Herthas Herzstück
Teams | 23. Juni 2013, 00:57 Uhr

Herthas Herzstück

Herthas Herzstück

Peter Niemeyer und Peer Kluge führten bei den Herthanern die Regie.
Berlin - Harmonie und Balance waren zwei wichtige Faktoren, nach denen Herthas Cheftrainer Jos Luhukay in der vergangenen Zweitligasaison 2012/2013 sein Team zusammenstellte. Der Begriff „komponieren“ trifft es noch besser. Wie bei einem erfolgreichen Musikstück verknüpfte Luhukay die einzelnen Töne und Strophen zu einem perfekten Ganzen. Diese Töne waren bei Hertha BSC die starken Einzelspieler, die zu den Strophen - in Form der einzelnen Mannschaftsteile - geformt wurden. Dieses Potpourri ergab einen großartigen Mix, der die Herthaner zurück in die Erste Liga führte.
Luhukay bewahrte immer den Blick für die Ausgewogenheit seiner Elf. Niemals schmiss er blindlings die besten Individualisten in den Ring, in der Hoffnung, dadurch die entscheidenden Impulse zu erhaschen. Viel mehr interessierte ihn das große Ganze – er betrachtete seine Mannschaft als Einheit, bestehend aus elf Zahnrädchen, die reibungslos ineinandergreifen sollten. Dieser „Kompositionsprozess“ gelang dem Coach mit Bravour.

Niemeyer und Kluge waren die laufstärksten Herthaner

Das beste Beispiel für die perfekte Abstimmung ließ sich im defensiven Mittelfeld finden, wo Herthas Herzstück gebildet wurde. Auf der sogenannten „Doppelsechs“ – wie es im neumodernen Fußballdeutsch heißt – führten Kapitän Peter Niemeyer und Peer Kluge geschickt die Regie im Spiel der Berliner. Obwohl sie nominell auf derselben Position agierten, gestaltete sich ihre Arbeitsaufgabe grundverschieden. Niemeyer übernahm den defensiven Part und fungierte als Abräumer vor der Viererkette, während Kluge die Initiative nach vorne ergriff und das Offensivspiel ankurbelte.

„Diese Balance ist wichtig“, begründete Luhukay seine Zusammenstellung. „Damit schaffen wir den Spagat zwischen Offensivgeist und defensiver Stabilität.“ Dass die beiden diese anspruchsvolle Rolle als Schaltpult des Teams bestens annahmen, beweisen die Zahlen. Mit 11,3 und 11,0 Kilometern pro neunzig Minuten waren Niemeyer und Kluge die laufstärksten Herthaner. Im Vorwärtsgang war logischerweise Peer Kluge der aktivere des kongenialen Gespanns. Die neun Scorerpunkte (drei Tore, sechs Vorlagen), die der „Schalterspieler“ – wie ihn Luhukay gerne nannte – in der Spielzeit 2012/2013 sammelte, waren Höchstwert seiner Profikarriere. Im Gegensatz zu dem gebürtigen Sachsen, der seine Treffer und gefährlichen Aktionen ausnahmslos aus dem Spiel heraus kreierte, sorgte der Kapitän der Berliner insbesondere bei Standardsituationen für Torgefahr. Folglich erzielte Niemeyer auch seine beiden Saisontreffer nach Freistößen. Generell wurde der Leitwolf aufgrund seiner resoluten Kopfballstärke immer wieder bei den Standards gesucht – seine sechzehn Torabschlüsse nach einem ruhenden Ball waren der dritthöchste Wert bei den Herthanern nach Ronny und Adrian Ramos. Nur der Kolumbianer brachte außerdem mehr Kopfbälle auf das gegnerische Tor als Herthas Mann mit der Rückennummer 18.
Niemeyer: Der Herr der Lüfte

Dass Peer Kluge, der gute 51 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, seine Qualitäten vornehmlich in der Offensive zur Entfaltung bringen konnte, lag vor allem an der bärenstarken Leistung von Niemeyer in der Defensive. Fantastische 60 Prozent seiner Mann-gegen-Mann-Duelle entschied er für sich, räumte kräftig ab und langte auch gehörig hin – Niemeyer beging trotz seiner langen Verletzungspause die meisten Fouls bei den Blau-Weißen (62).

Besonders in einem Hoheitsgebiet war der Antreiber im Team kaum zu bezwingen. Kam es zu einem Zweikampf in der Luft, so ging Niemeyer in herausragenden 67 Prozent der Fälle als Sieger hervor und saugte viele Bälle bereits vor der Abwehrkette weg. Eine Qualität, die er auch bei den Standardsituationen des Gegners einbrachte – kein Spieler von Hertha BSC klärte mehr Ecken, Freistöße oder Einwürfe als der 1,91 Meter große Mittelfeldmann. Peter Niemeyer und Peer Kluge waren ein Sinnbild für die passende Abstimmung bei den Herthanern. Harmonisch und ausbalanciert soll es auch in der 1. Fußball-Bundesliga mit dem Erfolg klappen.

von Hertha BSC