
"Erwartungen bei Weitem übertroffen"
"Erwartungen bei Weitem übertroffen"

Berlin - Fabian Lustenberger geht in sein siebtes Jahr bei Hertha BSC. Es ist jedoch das erste des sympathischen Schweizers als Kapitän der Herthaner. Kurz vor dem DFB-Pokal-Auftritt bestimmte Cheftrainer Jos Luhukay Herthas Nummer 28 als Nachfolger von Aufstiegskapitän Peter Niemeyer. Im Interview mit herthabsc.de spricht der defensive Mittelfeldspieler u.a. über den Saisonauftakt, seine zweite Heimat Berlin, seine Rolle als Kapitän sowie die Saisonziele für die Spielzeit 2013/14.
Fabian Lustenberger: Das Spiel hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Wir haben ein super Spiel gemacht und am Ende auch in der Höhe nicht unverdient gewonnen. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt und hatten auch noch drei Lattenschüsse. Nach dem 3:1 haben wir uns vielleicht so ein bisschen in einen Rausch gespielt. Der Elfmeter gegen uns hatte dabei so eine Art 'Hallo-wach'-Effekt, denn danach wussten wir, dass wir wieder eine Schippe drauflegen mussten. Am Ende zählen aber vor allem die drei Punkte, das ist das Allerwichtigste!
herthabsc.de: Im ersten Pflichtspiel der neuen Saison gab es einen Last-Minute-Sieg nach Verlängerung im Pokal gegen Neumünster. Wie hast du das Spiel erlebt?
Lustenberger: Der Sieg ist vielleicht etwas glücklich zustande gekommen, aber ich denke, es ist nichts ungewöhnliches, dass man sich im ersten Spiel noch etwas schwer tut. Andere Mannschaften sind ausgeschieden, die würden sicherlich gerne mit uns tauschen. Unser Ziel davor war das Weiterkommen und das haben wir geschafft. Schlussendlich zählt im Pokal nur das Weiterkommen und nicht die Schönspielerei.
herthabsc.de: Worin siehst du die Gründe, dass sich manch Favorit in der ersten Runde des DFB-Pokals dann doch schwer tut?
Lustenberger: Auch wenn es manchmal unterklassige Gegner sind, sind sie doch auch gut. Teilweise haben sie Spieler in ihren Reihen, die früher selbst mal Profis waren oder im höheren Bereich gespielt haben. Sie trainieren auch vier-, fünfmal die Woche, sind also auch gut im Rhythmus. Die Gegner machen es einem schwer und manchmal fehlt im Unterbewusstsein vielleicht auch ein wenig die nötige Konzentration für die letzten Prozente.
herthabsc.de: Der nächste Gegner im Pokal ist der 1. FC Kaiserslautern. Wie schätzt du die Pfälzer ein?
Lustenberger: Wir kennen Kaiserslautern aus der letzten Saison. Sie sind nur knapp in der Relegation gescheitert und haben sich nochmal gut verstärkt. Es wird ein interessantes Spiel auf dem Betzenberg.
Lustenberger: Ich habe ja vorher schon gesagt, dass ich mich nicht verändern werde – dass ich der Fabian Lustenberger bleibe, der ich bin. Ich habe auch nichts an meiner Vorbereitung oder meinen Ritualen geändert, sondern es so durchgezogen wie immer. Wir haben ja in der Mannschaft einige Spieler, die die Mitspieler pushen – dazu gehöre ich auch. Nur weil ich jetzt Kapitän bin, muss ich nicht der Lautsprecher sein. Ich versuche, meine Leistung auf dem Platz zu bringen und der Mannschaft vor allem dadurch zu helfen.
herthabsc.de: Du zählst zu den dienstältesten Spielern, hast Ende vergangener Saison deinen Vertrag verlängert und bist nun Kapitän. Was bedeutet dir Berlin und Hertha BSC inzwischen?
