr besteht. Nach dem Aufstieg 2011 hätten wir wiederum nie gedacht, so schnell an die ganz große Tür klopfen zu können. Natürlich wollen wir jetzt auch versuchen, durchgehen.

von Hertha BSC