"Fußball spielen und dominant auftreten"
Akademie | 15. August 2013, 19:22 Uhr

"Fußball spielen und dominant auftreten"

"Fußball spielen und dominant auftreten"

Herthas neuer U19-Trainer Ante Covic stellte sich den Fragen von herthabsc.de
Berlin - Zur Spielzeit 2013/14 übernahm mit Ante Covic ein frisch gebackener Fußball-Lehrer die Geschicke auf dem Trainingsplatz und an der Seitenlinie des U19-Nachwuchses von Hertha BSC. Am zurückliegenden Wochenende absolvierte der 37-Jährige mit seinem neuen Team das erste Pflichtspiel und feierte zum Auftakt einen 4:1-Heimerfolg über den VfL Osnabrück. Im Interview mit herthabsc.de sprach der ehemalige kroatische Nationalspieler u.a. über seine neue Aufgabe, seine Spielphilosophie und seinen Austausch mit Jos Luhukay.

herthabsc.de: Im ersten Spiel gab es gleich einen deutlichen Sieg. Welches Fazit ziehst du nach eurem Saisonstart?
Ante Covic: Die Mannschaft hat die ordentlichen Ergebnisse aus der Vorbereitung mit in die Runde genommen. Wir waren allesamt ein wenig angespannt vor dem ersten Spieltag, weil niemand wusste, wo wir stehen. Aber was das Ergebnis und das fußballerische Vermögen der Mannschaft betrifft, das sie gezeigt hat, war schon in Ordnung. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Mannschaft immer versucht hat, Fußball zu spielen und in dem Heimspiel sehr dominant aufgetreten ist. Dadurch hat sie bestimmt, wo es lang geht.

herthabsc.de: Du hast letztes Jahr noch die U15 trainiert. Wie war es, jetzt die A-Jugend zu übernehmen?
Covic: Ich kannte einige Jungs ja schon aus unserer gemeinsamen Zeit in der U15 und sie wussten, was auf sie zukommen würde. Nichtsdestotrotz sind drei Jahre vergangen und wir alle haben uns in der Zeit weiter entwickelt. Nach dem Kennenlernen haben wir richtig losgelegt und sind die Aufgaben angegangen, die auf uns gewartet haben.

herthabsc.de: Wie unterscheidet sich deine Arbeit jetzt im Vergleich zu den vorigen Jahren bei der U15?
Covic: Die größten Unterschiede liegen darin, dass das ganze Spiel selbstverständlich deutlich schneller geworden ist, man hat deutlich weniger Zeit und Raum, aber um die Jungs zu beruhigen: Das wird noch weniger, wenn man noch höher spielt. (lacht) Im menschlichen Bereich kann man sagen, dass die Jungs schon wissen, dass es sich um eine der Vorstufen zum Männerbereich handelt und dass es nicht mehr so viele Hürden zu überspringen gilt - auch wenn diese nicht weniger hoch sind - bis zu ihrem Traum, Profi zu werden.

herthabsc.de: Was sind dabei die größten Herausforderungen?
Covic: Der ein oder andere ist dabei vielleicht ein wenig ungeduldig, aber ich glaube, dass das dem ganzen System in Deutschland geschuldet ist. Das bemängle ich schon seit Jahren, dass man den jungen Spielern nicht die Zeit gibt, zu reifen. Sie kommen viel zu früh in Schubladen, ob sie es schaffen, oder nicht. So einen Spätstarter, wie damals Miro Klose, wird es wohl in Deutschland nicht mehr geben.

herthabsc.de: Welches Ziel verfolgst du mit dem Team in der gerade gestarteten Saison?
Covic: Mein Ziel ist es, die Jungs einen Schritt weiter auf ihrem Weg zu ihrem großen Traum zu bringen. Uns ist aber allen klar, dass wir nicht 20 Profis entwickeln können. Es wäre aber schön, wenn am Ende der Saison die fußballerische Ausbildung jeden Einzelnen ein Stück weiter gebracht hätte.

herthabsc.de: Wirst du als nun offizieller Fußball-Lehrer etwas in deiner täglichen Arbeit anders machen?
Covic: Durch meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer, die ich genießen durfte, habe ich neue Impulse und Ideen für meine Arbeit als Trainer bekommen. Sicherlich nimmt man nicht alles mit, was man in den zehn Monaten auf der Schulbank gelehrt bekommt, denn man hat ja auch einen eigenen Stil, dem man treu bleibt. Wichtig ist auch, dass man im Sinne der Philosophie unseres Vereins dem roten Faden der Akademie folgt.

herthabsc.de: Welche Werte vertrittst du als Nachwuchstrainer?
Covic: Für mich ist Disziplin besonders wichtig. Ich glaube, dass die Leute begreifen müssen, dass das Leben ohne Fußball länger ist als ohne. Deshalb ist es wichtig, bestimmte Werte im Leben wie eben Disziplin zu vermitteln. Als Trainer sitze ich sozusagen am längeren Hebel und werde diese Werte immer wieder von meinen Spielern fordern. Dazu gehört auch Respekt, Höflichkeit oder auch Ehrlichkeit. Das lebe ich als Trainer vor und fordere es von meinen Spielern. Ich bilde eben nicht nur Fußballer, sondern auch Menschen aus.

herthabsc.de: Und wie sehen deine Forderungen auf dem Fußballplatz aus?
Covic: Ich möchte mit meinen Mannschaften immer Fußball spielen - wobei die Betonung auf dem 'spielen' liegt - und dominant auftreten. Ich möchte den Jungs aber auch vermitteln, dass es eine Ehre ist, für Hertha BSC zu spielen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, in einer Dreieinhalb-Millionen-Stadt mit der Fahne auf der Brust auflaufen zu dürfen. Darüber müssen sich alle jeden Tag im Klaren sein und dementsprechend auf dem Platz auch auftreten.

herthabsc.de: Die Trainer der Hertha BSC Fußball-Akademie stehen im regen Kontakt mit Cheftrainer Jos Luhukay. Welches Ziel verfolgen die Sitzungen?
Covic: Wir tauschen uns jede Woche aus. Diese Regelmäßigkeit zeigt auch, wie wichtig unserem Cheftrainer Jos Luhukay, aber auch Manager Michael Preetz, die Entwicklung der Nachwuchsspieler ist. In unserer Sitzung geht es dann darum, welcher Spieler wann welchen Schritt in seiner Entwicklung macht. Bei dem einen passiert das im September, bei einem anderen einen Monat früher oder später. Darüber müssen alle, besonders Jos Luhukay, Bescheid wissen.

herthabsc.de: Die Integration in die erste Mannschaft funktionierte zuletzt sehr gut. Wie hast du den Liga-Auftakt gegen Frankfurt wahrgenommen?
Covic: Als man zum Spiel gefahren ist, hat man genau wie bei unserem ersten Spiel bemerkt, dass niemand so recht wusste, wo wir stehen. Frankfurt war ja eine der Überraschungsmannschaften der letzten Saison und sie kamen mit einigen guten Verstärkungen nach Berlin. Wir hatten alle gehofft, dass unsere Mannschaft etwas von ihrer Dominanz aus der zweiten Liga mit in die erste nimmt, aber ich war so beeindruckt, wie sie dann Fußball gespielt hat. Gefreut hat mich, dass das Spiel so etwas wie Euphorie in der Stadt ausgelöst hat und ich hoffe, dass die Fans die Mannschaft die ganze Saison nach vorne peitschen werden. Unsere Anhänger können eine wichtige Rolle in dieser Saison spielen.

von Hertha BSC