Der Pionier aus Fernost
Club | 18. Juli 2013, 02:25 Uhr

Der Pionier aus Fernost

Der Pionier aus Fernost

Der Ex-Herthaner Yasuhiko Okudera war der erste japanische Fußballprofi in Europa.
Berlin - Sie sind schnell, technisch versiert und obendrein sehr diszipliniert. Die Vorzüge der japanischen Fußballer liegen auf der Hand und daher ist in der deutschen Fußball-Bundesliga eine regelrechte Japan-Welle zu erkennen. Shinji Kagawa, Takashi Inui, Shinji Okazaki, Hiroshi Kiyotake und Atsuto Uchida sind nur einige wenige Beispiele derjenigen Japaner, die zuletzt in der höchsten deutschen Spielklasse für Furore sorgten. Auch bei Hertha BSC in Berlin wird in der kommenden Saison einer dieser begnadeten Fußballer aus dem Land der aufgehenden Sonne auf dem Rasen stehen.
Als zweiter Hertha-Neuzugang für die Bundesligasaison 2013/2014 wurde Hajime Hosogai im Mai bekanntgegeben. Der japanische Nationalspieler kommt von Bayer 04 Leverkusen an die Spree und wird die Herthaner bei den anstehenden Aufgaben in der Ersten Liga verstärken. „Er ist vielseitig einsetzbar und hat eine vorbildliche Mentalität“, lobt Herthas Cheftrainer Jos Luhukay den Neuen im Team, mit dem er bereits in seiner Augsburger Zeit zusammenarbeitete. Hertha BSC und Japan – wer weit in der Vereinschronik zurückblättert, in eine Zeit, in der die Bundesliga noch japanisches Brachland war, stößt man auf den Pionier der Bewegung aus Fernost.

Okudera schoss 8 von 123 Hertha-Saisontoren

Yasuhiko Okudera war der erste Japaner der Geschichte, der in Europa als Fußballprofi aktiv war. Im Jahr 1977 wechselte er von Furukawa Electric, für die er in der japanischen Unternehmensliga herausragende Leistungen zeigte, in die Bundesliga zum 1. FC Köln. Der Wechsel nach Deutschland, in das Land des damals aktuellen Weltmeisters, war eine große Herausforderung für den Mittelfeldspieler. „Ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich es in Deutschland packen würde“, gesteht Okudera in einem Interview auf Fifa.com. „Die erste Saison war schwierig, aber gar nicht mal so sehr in Bezug auf die Spielweise, sondern eher in punkto Lebensweise. Erst ab der zweiten Saison ging es aufwärts, und ich hatte mich so weit eingewöhnt.“ Unter dem damaligen FC-Trainer Hennes Weisweiler reifte der wieselflinke Flügelflitzer zu einer wahren Größe und wurde gleich in seiner Premierensaison deutscher Meister und Pokalsieger.

Nach drei Jahren in der rheinischen Metropole ging Yasuhiko Okudera den nächsten Schritt und wechselte an die Spree zu Hertha BSC, wo er in der Zweitligasaison 1980/1981 Teil einer gigantischen Tormaschinerie wurde, denn am Ende der Spielzeit standen phänomenale 123 Tore in 42 Spielen auf der Habenseite der Berliner. Okudera kam dabei in 25 Partien zum Einsatz und steuerte acht Treffer bei. Nach seinem einjährigen Aufenthalt bei den Herthanern zog es ihn in den Norden der Republik zum SV Werder Bremen, wo er fünf Jahre unter Coach Otto Rehhagel spielte und zum Stammspieler reifte. „Am konstantesten habe ich in meiner Bremer Zeit gespielt“, sagt der 42-fache Nationalspieler, denn er habe sich nach fünf Jahren in Deutschland „bestens eingelebt“ und konnte seine „optimale Leistung auf den Platz bringen“.

„Wir brauchen mehr Japaner, die im Ausland spielen“

Insgesamt 259 Partien bestritt Okudera in der 1. und 2. Bundesliga und erzielte dabei 34 Tore, ehe er 1986 zurück in seine Heimat, zurück zu seinem Ursprung bei Furukawa Electric ging und zwei Jahre später seine aktive Karriere beendete. Doch auch nachdem er seine Fußballschuhe an den Nagel hing, blieb er dem Fußball treu und ist als Präsident von Yokohama FC tätig. Auch die Kontakte nach Europa blieben bestehen, denn beim englischen Zweitligisten Plymouth Argyle war er der Vorsitzende des Klubs. Nebenbei arbeitet Okudera als Fernsehkommentator.

Der Fortschritt des japanischen Fußballs gefällt dem Vorreiter einer modernen Entwicklung, dennoch sieht er noch mehr Potenzial: „Wir brauchen mehr Japaner, die im Ausland spielen und die dort gesammelte Erfahrung dann hier einbringen.“ Mit viel Engagement geht Yasuhiko Okudera auch in seiner heutigen Funktion als Offizieller voran und hat sich hohe Ziele gesteckt. „Ich möchte, dass Japaner mehr über Fußball wissen, und ich möchte helfen, den japanischen Fußball in die Welt zu tragen“, so Okudera, der sich mit Sicherheit darüber freut, dass nun der zweite Japaner nach ihm das Trikot von Hertha BSC und somit den japanischen Fußball nach Berlin tragen wird.

von Hertha BSC