Aufstieg in die 1. Bundesliga - ein Rückblick
Teams | 21. April 2013, 17:29 Uhr

Aufstieg in die 1. Bundesliga - ein Rückblick

Aufstieg in die 1. Bundesliga - ein Rückblick

Bereits fünfmal gelang den Herthanern vor dieser Saison ein Aufstieg in die 1. Liga. Wir blicken zurück.

Berlin - Mit dem Heimsieg gegen den SV Sandhausen am 30. Spieltag der Spielzeit 2012/13 machten die Herthaner bereits zum sechsten Mal den Aufstieg aus der 2. Bundesliga in die Beletage des deutschen Fußballs perfekt. Wir blicken noch einmal in die Historie:

Aufstieg 1967/1968:

Seinerzeit war die Regionalliga die zweithöchste Spielklasse im deutschen Fußball. Diese gliederte sich in fünf Regionalligen, aus den jeweils am Ende der regulären Saison die zwei besten Mannschaften in zwei Gruppen à fünf Mannschaften die beiden Aufsteiger in die 1. Bundesliga ausmachten. Die Herthaner gingen als Meister der Regionalliga Berlin vor Tennis Borussia in die besagte Aufstiegrunde. Und tatsächlich gelang den Berlinern unter Trainer „Fiffi“ Kronsbein in ihrer Gruppe mit einem Torverhältnis von 12:7 und 11:5 Punkten Platz 1 in ihrer Gruppe und damit verbunden der vielumjubelte Aufstieg.

Nach der Vorentscheidung im Heimspiel gegen den größten Konkurrenten Rot Weiss Essen (2:0) titelte die FußballWoche am 18. Juni 1968: "Jubelsturm um Hertha BSC". Und wenig später gelang tatsächlich der entscheidende Sieg am vorletzten Spieltag der Aufstiegrunde beim FC Bayern Hof mit 3:2. Über dieses Spiel schrieb die FUWO damals: "Über 3.000 Berliner Schlachtenbummler nahmen schwierigste Bedingungen, nahmen Zonenschikanen und brütende Hitze auf sich, um die Gesundbrunner in Hof nicht allein zu lassen, sie lachten und weinten vor Glück, als ihre Hertha, eingerahmt in einem blauweißen Fahnenmeer, müde und mitgenommen, aber restlos glücklich das Hofer Stadion verließ."

Aufstieg 1981/1982:

Am Ende dieser Spielzeit stand der zweite Platz hinter Schalke 04. Überragender Torjäger der Berliner war in dieser Spielzeit Stürmer Thomas Remark mit 28 Toren, aber auch Jürgen Mohr hatte mit 17 Toren einen erheblichen Anteil an dem überaus erfolgreichen Abschneiden in dieser Saison.

Minutenlange Ovationen, Freudentänze auf dem grünen Rasen und Tränen in vielen Augen der Hertha-Fans – diese Szenen spielten sich nach dem vorentscheidenden 2:0-Sieg gegen Hannover 96 im allgemeinen Freudentaumel ab. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Abstieg machte man damit den Wiederaufstieg klar.

Hertha BSC, von Wolfgang Holst als Präsident geführt, besaß wieder einmal nur wenig Geld, um sich mit attraktiven Spielern verstärken zu können und so stieg man leider im Folgejahr direkt wieder aus dem Oberhaus ab.

Aufstieg 1989/1990:

Es schien, als habe die unglaubliche Aufbruchsstimmung in der Stadt nach dem Fall der Mauer auch den Hertha-Profis einen gewaltigen Schub verpasst. Als am 11. November 1989, nur zwei Tage nach dem Freudentaumel durch die plötzliche Grenzöffnung, Wattenscheid 09 zum Heimspiel im Olympiastadion erwartet wurde, kamen 44.174 Zuschauer – aus West und erstmals seit August 1961 auch aus Ost. Das 1:1 vor einer unvergleichlichen Kulisse und in einer geradezu bewegenden und euphorischen Atmosphäre blieb allen, die dabei waren, in unauslöschlicher Erinnerung. Allein 11.000 Zuschauer aus dem Osten waren gekommen.

Was danach passierte, muss man als Siegeszug der Hertha titulieren. Die Spieler traten mit neuem Selbstbewusstsein auf. Sieben Siege und ein Remis katapultierten Hertha an die Spitze der Tabelle. Die Mannschaft um Kicker wie Gowitzke, Gries, Junghans, Greiser, Lünsmann oder Patzke war nicht mehr zu stoppen und erspielte sich die Symphatien in der plötzlich wieder grenzenlosen Stadt.

Der langersehnte Aufstieg der Hertha war bereits am 1. Mai 1990 perfekt. Nach einem 1:1 bei Alemannia Aachen waren die Berliner nicht mehr von einem Aufstiegsrang zu verdrängen – vier Spieltage vor Schluss der Saison. Hertha BSC gehörte wieder zu den 18 besten Vereinen in Deutschland und war – was genauso schwer wog – endlich wieder auf dem Wege zu einem Gesamtberliner Klub. Große Zeiten schienen anzubrechen in jenem Frühjahr 1990.

