"Wir haben uns noch nicht aufgegeben"
Teams | 10. Mai 2013, 16:12 Uhr

"Wir haben uns noch nicht aufgegeben"

"Wir haben uns noch nicht aufgegeben"

Kölns Trainer Holger Stanislawski sprach vor der Partie gegen Hertha BSC (12.05.13) im Gegner-Interview.
Berlin - Der Motor beim 1. FC Köln benötigte in der aktuellen Zweitligasaison eine Menge Anlauf, um richtig in Schwung zu kommen. Nach der Hinrunde lagen die Rheinländer lediglich auf Platz zehn der Tabelle, spielten dann jedoch die zweitbeste Rückserie aller Teams. Lediglich der kommende Gegner Hertha BSC war noch erfolgreicher im zweiten Saisonabschnitt. So gelang es dem Team von Coach Holger Stanislawski am 27. Spieltag zum ersten Mal in dieser Spielzeit, auf den dritten Rang der Tabelle zu klettern. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Obwohl die Kölner in den letzten drei Begegnungen immer mit 1:0 in Führung gingen, sprangen am Ende nur zwei Punkte heraus, sodass der Rückstand des Tabellenvierten auf die Roten Teufel aus Kaiserslautern mittlerweile vier Punkte beträgt. Vor der Partie am Sonntag (12.05.13) gegen die Herthaner sprach Kölns Cheftrainer Holger Stanislawski im Gegner-Interview über den Verdienst seines Kollegen Jos Luhukay, die verbliebene Aufstiegshoffnung seines Klubs und die Verbreitung einer Grußformel. 

herthabsc.de: Hallo Herr Stanislawski, die Saison nähert sich unaufhaltsam dem Ende und der 1. FC Köln hat noch gewisse Chancen im Aufstiegsrennen. Wie intakt sehen Sie die Möglichkeit für die sofortige Rückkehr in die 1. Bundesliga?
Holger Stanislawski: Die Chance ist in den vergangenen Wochen natürlich nicht besser geworden, aber sie ist noch da. Und solange das so ist, werden wir weiterhin alles raushauen, was geht.

herthabsc.de: Der 1. FC Köln steht vor den letzten beiden Begegnungen vor einer wichtigen Weichenstellung. Szenario 1: Die Qualifikation für die Relegationsspiele gelingt dem FC noch. Welchen Reiz hätten diese Entscheidungsspiele für Sie?
Holger Stanislawski: Die Partien hätten in gewisser Weise Endspielcharakter, schließlich geht es um alles oder nichts. Wenn du so den Aufstieg schaffst, ist es sicherlich etwas ganz Besonderes. Die Verlockung, das zu erreichen, ist immer noch groß, aber der Weg dahin ist leider steiniger geworden.

herthabsc.de: Szenario 2: Ihr Klub schafft den Sprung nicht mehr auf den Aufstiegsrelegationsrang und verpasst ein Saisonziel. Welche Lehren könnten Sie bereits jetzt schon aus diesem Jahr ziehen?
Holger Stanislawski:
Nach dem Abstieg haben wir einen großen Umbruch eingeleitet und daher auch im Vorfeld der Saison erklärt, dass der direkte Aufstieg kein Muss ist. Vielmehr wollten wir eine Mannschaft entwickeln, mit der sich unsere Fans wieder identifizieren können. Das ist uns gelungen und darauf bin ich sehr stolz. Wenn man aber so kurz vor Schluss noch die Chance auf mehr hat, will man natürlich zuschlagen.
herthabsc.de: Um Szenario 1 noch zu realisieren, steht Ihr Team in der Pflicht, die restlichen beiden Spiele zu gewinnen. Dies gelang am vergangenen Spieltag trotz einer 1:0-Pausenführung beim VfL Bochum, der unter dem neuen Coach Peter Neururer aufblüht, nicht. Warum?
Holger Stanislawski: Am Ende haben Kleinigkeiten gefehlt. Die Niederlage war total unnötig, aber wenn man seine Chancen nicht nutzt und zwei Gegentore nach Standardsituationen bekommt, braucht man sich über das Ergebnis nicht zu wundern.

herthabsc.de: Sie persönlich haben in den letzten Jahren eine interessante Reise hinter sich. Vom Kultverein FC St. Pauli ging es zur TSG Hoffenheim. Nun haben Sie Ihre erste Saison beim echten Traditionsverein in Köln hinter sich. Wie empfanden Sie bei diesem „Kulturschock“?
Holger Stanislawski: Köln und Hoffenheim sind überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Was hier in Köln für eine Leidenschaft im und um den Verein herum herrscht, das gibt es nur ganz selten. Nach Bochum haben uns beispielsweise über 8.000 Fans begleitet und dort einmal mehr für eine Heimspielatmosphäre gesorgt. Das ist einfach nur gigantisch.

herthabsc.de: Sie sind ein Hamburger Jung, der nun im Rheinland einen guten Job macht. Wie sind Sie eigentlich mit den „Sprachbarrieren“ klargekommen?
Holger Stanislawski: Barrieren gibt es keine, aber manchmal muss ich schon etwas genauer hinhören. Dafür habe ich mein Hamburger „Moin“ inzwischen schon im Verein verbreitet.

herthabsc.de: Das Restprogramm des 1. FC Kölns lautet: Heimspiel gegen Hertha und auswärts in Ingolstadt. Das kommende Spiel gegen die Berliner, die in dieser Saison nur zweimal verloren haben, ist ein echter Brocken. Wie wollen Sie dem Team von Jos Luhukay die dritte Saisonpleite zufügen, denn dies wird wohl Ihr Anspruch sein?
Holger Stanislawski: Wir haben bereits im Hinspiel gezeigt, dass wir an einem guten Tag mit Hertha mithalten können. Natürlich wird es eine schwierige Aufgabe, aber jetzt haben wir ein Heimspiel und die Unterstützung der Fans auf unserer Seite.

herthabsc.de: Am 30. Spieltag stand der Aufstieg in die 1. Bundesliga für die Blau-Weißen fest und auch danach ließen sie bei den Siegen auf St. Pauli und gegen Aue nicht nach. Welche Meinung haben Sie von der Arbeit in der Hauptstadt?
Holger Stanislawski: Die Berliner stehen vollkommen verdient an der Spitze. Nicht nur, weil sie die qualitativ beste Mannschaft haben, sondern es auch geschafft haben, diese Qualität Woche für Woche auf den Rasen zu bringen. Das ist sicherlich auch ein großer Verdienst meines Kollegen Jos Luhukay.

herthabsc.de: Sie gelten nicht nur als Fachmann, was den Fußball anbelangt, sondern auch als Trainer, der die richtigen Worte findet und sein Team herausragend motiviert. Was werden Sie Ihrer Mannschaft mit auf den Weg geben, wenn sie auf Hertha BSC trifft?
Holger Stanislawski: Wir können den Meister schlagen, haben noch Platz drei im Auge und spielen vor ausverkauftem Haus. Ich muss also eigentlich gar nichts mehr sagen.

herthabsc.de: Was glauben Sie, welchen Ausgang wird die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Hertha BSC am Sonntag nehmen?
Holger Stanislawski: Es wird ein gutes Spiel werden, weil Hertha befreit aufspielen kann und wir uns noch nicht aufgegeben haben. Wenn bei uns vorne der Knoten endlich platzt, können wir auch die Herthaner schlagen.

von Hertha BSC