"Unsere Entwicklungskurve zeigt nach oben"
Teams | 21. April 2013, 11:46 Uhr

"Unsere Entwicklungskurve zeigt nach oben"

"Unsere Entwicklungs- kurve zeigt nach oben"

Vor dem möglicherweise entscheidenden Heimspiel zum Aufstieg gegen den SV Sandhausen sprach Herthas Nummer 26 Nico Schulz mit herthabsc.de.
Er ist ein Sinnbild für die Zusammenarbeit zwischen Jugendbereich und Profifußball bei Hertha BSC. Seit dem Jahr 2000 ist Nico Schulz bei den Blau-Weißen, durchlief diverse Nachwuchsmannschaften und kam im August 2010 zu seinem Debüt bei den 'Großen'. Seitdem entwickelte sich der Mann, der unermüdlich die linke Außenbahn bei den Berlinern beackert, stetig weiter. In seinem Premierenjahr kam der mittlerweile 20-Jährige auf 21 Einsätze. In der aktuellen Saison trug er achtzehnmal das Trikot mit der 'Fahne pur' auf der Brust und bereitete drei Treffer für seinen Nebenmann Ronny vor. Im Heimspiel am 27. Spieltag gegen den VfL Bochum erfüllte sich der Flügelflitzer mit der Rückennummer 26 einen persönlichen Traum und erzielte nach einem herrlichen Sololauf sein erstes Tor für die Herthaner. Vor dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen sprach Nico Schulz über seine italienischen Wurzeln, den Jugendstil von Hertha-Trainer Jos Luhukay und offene Rechnungen mit der 1. Bundesliga.

herthabsc.de: Dein Vater Luigi Ist ein Italiener. Welche Qualitäten des italienischen Fußballs hast du mit in die Wiege gelegt bekommen?
Nico Schulz:
Ich glaube, dass ich das taktische Verständnis, wovon der italienische Fußball besonders geprägt ist, gut verinnerlicht habe. Allerdings liegt das vor allem daran, weil ich es in der Jugend bei Hertha BSC gut vermittelt bekommen habe.

herthabsc.de: Dein fußballerisches Vorbild ist die Ikone Paolo Maldini vom AC Mailand. Was bewunderst du an ihm?
Nico Schulz: Er war unglaublich konstant und hat in all seinen Profijahren beim AC Mailand oder auch in der italienischen Nationalmannschaft immer seine Leistung gebracht. Er war als Linksverteidiger über einen sehr langen Zeitraum unangefochten. Das beeindruckt mich.
herthabsc.de: Maldini hat von der Jugend an bis zu seinem Karriereende nur bei einem Klub gespielt – dem AC Mailand. Was denkst du über so einen Weg für dich bei Hertha BSC?
Nico Schulz: Sicherlich kann ich mir einen solchen Weg bei Hertha vorstellen, aber man muss auch immer die Entwicklung des Klubs und die eigene Entwicklung abwarten. Wir werden sehen, wie das in den nächsten Jahren weitergeht. Aber primär hoffe ich zunächst erst einmal, dass wir uns nach einem möglichen Aufstieg in der 1. Bundesliga etablieren können. Vielleicht ist dann sogar noch mehr nach oben möglich.

herthabsc.de: Deine Qualität auf der Außenbahn ist unbestritten, bleibt bloß die Frage offen, ob im Mittelfeld, wo du zurzeit zum Einsatz kommst, oder als Verteidiger, zu dem du als Jugendlicher ausgebildet wurdest. Wo siehst du dich am liebsten?
Nico Schulz:
Ich habe gar keine Lieblingsposition und mir ist das ehrlich gesagt auch völlig egal, wo ich spiele. Wo man sich in einer Mannschaft positionieren kann, ist immer vom Trainer und dem Team abhängig. Die Frage ist doch, auf welcher Position mich der Coach braucht. Dieser Aufgabe stelle ich mich und gebe mein Bestes, sei es im Mittelfeld oder in der Viererkette.

herthabsc.de: Wie interpretierst du deine Rolle im Mittelfeld?
Nico Schulz: Ich versuche, viel Druck nach vorne zu machen, will den Gegner früh unter Druck setzen, indem ich zeitig den Ballführenden anlaufe und ihn in gewisser Weise so in Zugzwang bringe, aus dem ein Abspielfehler resultieren könnte. Zudem bin ich bestrebt, unsere Stürmer und die nachrückenden Mitspieler gut in Szene zu setzen. Ich möchte so viel wie möglich zu unserem erfolgreichen Spiel beitragen.