Auch der damalige Regierende Bürgermeister Berlins Walter Momper äußerte sich zu Herthas Erfolg: "Das ist eine großartige Leistung von Hertha BSC. In dem Jahr, in dem Berlin wieder zusammenwächst, erhält unsere Stadt nun auch das Geschenk, nach Jahren der Abstinenz wieder Erstliga-Fussball mit den besten Mannschaften Deutschlands in dem traditionsreichen Olympiastadion erleben zu können.“

Aufstieg 1996/1997:

"Hertha buchstabiert man so: H wie herrlich, e wie endlich, r wie riesig, t wie toll, h wie haste Töne und a wie ahhhhhhhh!“ - So schrieb es die Berliner Morgenpost in ihrem Special zum Aufstieg von Hertha BSC. Alle in Berlin fieberten dem großen Duell mit dem Erstliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern entgegen. Was dann an jenem Aprilabend im Berliner Olympiastadion passierte, ging später als Fixpunkt im Kampf um den Aufstieg in die Annalen ein und zeigte allen eindrucksvoll auf, was mit einer erstklassigen Bundesliga-Mannschaft in Berlin möglich ist.

Als Schiedsrichter Strampe aus Handorf die Partie unter Flutlicht anpfiff – Das deutsche Sportfernsehen (DSF) übertrug die Partie live und feierte später einen neuen Rekord in der Einschaltquote – drängten sich 75.000 festlich gestimmte Menschen in der Arena. Ausverkauft! Nach dem 2:0 Sieg sprach Fußball-Berlin lange, sehr lange noch von diesem Spiel, von diesem tollen Abend im brechend vollen Olympiastadion.

Auch in anderen Bundesliga-Standorten in Deutschland wusste man nach diesem Spiel, dass man in Zukunft wieder mit der Hertha rechnen musste, und man bekam eine gewisse Vorahnung, welch Potenzial in Berlin steckte. Franz Beckenbauer prägte das geflügelte Wort „vom schlafenden Riesen" Hertha BSC. Berlin hatte einen neuen, den wohl entscheidenden Schub bekommen und einen neuen Rekord dazu: bestbesuchtes Zweitligaspiel in Deutschland mit 75.000 Zuschauern zu diesem Zeitpunkt.

Festgezurrt wurde der Aufstieg in jenem Jahr am 31. Spieltag mit einem 2:1-Auswärtserfolg bei der SpVgg Unterhaching. Nach Treffern von Ante Covic und Michel Dinzey bei einem Gegentor durch den ehemaligen Hertha-Spieler Schmöller wurde der Aufstieg wie schon 1967/68 ausgerechnet im fernen Bayern perfekt gemacht.

Aufstieg 2010/2011:

Vor Start der Saison lautete die Strategie, möglichst viele junge Berliner Talente an die Mannschaft heranführen zu wollen. Die Identifikation mit Berlin sollte gestärkt werden, ganz nach dem Motto 'Aus Berlin, für Berlin!' Am 20. August 2010 war es dann so weit: Hertha BSC, der große Favorit, empfing zum ersten Zweitliga-Heimspiel nach 13 Jahren Erstklassigkeit mit Rot-Weiß Oberhausen eine Mannschaft, die als graue Maus der Liga galt. 48.385 Fans sorgten für eine ungewöhnliche Kulisse.

Das Spiel hatte besonders für einen jungen Herthaner aus dem Nachwuchs eine besondere Geschichte parat. Weil sich der Kanadier Rob Friend bei einem Fallrückzieher früh verletzt hatte, kam der erst 17-jährigen Mittelstürmer Marco Djuricin auf den Rasen. Der gebürtige Österreicher erzielte in seinem ersten Profispiel beim hart umkämpften 3:2 Sieg zwei schöne Tore. Das Wechselspiel zwischen neuer Mannschaft und Fans gelang eindrucksvoll. Bei Hertha waren alle sehr froh und erleichtert, dass der Auftakt in der ungeliebten Liga vor eindrucksvollen Kulisse gelungen war.

Im Spätherbst mussten die Blau-Weißen eine Durststrecke überwinden. Im DFB-Pokal war bei der TuS Koblenz frühzeitig Schluss. Und das durch einen Gewaltschuss aus 61-Metern von Michael Stahl, das später zum 'Tor des Jahres 2011' gekürt wurde. Auch in der Liga lief es nicht gut, in den Monaten November und Dezember folgten Niederlagen gegen Osnabrück, Paderborn, Duisburg und 1860 München. Die Rückrunde absolvierte die Mannschaft wiederum in beeindruckender Art und Weise. Erneut auf fremdem Platz wurde der Aufstige beim Sieg in Duisburg fix gemacht. Am Ende der Spielzeit hatte Hertha BSC die meisten Siege (23), die meisten Tore geschossen (69) und mit einem Schnitt von über 46.000 die meisten Zuschauer angelockt. Mehr Zuschauer kamen in dieser Spielzeit zu keinem Zweitliga-Klub in ganz Europa.

von Hertha BSC