Lustenberger: Berlin ist schon zu einer zweiten Heimat nach der Schweiz geworden. Ich gehe in meine siebte Saison, ich fühle mich superwohl hier. Es ist eine große Ehre für mich, jetzt hier Kapitän zu sein nach der langen Zeit, die ich jetzt schon hier bin. Ich habe jede Menge erlebt, Aufs und Abs, ich fühle mich aber trotzdem wohl hier, bei Hertha und in der Stadt. Ich habe meine Frau und meinen Sohn hier und deshalb gefällt‘s mir wirklich sehr gut. Berlin ist einfach eine sensationelle Stadt.
herthabsc.de: Eine lange Vorbereitung liegt hinter dir und der Mannschaft. Welches Fazit ziehst du?
Lustenberger: Ein sehr positives. Es war sehr anstrengend, wir haben sehr viel gearbeitet. Sechs Wochen sind schon eine lange Zeit für die Vorbereitung, das zieht sich. Aber jetzt glaube ich, dass wir sehr gut vorbereitet sind. Wir haben kein Testspiel verloren, wodurch man auch mit einem positiven Gefühl in die Saison geht. Jetzt sind wir aber auch alle froh, dass es endlich auch in der Liga losgeht und wir um Punkte spielen und nicht bloß trainieren oder Freundschaftsspiele haben.
Lustenberger: Die Vorbereitung für die erste Liga war etwas länger. Jos Luhukay hat noch mehr Wert auf unsere Fitness gelegt, denn wir werden sicher fitter sein müssen und noch häufiger an unsere Grenzen gehen als in der zweiten Liga. Darüber hinaus hat er noch mehr versucht, uns seine Philosophie näher zu bringen, dass wir noch schneller Fußball spielen und in der Defensive noch besser gegen den Ball arbeiten. Mit den Testspielergebnissen haben wir gezeigt, dass wir das können, jetzt müssen wir das nur noch in der Bundesliga umsetzen.
herthabsc.de: Mit vier Neuzugängen geht ihr in die neue Saison. Wie haben sich diese aus deiner Sicht bisher eingelebt?
Lustenberger: Alle vier haben sich sehr gut eingefügt, da gab es keinerlei Probleme. Teilweise kannten sich die Spieler ja auch untereinander, weil sie schon zusammen gespielt haben – das vereinfacht das Ganze natürlich auch wieder etwas. Ich denke, sie sind schon ein Teil der Mannschaft und werden für uns Verstärkungen sein.
herthabsc.de: Das Ziel für diese Saison heißt Klassenerhalt. Welche Faktoren sind wichtig, um dieses Ziel zu erreichen?
Lustenberger: Wichtig ist, dass wir gut starten und gut in die Liga reinkommen. Das hat gegen Frankfurt schon einmal gut geklappt. Dann müssen wir zusehen, dass wir regelmäßig punkten und Niederlagen vermeiden. Mit Punktgewinnen geht man automatisch positiver in die nächste Woche. Wir wollen so schnell wie möglich die nötigen Punkte sammeln, um so schnell es geht unser Ziel zu erreichen.
herthabsc.de: Was hast du dir persönlich vorgenommen?
Lusteberger: Mein Ziel vor jeder Saison ist, dass ich spiele, ganz klar. Ich will Stammspieler sein und meine Einsätze bekommen und dabei natürlich gute Leistungen abliefern. Aber diese persönlichen Ziele stehen ja immer ein wenig hinter dem gemeinsamen Ziel zurück. Wenn es mit der Mannschaft gut läuft, spielt man auch selber besser. Wenn die Mannschaft das Ziel erreicht, hat auch jeder Spieler sein Ziel erreicht.
herthabsc.de: Wie viele Gedanken drehen sich um die Schweizer Nationalmannschaft und die WM 2014?
Lustenberger: Momentan nicht so viele. Die Konkurrenz auf meiner Position ist extrem groß. Da gibt es fünf, sechs Spieler, die auch auf internationalem Top-Niveau zum Beispiel in Deutschland oder Italien spielen. Ich will meine Leistung bei Hertha bringen, um auf mich aufmerksam zu machen. Natürlich würde ich gerne zur WM 2014 mitfahren, aber schlussendlich kann ich das nur mit meiner Leistung beeinflussen. Wenn die stimmt, ist die Chance größer und alles andere kommt dann danach.