
Teams | 12. Juni 2013, 18:51 Uhr
Jochem Ziegert und eine intelligente Mannschaft
Jochem Ziegert und eine intelligente Mannschaft

Mit den "Hertha-Bubis" kam Trainer Jochem Ziegert dem Traum vom Pokalsieg im Olympiastadion am nächsten.
Berlin - Seit der Saison 1952/53 wird er ausgespielt – der Vereinspokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Dreimal standen Mannschaften von Hertha BSC im Endspiel, durften bisher jedoch noch nicht den Triumph bejubeln. Die Profis der Blau-Weißen schafften Ende der 1970er Jahre zweimal in drei Jahren den Sprung ins Finale, mussten sich jedoch 1977 dem 1. FC Köln in zwei Spielen – Elfmeterschießen gab es noch nicht, so musste nach dem 1:1 nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel her, dass die Herthaner 0:1 verloren – sowie 1979 Fortuna Düsseldorf mit 0:1 nach Verlängerung geschlagen geben. Beide Begegnungen fanden im Niedersachsenstadion von Hannover statt, erst seit 1985 wurde das Olympiastadion in Berlin zum ständigen Austragungsort.
Dem Traum aller Hertha-Anhänger, einmal im heimischen Stadion den DFB-Pokal-Sieg zu feiern, kamen am 12. Juni 1993 die Amateure von Hertha BSC am nächsten. Sensationell marschierte der damalige Drittligist gegen Heidelberg, Leipzig, Hannover, Nürnberg und Chemnitz durch den Wettbewerb und erreichte somit das DFB-Pokal-Endspiel gegen Bayer Leverkusen. Trainer der "Bubis" war Jochem Ziegert, der Herthas Amateure zu Beginn der Spielzeit von Karsten Heine übernahm, der sich als Co-Trainer mit um die Profis kümmern sollte. Die Mannschaft hatte aus dem eigenen Nachwuchs einige junge, hungrige Spieler bekommen: Die beiden Zwillinge Andreas und Oliver Schmidt, Murat Dikmen, Carsten Ramelow, Metin Topcu, Zoran Milinkovic, Sven Kaiser oder auch Christian Fiedler.
Eine intelligente Mannschaft und Losglück
Jochem Ziegert formte daraus die "Hertha-Bubis", die trotz des sehr jungen Alters bereits eine Menge Qualität mitbrachten, was sich in der DFB-Pokal-Saison noch auszeichnen sollte. "Motivationsprobleme kannten wir nicht, denn es ging ja immer gegen höherklassige Mannschaften. Das Gute an der Mannschaft war, dass sie unglaublich intelligent war. Sie wussten genau, was sie wollten und haben sich auch im Spiel, wenn es mal eng wurde, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dazu hatten wir auch individuelle Klasse mit einem Carsten Ramelow oder auch den beiden Schmidts", so Ziegert. Eine Mannschaft nach der anderen musste sich mit den Hertha-Amateuren messen – und bis zum Finale auch geschlagen geben.
In der ersten Runde gab es für die Herthaner ein Freilos, danach wartete Heidelberg. "Wir haben natürlich auch Glück in der Auslosung gehabt. Es hätte ja auch sein können, dass man gleich einen Großen wie Bayern bekommt – so ein richtiger Kracher war ja nicht dabei. So wurden unsere Gegner von Runde zu Runde immer stärker und wir konnten uns da sehr gut steigern", ist Ziegert der Losfee dankbar. Doch auch der VfB Leipzig und Titelverteidiger Hannover 96 blieben gegen die Ziegert-Truppe auf der Strecke. Als eines der entscheidenden Spiele erinnert sich Ziegert an die Partie gegen Nürnberg zurück, gegen die die "Hertha-Bubis" nach einer tollen Leistung lange Zeit führten und auf den späten Ausgleich die richtige Antwort parat hatten.
