Ein Bollwerk in blau und weiß
Teams | 22. Juni 2013, 12:46 Uhr

Ein Bollwerk in blau und weiß

Ein Bollwerk in blau und weiß

Hertha BSC stellte die beste Defensive in der Zweitligasaison 2012/2013.
Berlin - Zwei Mauern waren es, an denen die Gegner von Hertha BSC in der Zweitligasaison 2012/2013 einfach nicht vorbeikamen. Zum einen standen die Fans der Herthaner wie eine Wand hinter ihrem Team. Ob auswärts oder zu Hause – der zwölfte Mann hatte einen entscheidenden Anteil am direkten Wiederaufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs. Auf dem Rasen türmte sich hingegen ein ganz anderer Wall auf, der den Kontrahenten reihenweise den Zahn zog.

Keine Mannschaft der 2. Fußball-Bundesliga verteidigte in der abgelaufenen Spielzeit so konsequent und erfolgreich wie das Team von Hertha-Cheftrainer Jos Luhukay. Lediglich 28 Gegentore mussten die Blau-Weißen hinnehmen und stellten damit ihren Vereinsrekord aus der Saison 2010/2011 ein. Lange Zeit schnupperten die Luhukay-Mannen sogar am Zweitligarekord, den Münster mit 25 Gegentreffern seit der Saison 1978/1979 hält.

Vierzehnmal ohne Gegentor

Nicht nur in der Gesamtabrechnung stellte Hertha BSC den besten Defensivverbund. Auch in den Heimspielen (12 Gegentore) und in den Auswärtspartien (16) wurden die Herthaner am seltensten bezwungen. Dabei zeigte sich das Team von der Spree sehr konstant im Saisonverlauf. Jeweils nur vierzehn Treffer mussten sie in der Hin- und Rückrunde zulassen. Vierzehn ist eine weitere magische Zahl. Ein Bestwert, der die Dominanz der Hauptstädter in der letzten Saison ein weiteres Mal unterstreicht, denn vierzehnmal blieben sie ohne Gegentreffer, was keinem anderen Zweitligisten gelang. Lediglich ein einziges Mal – bei der 1:3-Niederlage am 2. Spieltag beim FSV Frankfurt – kassierte der Aufsteiger in die Erste Liga mehr als zwei Gegentore in einem Spiel. Luhukay war enttäuscht von seiner Elf, appellierte an sie und sah eine beachtliche Reaktion. Fortan spielte sich seine Truppe in einen regelrechten Rausch, verbarrikadierte das eigene Tor und eilte von Erfolg zu Erfolg.

Dass die Einstellung der Mannschaft in der vergangenen Saison stimmte, lässt sich an einer anderen Statistik belegen. In der Anfangsviertelstunde kassierten die Herthaner nur zwei Gegentore – so wenig wie keine andere Mannschaft in der Zweiten Liga. Das spricht auch für die Qualität des Trainerteams, das die eigene Elf gut auf den Gegner vorbereitete, sodass von Beginn an die probaten Mittel gefunden wurden. Dass die Blau-Weißen in den letzten fünfzehn Spielminute besonders torhungrig waren, ist hinlänglich bekannt (siehe extra Text). Aber auch in der Gegenbewegung waren sie meisterlich – nur vier Gegentore in der Schlussviertelstunde zeugten von einer konstant hohen Konzentrationsfähigkeit und einer starken Physis. Auch dieser Wert war in der 2. Bundesliga unerreicht.

Hertha ließ mit Abstand die wenigsten Torschüsse zu

Dass die Herthaner so selten den Ball aus dem eigenen Netz fischen mussten, kam nicht von ungefähr. Die Berliner ließen mit ihrem konsequenten Pressing die wenigsten Torschüsse überhaupt zu. Nur 301-mal kamen die Gegner zum Abschluss. Zum Vergleich: Kaiserslautern ließ als zweitbeste Mannschaft 68 Torschüsse mehr zu als Hertha, im Ligaschnitt wurden 436 Torschüsse gezählt. Vor allem auf dem spielerischen Weg gab es kein Vorbeikommen an der Luhukay-Elf, denn nur sechzehn Tore der Gegner wurden aus dem Spiel heraus erzielt – Bestwert in Liga zwei. Dabei entwickelte sich der Strafraum der Berliner zu einem Sperrgebiet. Nur 52 Prozent aller gegnerischen Torschüsse wurden innerhalb des Sechzehners abgegeben, was den zweitgeringsten Anteil in Deutschlands Fußball-Unterhaus bedeutete. Besonders überzeugend wurden dabei Flanken verteidigt. Die vier Gegentreffer nach Flankenbällen in 34 Ligaspielen waren ebenfalls ein absoluter Bestwert.

Da die Kontrahenten diesen Abwehrriegel kaum knacken konnten, waren sie gezwungen, ihr Glück aus der Distanz zu suchen, was allerdings genauso hoffnungslos war. Nur Braunschweigs Dennis Kruppke (am 11. Spieltag) überlistete die Hintermannschaft von Hertha BSC inklusive Torwart aus der zweiten Reihe. Alle anderen Versuche landeten im Nirgendwo, in den Fängen der Hertha-Keeper oder zerschellten an Luhukays Abwehrmauer. „Die sichere und stabile Defensive ist der Schlüssel zum Erfolg“, machte der Coach seine Prämissen immer wieder aufs Neue deutlich. Mit den Fans im Rücken und derselben Leidenschaft auf dem Rasen, soll auch in der 1. Bundesliga das blau-weiße Bollwerk standhalten.

von Hertha BSC