
Teams | 29. April 2013, 15:39 Uhr
Fußball pur
Fußball pur

Der Wahnsinn trägt einen Namen: Hertha BSC. Nachdem der FC St. Pauli das Spiel drehte, schlugen die Herthaner kurz vor dem Schlusspfiff eiskalt zurück.
Berlin - Die Jubelgeste war die gleiche. Die Emotionen gleich groß. Als Sandro Wagner beim nervenaufreibenden 3:2 (1:0)-Auswärtssieg beim FC St. Pauli in der 90. Spielminute den entscheidenden Treffer erzielte, gab es auf dem Rasen und auch auf den Rängen kein Halten mehr bei den Blau-Weißen. Der Moment erinnerte sehr an das Hinspiel im Berliner Derby beim 1. FC Union, als Wagner die Herthaner in Führung schoss.
Die Arme seitlich abgewickelt, das Gesicht zu einem fragenden Ausdruck verzogen, als wolle der Stürmer sagen: "Was wollt ihr denn alle? Wir packen das doch!" Der Siegtreffer des baumhohen Angreifers, der in der 79. Minute für Änis Ben-Hatira eingewechselt wurde, war der Schlusspunkt einer atemberaubenden Begegnung, die ihren Spielverlauf im Wechselstrom veränderte. "Das war ein toller Moment, nicht nur für mich persönlich, sondern für das gesamte Team, das immer an sich geglaubt hat", glänzen Wagners Augen immer noch, wenn er an das Spiel zurückdenkt.
Der Knicks von St. Pauli
"Als Stürmer ist man immer auch abhängig von den Pässen und Flanken der Mitspieler. Und gegen Pauli habe ich eine hervorragende Vorarbeit serviert bekommen", lobt der Mann mit der Rückennummer 33 Linksverteidiger Levan Kobiashvili, der von seiner Außenbahn den Ball in den Strafraum schlug. Doch mindestens genau so nennens- und bemerkenswert wie die Flanke war auch die Geistesgegenwart von Ben Sahar. Der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Israeli ging in die Knie und duckte sich vor dem heranfliegenden Ball weg, um dem besser postierten Wagner den Abschluss zu überlassen. Sahar übertölpelte mit seiner Finte die Hintermannschaft der Hamburger derart, dass die Vollendung nur noch "schön anzusehen war", wie Hertha-Coach Jos Luhukay befindet.
Der Knicks von St. Pauli
"Als Stürmer ist man immer auch abhängig von den Pässen und Flanken der Mitspieler. Und gegen Pauli habe ich eine hervorragende Vorarbeit serviert bekommen", lobt der Mann mit der Rückennummer 33 Linksverteidiger Levan Kobiashvili, der von seiner Außenbahn den Ball in den Strafraum schlug. Doch mindestens genau so nennens- und bemerkenswert wie die Flanke war auch die Geistesgegenwart von Ben Sahar. Der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Israeli ging in die Knie und duckte sich vor dem heranfliegenden Ball weg, um dem besser postierten Wagner den Abschluss zu überlassen. Sahar übertölpelte mit seiner Finte die Hintermannschaft der Hamburger derart, dass die Vollendung nur noch "schön anzusehen war", wie Hertha-Coach Jos Luhukay befindet.
Als Höflichkeitsform gilt der sogenannte Knicks und soll Anerkennung und Respekt verdeutlichen. Der Knicks von St. Pauli - in Person von Ben Sahar - kann gleichsam als Hommage an Hertha BSC in der Saison 2012/2013 angesehen werden. Sich mit so viel Leidenschaft und Herzblut gegen eine drohende Niederlage nach eigener Halbzeitführung zu stemmen, beweist Moral und Klasse. Noch höher muss diese Leistung durch die Konstellation bei den Hauptstädtern bewertet werden. Eine Woche nach dem Aufstiegsspiel gegen Sandhausen, dazu noch ohne die Leitwölfe Peter Niemeyer und Peer Kluge, ein solches Meisterstück abzuliefern, ringt auch Luhukay einen großen Respekt ab: "Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft."
Auslegungssache beim Elfmeterpfiff
Sandro Wagners fünfter Saisontreffer ist auch das Sinnbild einer ganz besonderen Stärke des Teams in diesem Jahr: Die Joker. Zum zehnten Mal traf ein Einwechselspieler für Hertha BSC – ein unglaublicher Spitzenwert der Liga. "Wir haben verdammt viel Qualität auf dem Platz und auf der Bank. Außerdem sitzen dann auch noch Topspieler auf der Tribüne, das ist doch verrückt", sagt Wagner, der zum zweiten Mal in dieser Spielzeit als Trumpf von der Bank stach. Dabei sah es nach 85 Spielminuten ganz bitter für die Gäste von der Spree aus, als Daniel Ginzcek per Foulelfmeter das Spiel zugunsten der Kiezkicker drehte.
Auslegungssache beim Elfmeterpfiff
Sandro Wagners fünfter Saisontreffer ist auch das Sinnbild einer ganz besonderen Stärke des Teams in diesem Jahr: Die Joker. Zum zehnten Mal traf ein Einwechselspieler für Hertha BSC – ein unglaublicher Spitzenwert der Liga. "Wir haben verdammt viel Qualität auf dem Platz und auf der Bank. Außerdem sitzen dann auch noch Topspieler auf der Tribüne, das ist doch verrückt", sagt Wagner, der zum zweiten Mal in dieser Spielzeit als Trumpf von der Bank stach. Dabei sah es nach 85 Spielminuten ganz bitter für die Gäste von der Spree aus, als Daniel Ginzcek per Foulelfmeter das Spiel zugunsten der Kiezkicker drehte.
Hertha-Schlussmann Torwart-Kraft, der zuvor Marius Ebbers im Luftkampf erwischte, hadert ein wenig mit der Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych. "Es gibt zwei Interpretationsansätze. Meinen und seinen", spricht Kraft von einer Auslegungssache und begründet seine Sichtweise. "Wenn mich jemand so angehen würde, würde es auch nicht unbedingt gepfiffen werden." Doch von diesem Rückschlag ließ sich die Luhukay-Elf nicht aus der Bahn werfen. "Ende gut, alles gut", kann sich der Torwart des Aufsteigers ein Grinsen nicht verkneifen. Was folgte, war eine beispiellose Energieleistung und Aufholjagd. Ronny per gezirkeltem Traumschuss und Wagner per Volleyabnahme mit eingesprungener Pirouette im Abgang vergoldeten einen denkwürdigen Nachmittag am Hamburger Millerntor. "Das war Fußball pur", schwärmt Jos Luhukay immer noch von einer großartigen Partie in toller Atmosphäre. Schlussendlich ließ es sich Thomas Kraft auch nicht nehmen, eine Hertha-Fahne vor dem entfesselten Gästeblock zu hissen. "Den Fans hat es gefallen und mir auch", lautet die knappe Erklärung für die emotionale Geste der Berliner Nummer eins. Fußball pur bedeutete plötzlich Fahne pur. Präsentiert von Hertha BSC.