"Bubis" wie Manchester United
"Nach dem Nürnberg-Spiel habe ich dran geglaubt, dass wir weit kommen können. Nürnberg war Erstligist, aber unter dem Strich waren wir in dem Spiel die bessere Mannschaft", meint Jochem Ziegert. "Nürnberg machte kurz vor Schluss das 1:1 und ich bin Richtung Abwehr gerannt und wollte denen eigentlich nochmal sagen: Jungs, wir müssen angreifen. Eine Verlängerung hätten wir nicht überstanden, die Jungs waren fix und fertig. Doch mittenrein haben die das schon selbst gemacht, Gerry Klews läuft in den Strafraum rein, fast bis auf den Köpke drauf und legt dann quer, sodass Lehmann das Ding reinhauen konnte", beschriebt der damalige Trainer seinen emotionalsten Moment – den Ausgleich fast in letzter Minute kassiert und im Gegenzug doch noch den Siegtreffer geschossen.
Im Finale wartete dann allerdings mit Bayer Leverkusen ein anderes Kaliber. Die Mannschaft von Dragoslav Stepanovic schien ganz anders auf den Sensationsgegner vorbereitet gewesen zu sein. "Die haben uns überhaupt nicht unterschätzt. Im Gegenteil. Leverkusen hat gegen uns ganz vorsichtig gespielt, als wären wir Manchester United. Man muss schon zugeben, dass die Leverkusener das Spiel kontrolliert haben, doch man hat immer gehofft, vielleicht durch einen Standard erfolgreich zu sein", erinnert sich Ziegert an das Spiel. Die Hoffnung erfüllte sich nicht, in der 77. Minute spielte Ulf Kirsten mit seinem Kopfballtor den Spielverderber.
Traum vom Pokalsieg im Olympiastadion lebt
Schon 1993 gab es das Pokalorakel. Die Delegation der Hertha-Bubis kehrte vor ihren Spielen im italienischen Restaurant "Allegro" ein. Der Wirt Don Camillo notierte vor den Spielen die Ergebnisse und steckte sie in einen Umschlag. Nach den Partien durften die Herthaner den Umschlag öffnen, bis zum Finale stimmten seine Tipps. "Bestimmt hatte er auch das Ergebnis vom Finale richtig, aber das hat er uns dann nicht mehr gezeigt", vermutet Ziegert heute mit einem Schmunzeln. So bleibt der Pokalsieg im eigenen Stadion weiterhin ein Traum, Jochem Ziegert traut Herthas momentanem Coach dabei aber einiges zu: „Jos Luhukay ist ein Trainer, der genau weiß, wie er seine Mannschaft einzustellen hat. Nur wenn man hundertprozentig konzentriert ist, hat man heute im Pokal eine Chance."
Dem Traum aller Hertha-Anhänger, einmal im heimischen Stadion den DFB-Pokal-Sieg zu feiern, kamen am 12. Juni 1993 die Amateure von Hertha BSC am nächsten. Sensationell marschierte der damalige Drittligist gegen Heidelberg, Leipzig, Hannover, Nürnberg und Chemnitz durch den Wettbewerb und erreichte somit das DFB-Pokal-Endspiel gegen Bayer Leverkusen. Trainer der "Bubis" war Jochem Ziegert, der Herthas Amateure zu Beginn der Spielzeit von Karsten Heine übernahm, der sich als Co-Trainer mit um die Profis kümmern sollte. Die Mannschaft hatte aus dem eigenen Nachwuchs einige junge, hungrige Spieler bekommen: Die beiden Zwillinge Andreas und Oliver Schmidt, Murat Dikmen, Carsten Ramelow, Metin Topcu, Zoran Milinkovic, Sven Kaiser oder auch Christian Fiedler.
Eine intelligente Mannschaft und Losglück
Jochem Ziegert formte daraus die "Hertha-Bubis", die trotz des sehr jungen Alters bereits eine Menge Qualität mitbrachten, was sich in der DFB-Pokal-Saison noch auszeichnen sollte. "Motivationsprobleme kannten wir nicht, denn es ging ja immer gegen höherklassige Mannschaften. Das Gute an der Mannschaft war, dass sie unglaublich intelligent war. Sie wussten genau, was sie wollten und haben sich auch im Spiel, wenn es mal eng wurde, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dazu hatten wir auch individuelle Klasse mit einem Carsten Ramelow oder auch den beiden Schmidts", so Ziegert. Eine Mannschaft nach der anderen musste sich mit den Hertha-Amateuren messen – und bis zum Finale auch geschlagen geben.
