Was lange währt, wird gut
Teams | 21. Mai 2013, 22:29 Uhr

Was lange währt, wird gut

Was lange währt, wird gut

Am Ende seiner Premierensaison als Profi erzielte John Anthony Brooks seinen ersten Treffer für Hertha BSC.
Berlin - Insgesamt 28 Einsätze hatte John Anthony Brooks in dieser - seiner ersten - Profisaison auf dem Buckel, ehe er am Sonntag (19.05.13) auch beim letzten Spiel in der Startformation der Berliner auflief. 28-mal stand er seinen Mann und überzeugte in der Viererkette. Doch ein Erlebnis fehlte dem 20-Jährigen in dieser ereignisreichen Premierenspielzeit noch. 2.254 Minuten lang trug der Herthaner das Trikot der Blau-Weißen mit Stolz und bejubelte die Treffer der Kollegen - bis zu jenem Zeitpunkt am Sonntagnachmittag. Drei Minuten vor Abpfiff der Saison war es Brooks dann höchstpersönlich, der das letzte Hertha-Tor der Spielzeit markierte.
"Erst wollte ich gar nicht mit nach vorne, doch Kobi hat mich geschickt. Wenn schon ein Spieler mit dieser Erfahrung das rät, macht man das natürlich", sagte der Innenverteidiger mit einem Schmunzeln. Nach dem ersten Profitor seiner Karriere ließ Herthas Nummer 25 den Emotionen freien Lauf und suchte in seiner ausgelassenen Jubelstimmung den direkten Weg zur Haupttribüne: "Ich wusste dass mein Familie und viele meiner Freunde dort saßen. Mit ihnen wollte ich das Tor feiern."

Herausragende Werte als Resultat harter Arbeit

Für John Anthony Brooks war dieser Treffer in der 87. Spielminute gegen den FC Energie Cottbus ein weiteres Kapitel in seinem ganz eigenen Märchen. Der 1,93 Meter-Recke ist die Entdeckung der Saison - und das nicht nur bei Hertha BSC, sondern in der gesamten 2. Bundesliga. Gleich am ersten Spieltag der Zweitligasaison 2012/2013 fand sich Brooks in die Startelf von Hertha-Coach Jos Luhukay wieder. Was er fortan von Woche zu Woche auf den Rasen brachte, lässt sich in Worten kaum beschreiben, denn für einen Nachwuchsspieler, der von null auf hundert in den Profifußball startet, sind seine Leistungen in einer großartigen Mannschaft herausstechend. Das Wort "Fehler" scheint in seinem Wortschatz nicht vorzukommen. Knapp 1.400 Pässe spielte der Defensivmann in dieser Saison - starke 86 Prozent all seiner Zuspiele fanden den Weg zu einem Mitspieler. Doch nicht nur im Spielaufbau, bei dem die zentralen Spieler der Abwehrkette immer mehr Bedeutung gewinnen, glänzte John Anthony Brooks mit Souveränität und Klasse. Ein Innenverteidiger, der 29 Spiele absolvierte, großartige 67 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und dabei ohne eine einzige Gelbe Karte durch das Jahr kommt, ist eine absolute Seltenheit.

Doch diese Statistiken sind kein Zufallsprodukt, sondern ein Zeichen seiner kontinuierlichen und harten Arbeit an sich selbst. In jeder Trainingseinheit, in jedem Spiel ist Brooks von der ersten Sekunde hellwach, nimmt Ratschläge seiner älteren Mitspieler oder seines Trainer gerne an und - das ist das entscheidende - setzt diese mit einer ungeheuren Zielstrebigkeit um. "Zu Beginn der Saison konnte man mit dem Verlauf nicht unbedingt rechnen. Ich bin nicht optimal in die ersten Spiele gekommen, doch die Mitspieler und der Trainer haben mich immer unterstützt und mir Sicherheit gegeben. Danach ging es eigentlich kontinuierlich bergauf", blickt Brooks auf sein erstes Profijahr zurück.

Bildergalerie: Hertha BSC - FC Energie Cottbus

Hertha BSC anstatt U20-WM

Wenn man vor dem Herthaner mit der Rückennummer 25 steht, erstarrt man regelrecht vor Respekt, denn es steht einem ein Fußballer gegenüber, der von seiner physischen Konstitution für den Job eines Innenverteidgers geschaffen zu sein scheint. Mit viel Kraft, einer Menge Entschlossenheit und der nötigen Robustheit zog der gebürtige Berliner, der aus dem eigenen Herthanachwuchs stammt, den Zweitligastürmern in dieser Saison reihenweise den Zahn. Für Coach Jos Luhukay ist Brooks ein Paradebeispiel, wie er sich die Verzahnung zwischen Jugend- und Profibereich bei Hertha BSC vorstellt. "Unser Ziel ist es, mindestens einen Nachwuchsspieler pro Saison in der Startelf des Profis zu etablieren. In diesem Jahr ist dies Jay gelungen, der eine fantastische Serie gespielt hat", erntet der kopfballstarke Akteur viel Lob seines Chefs. Auch gegen die Cottbuser bewies Brooks Köpfchen - eine seiner Spezialdisziplinen, denn dreiviertel seiner Kopfballduelle entschied er in dieser Spielzeit für sich. Deshalb überrascht es nicht, dass er seinen ersten Treffer per Kopf markierte.

Die erste Profisaison des Innenverteidigers war in zweierlei Hinsicht eindrucksvoll: Zum einen sammelte er persönlich viele dieser Eindrücke, zum anderen beeindruckte er mit seiner Spielweise. Er hat viel erlebt und darf sich nun zunächst einmal von seinem steilen Aufstieg erholen. "Für uns ist es wichtig, dass wir uns alle erholen, doch wir sind auch schon wieder heiß darauf, endlich in der 1. Liga zu spielen", sagt Brooks, der die 1. Fußball-Bundesliga als ganz große Herausforderung sieht: "Natürlich herrscht dort eine andere Qualität, doch wir wollen uns auch in der Ersten Liga gut verkaufen. Auch ich will mich weiter steigern und freue mich schon auf die neue Saison." Der Minutenzähler der Einsätze und die Anzahl der Erstligatore von John Anthony Brooks stehen dann wieder auf null. Doch seit Sonntag wissen alle Herthaner: Was lange währt, wird gut.

von Hertha BSC