herthabsc.de: Du hattest als 17-Jähriger in der Saison 2010/2011 dein Profidebüt bei Hertha BSC gefeiert. Welche Erinnerungen hast du noch daran?
Nico Schulz: Das war auch gleichzeitig mein erstes Spiel im Olympiastadion. Wir haben am ersten Spieltag der Zweitligasaison gegen Rot-Weiß Oberhausen 3:2 gewonnen und ich wurde in der 81. Spielminute für Valeri Domovchiyski eingewechselt. Das war ein Erlebnis, das man natürlich nie mehr vergisst.
herthabsc.de: Mittlerweile spielst du dein drittes Jahr im Profifußball, verbindest also als 20-Jähriger deine jugendliche Unbekümmertheit mit steigender Erfahrung. Welche Entwicklung siehst du in den letzten drei Jahren bei dir?
Nico Schulz: Mein erstes Profijahr verlief auf Anhieb sehr gut, denn ich bin am Ende auf insgesamt 21 Einsätze in der Zweiten Liga gekommen, das ist als junger Spieler mit Sicherheit nicht alltäglich. Zwar stand ich damals nicht so oft in der Startelf, sondern bin hauptsächlich von der Bank gekommen, aber diese Erfahrungen haben meiner Entwicklung sehr geholfen. Meine Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber war dann ein ziemlicher Rückschlag für mich, dementsprechend lief das Erstligajahr nicht so gut für mich und leider ja auch nicht für den gesamten Verein. In der aktuellen Saison zeigt sowohl meine als auch die Entwicklungskurve des Teams nach oben. Ich habe relativ viele Einsatzmöglichkeiten erhalten und denke, dass ich meinen Anteil zum hoffentlich baldigen Aufstieg beitragen konnte.

herthabsc.de: Du bist nicht der einzige Youngster im Team – Jay Brooks, Alfredo Morales und Fabian Holland sind weitere Beispiele für den Jugendstil von eurem Trainer Jos Luhukay. Was zeichnet seine Arbeit mit euch jungen Spielern aus?
Nico Schulz: Man merkt, dass der Trainer volles Vertrauen in uns hat und auch auf uns setzt. Diese Rückendeckung macht es für uns natürlich leichter, uns zu entwickeln. Außerdem zählen bei ihm keine Namen, sondern nur die Leistungen entscheiden über einen Einsatz im Spiel. Wir jungen Herthaner, die hier aus der eigenen Jugend kommen, haben alle etwas drauf und können eine Menge. Der Coach erkennt dieses Potenzial und fördert es bei uns zu Tage.

herthabsc.de: Du hattest dich in der Hinrunde am Sprunggelenk verletzt und bist lange ausgefallen, ehe du gegen den 1. FC Kaiserslautern dein Comeback feiern durftest. Inwiefern war der Trainer für deine Rückkehr in die Startelf eine Stütze?
Nico Schulz: Er hatte eine ganz wichtige Rolle für mich gespielt, denn es ist ja auch nicht selbstverständlich, dass man nach einer so langen Pausen gleich wieder von Beginn an ran darf. Er hat mich von Null auf Hundert ins kalte Wasser geworfen und mir vertraut – das ist bestimmt nicht der Normalfall. Damit hat er mich in meiner Arbeit bestärkt und mir auch den nötigen Rückhalt, den wir junge Spieler in einer solchen Situation einfach brauchen, gegeben.

herthabsc.de: Der 1. FC Kaiserslautern ist als Drittplatzierter am Montagabend nicht über ein 1:1 bei Erzgebirge Aue hinausgekommen. Somit ist der Aufstieg so nahe wie noch nie. Mit welchen Gefühlen gehst du in die Partie gegen den SV Sandhausen?
Nico Schulz: Mit dem Gefühl, dass wir mit einem Sieg gegen Sandhausen unser großes Ziel erreichen können. Dafür haben wir über die gesamte Saison hinweg gearbeitet und können das nun krönen. Das ist Anreiz genug, um am Sonntag ein gutes Spiel abzuliefern und zu gewinnen.
herthabsc.de: Der SV Sandhausen ist Tabellenvorletzter, das Hinspiel habt ihr mit 6:1 gewonnen: Bei kaum einem Spiel in dieser Saison gab es eine klarere Rollenverteilung als bei dieser Partie am Sonntag. Wovor müsst ihr euch dennoch in Acht nehmen?
Nico Schulz: Wir dürfen nicht wie am vergangenen Spieltag gegen den FC Ingolstadt die letzte Bereitschaft vermissen lassen. Wir müssen wieder den hundertprozentigen Einsatz und den unbändigen Willen, die uns in dieser Spielzeit ausgezeichnet haben, auf den Platz bringen. Wenn wir unser gewohntes Spiel wieder durchbringen, dann hat Sandhausen keine Chance. Das hat man auch im Hinspiel gesehen, als wir sie klar mit 6:1 geschlagen haben. Das können wir auch im heimischen Stadion schaffen, aber dafür müssen wir engagiert und konzentriert zur Sache gehen.

herthabsc.de: Mit einem Sieg wäre alles perfekt, dann hieße es: Hertha BSC spielt im kommenden Jahr wieder erstklassig. Du hast persönlich noch eine Rechnung mit der Ersten Liga offen, denn im vergangenen Jahr bist du zu keinem Einsatz gekommen. Wie blickst du dieser Aufgabe entgegen?
Nico Schulz: Wir haben den Sprung in die Erste Liga zwar noch nicht endgültig geschafft, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Hertha BSC den Wiederaufstieg jetzt packen wird. Auf diese Erfahrung freue ich mich bereits jetzt riesig und ich hoffe, dass wir uns dann auch im nächsten Jahr im Oberhaus beweisen. Wir müssen dann zeigen, dass wir keine Fahrstuhlmannschaft sind, sondern uns in der 1. Bundesliga etablieren und auch mithalten können. Persönlich hoffe ich, dass ich auch dann weiterhin das Vertrauen des Trainers genieße und endlich zu meinen Einsätzen in Liga eins komme.

von Hertha BSC