In der ersten Runde gab es für die Herthaner ein Freilos, danach wartete Heidelberg. "Wir haben natürlich auch Glück in der Auslosung gehabt. Es hätte ja auch sein können, dass man gleich einen Großen wie Bayern bekommt – so ein richtiger Kracher war ja nicht dabei. So wurden unsere Gegner von Runde zu Runde immer stärker und wir konnten uns da sehr gut steigern", ist Ziegert der Losfee dankbar. Doch auch der VfB Leipzig und Titelverteidiger Hannover 96 blieben gegen die Ziegert-Truppe auf der Strecke. Als eines der entscheidenden Spiele erinnert sich Ziegert an die Partie gegen Nürnberg zurück, gegen die die "Hertha-Bubis" nach einer tollen Leistung lange Zeit führten und auf den späten Ausgleich die richtige Antwort parat hatten.
"Bubis" wie Manchester United
"Nach dem Nürnberg-Spiel habe ich dran geglaubt, dass wir weit kommen können. Nürnberg war Erstligist, aber unter dem Strich waren wir in dem Spiel die bessere Mannschaft", meint Jochem Ziegert. "Nürnberg machte kurz vor Schluss das 1:1 und ich bin Richtung Abwehr gerannt und wollte denen eigentlich nochmal sagen: Jungs, wir müssen angreifen. Eine Verlängerung hätten wir nicht überstanden, die Jungs waren fix und fertig. Doch mittenrein haben die das schon selbst gemacht, Gerry Klews läuft in den Strafraum rein, fast bis auf den Köpke drauf und legt dann quer, sodass Lehmann das Ding reinhauen konnte", beschriebt der damalige Trainer seinen emotionalsten Moment – den Ausgleich fast in letzter Minute kassiert und im Gegenzug doch noch den Siegtreffer geschossen.
Im Finale wartete dann allerdings mit Bayer Leverkusen ein anderes Kaliber. Die Mannschaft von Dragoslav Stepanovic schien ganz anders auf den Sensationsgegner vorbereitet gewesen zu sein. "Die haben uns überhaupt nicht unterschätzt. Im Gegenteil. Leverkusen hat gegen uns ganz vorsichtig gespielt, als wären wir Manchester United. Man muss schon zugeben, dass die Leverkusener das Spiel kontrolliert haben, doch man hat immer gehofft, vielleicht durch einen Standard erfolgreich zu sein", erinnert sich Ziegert an das Spiel. Die Hoffnung erfüllte sich nicht, in der 77. Minute spielte Ulf Kirsten mit seinem Kopfballtor den Spielverderber.
Traum vom Pokalsieg im Olympiastadion lebt
Schon 1993 gab es das Pokalorakel. Die Delegation der Hertha-Bubis kehrte vor ihren Spielen im italienischen Restaurant "Allegro" ein. Der Wirt Don Camillo notierte vor den Spielen die Ergebnisse und steckte sie in einen Umschlag. Nach den Partien durften die Herthaner den Umschlag öffnen, bis zum Finale stimmten seine Tipps. "Bestimmt hatte er auch das Ergebnis vom Finale richtig, aber das hat er uns dann nicht mehr gezeigt", vermutet Ziegert heute mit einem Schmunzeln. So bleibt der Pokalsieg im eigenen Stadion weiterhin ein Traum, Jochem Ziegert traut Herthas momentanem Coach dabei aber einiges zu: „Jos Luhukay ist ein Trainer, der genau weiß, wie er seine Mannschaft einzustellen hat. Nur wenn man hundertprozentig konzentriert ist, hat man heute im Pokal eine Chance."