Über den Kampf zum Erfolg
Teams | 20. Juni 2013, 12:24 Uhr

Über den Kampf zum Erfolg

Über den Kampf zum Erfolg

Hertha BSC verdiente sich den Aufstieg nicht nur spielerisch, sondern auch kämpferisch.
Berlin - Vor den Genuss hat der Fußballgott die harte Arbeit gesetzt. Werte wie die Einsatzbereitschaft, Disziplin, Teamgeist und Aggressivität im Zweikampf stehen bei Herthas Chefcoach Jos Luhukay ganz hoch im Kurs. Bevor sich sein Team glanzvollen und verspielten Darbietungen auf dem Rasen zuwenden durfte, musste es sich zunächst einmal diese Lage hart erarbeiten. „Das ist eine Frage der Einstellung. Wir müssen zunächst die Grundtugenden verkörpern, um uns in das Spiel zu kämpfen. Wenn man sich diesen Status erarbeitet hat, kommt das Spielerische nebenher zur Geltung“, erklärte Luhukay seine Grundausrichtung.

Mit diesem Engagement, das der Niederländer von jedem einzelnen Akteur einfordert, nahmen die Herthaner die Herausforderung 2. Bundesliga prächtig an und erkämpften sich ihren Weg zurück in die Beletage des deutschen Fußballs. Nach dem FC St. Pauli bestritten die Berliner die zweitmeisten Zweikämpfe in der gesamten Liga. Ein Vergleich mit der Vorsaison macht deutlich, welch wichtigen Impuls Luhukay dem Team versetzt hat. Seine Spieler schmissen sich in fast 1.000 Zweikämpfe mehr als noch in der Saison 2011/2012. Luhukay hat nicht nur eine Spielidee in Berlin entwickelt und zur großartigen Umsetzung gebracht. Er hat auch die Denkweise der Spieler verändert, die den Kampf vorbildlich annahmen und so das Fundament für die erfolgreiche Saison legten.

Lustenberger: aggressiv, aber fair

Die Blau-Weißen verteidigten in der abgelaufenen Spielzeit bissig und mit hoher Intensität. Von ihren Defensivzweikämpfen, wovon sie ligaweit die viertmeisten bestritten, wurden starke 59 Prozent gewonnen. Nur zwei Klubs der Zweiten Liga waren in dieser Betrachtung besser. Vor allem das Pressing auf die ballführenden Gegenspieler reifte sichtlich unter Coach Jos Luhukay. 63 Prozent der defensiven Zweikämpfe um die Ballannahme wurden gewonnen – ein Top-Wert. Durch dieses konsequente Forechecking wurden die Gegner immer wieder an ihrem Spielaufbau gehindert, Fehler wurden provoziert und bestraft.

Insbesondere Innenverteidiger Fabian Lustenberger war ein Paradebeispiel für Zweikampfstärke. Er ging in die meisten defensiven Annahmeduelle, aus denen er in starken 68 Prozent aller Fälle als Sieger hervortrat. Dabei brachte er eine ganz besondere Qualität zur Geltung: In 33 Spielen beging der Schweizer nur 38 Fouls. Aggressiv, aber fair. Sein ausgezeichnetes Stellungsspiel und das clevere Timing in der Zweikampfführung machten ihn zu einer festen Säule im Defensivverbund. Kaum eine Chance hatten die Gegenspieler, wenn sie im Dribbling auf die Herthaner trafen. 66 Prozent der Zweikämpfe bei gegnerischen Tempoläufen endeten im Ballbesitz für Hertha. Auch hier stach Lustenberger hervor mit seinem Wert von 77 Prozent.

Kobiashvili und Brooks waren die zweikampfstärksten Herthaner

Neben ihm in der Innenverteidigung fand der wohl größte Entwicklungsprozess in der Saison 2012/2013 statt. Mit John Anthony Brooks reifte ein junger Nachwuchsspieler zu einer festen Größe heran. Dass Brooks am Ende der Spielzeit 28 Einsätze auf dem Konto haben würde, war wohl vor dem Beginn der Saison kaum so zu erwarten gewesen. Die Statistik offenbart die herausragende Stärke des Mannes mit der Rückennummer 25: Brooks gewann mit 69 Prozent die meisten Zweikampfduelle aller zentralen Hertha-Defensivspieler. Vor allem bei hohen Bällen war der „1,93 Meter-Leuchtturm“ schier unbezwingbar. In bärenstarken 78 Prozent aller Kopfballduelle behielt Brooks die Oberhand. Auch er überzeugte vor allem mit Cleverness im Zweikampf, beging nur alle 141 Minuten ein Foul und sah keine einzige Gelbe Karte.

Routine und Erfahrung sind zwei Faktoren, die Brooks im Laufe der kommenden Jahre noch stärker machen werden. Sein Mitspieler Levan Kobiashvili kann als gutes Vorbild dafür herhalten. Der Linksverteidiger hatte die beste Zweikampfquote im gesamten Team – 70 Prozent seiner Duelle gewann er. Aber auch die anderen Außenverteidiger überzeugten mit ihrem Einsatz. Marcel Ndjeng, Peter Pekarik, Fabian Holland und Felix Bastians gaben in rund 60 Prozent ihrer geführten Zweikämpfe dem Gegenspieler das Nachsehen. Im defensiven Mittelfeld – dem Herzstück des Hertha-Spiels – tat sich in der zurückliegenden Saison ein kongeniales Duo hervor, das ebenfalls den unbändigen Siegeswillen und die blau-weiße Leidenschaft verkörperte. Kapitän Peter Niemeyer entschied starke 60 Prozent seiner direkten Duelle für sich, Nebenmann Peer Kluge überzeugte mit seiner offensiveren Ausrichtung bei einer 51-prozentigen Erfolgsquote. Wenn man sieht, wie die „gelernten“ Stürmer Sandro Wagner (59 Prozent) und Adrian Ramos (56 Prozent) ihre Defensivaufgaben, wie auch alle anderen, hervorragend wahrnahmen, wird deutlich, wie eindrucksvoll Jos Luhukay die Mannschaft für seine Spielweise begeistern konnte. Dieses Engagement wird auch in der Ersten Liga ein Schlüssel zum Erreichen des Saisonziels – dem Klassenerhalt – sein. Über den Kampf zum Erfolg.

von Hertha BSC