Zwischen Anspruch und Realität
Teams | 10. September 2013, 19:52 Uhr

Zwischen Anspruch und Realität

Zwischen Anspruch und Realität

Die Stuttgarter starten schlecht in die Saison. Labbadia weg, Schneider da - ist jetzt alles anders?

Berlin - Am Freitag (13.09.13) trifft Hertha BSC im Berliner Olympiastadion auf den VfB Stuttgart. Die Schwaben starteten mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen denkbar schlecht in die Bundesliga-Saison. In der Folge musste Bruno Labbadia als erster Trainer der aktuellen Spielzeit seinen Hut nehmen und wurde durch den jungen Thomas Schneider ersetzt, der vorher drei Jahre die U17 der Schwaben trainierte. In Schneiders erstem Spiel in der Europa League Qualifikation gegen HNK Rijeka schieden die Stuttgarter nach einem Last-Minute-Tor der Kroaten zum 2:2-Endstand knapp aus, während das erste Bundesliga-Spiel unter der Regie des neuen Trainers mit 6:2 gegen die TSG Hoffenheim gewonnen wurde.

Der VfB Stuttgart wurde 1893 gegründet und gehört mit über 45.000 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen in Deutschland. Der Verein gehörte 1963 zu den 16 Gründungsvereinen der Bundesliga und stieg bisher nur ein Mal ab. der VfB wurde insgesamt fünf Mal Deutscher Meister und konnte drei Mal den DFB-Pokal gewinnen. Die letzte Meisterschaft gewann der VfB im Jahr 2007 unter Trainer Armin Veh, während der DFB-Pokal das letzte Mal 1997 errungen werden konnte. Zahlreiche Fußballgrößen, wie beispielsweise Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald, Joachim Löw oder Christoph Daum (Trainer) starteten ihre Karrieren beim VfB. Die Mercedes-Benz-Arena ist die Spielstätte der Schwaben und hat ein Fassungsvermögen von gut 60.000 Zuschauern. Die Arena wurde zwischen 2009 und 2011 von einem Stadion mit Laufbahn in eine reine Fußball-Arena umgebaut.

Das Trainer-Karussell

Die Erwartungshaltung in Stuttgart ist spätestens seit der Meisterschaft 2007 sehr hoch. An diesem Erfolgsdruck sind in den letzten Jahren mit Armin Veh, Markus Babbel, Christian Gross und Bruno Labbadia einige Trainer gescheitert. Über die letzten 20 Jahre nahmen insgesamt 17 verschiedene Trainer auf der Bank des VfB Platz. Aufgrund des hohen Trainerverschleiß erhielt der Verein das Image der 'Untrainierbaren'. Zusammen mit dem HSV (ebenfalls 17) ist das der höchste Wert der Bundesliga. Mit dem unerfahrenen Thomas Schneider geht Manager Fredi Bobic ein Wagnis ein, das aber zumindest am letzten Spieltag aufging und für einen Traumstart des neuen Trainers sorgte. Nach drei Saisonniederlagen unter Bruno Labbadia, zeigte die Mannschaft eine Reaktion und schoss sich beim 6:2-Erfolg über die TSG 1899 Hoffenheim den Frust von der Seele.

Thomas Schneider, der als Spieler auf 133 Einsätze für die Schwaben kam, arbeitete bereits zuvor erfolgreich in der Jugendabteilung der Stuttgarter. In seiner ersten Saison 2011/12 führte Schneider die U17 des VfB ins Endspiel der B-Junioren Meisterschaft, welches er aber mit 0:2 gegen Hertha BSC verlor. Ein Jahr später standen sich beide Teams in einer Neuauflage der Partie erneut im Endspiel gegenüber, allerdings entschied die Stuttgarter Mannschaft die Partie diesmal für sich und schlug die Berliner knapp mit 1:0. Stuttgart gewann die B-Junioren Meisterschaft 2012/13 und Schneider Ende August den Platz auf der Trainerbank des VfB.

Der Trainer der 'Untrainierbaren'

Der Kader ist qualitativ und in der Breite gut besetzt. Serdar Tasci verließ den Verein in Richtung Moskau, wurde aber mit Daniel Schwaab (Bayer Leverkusen) und Karim Haggui (hannover 96) adäquat ersetzt. Mit Moritz Leitner (Borussia Dortmund) wurde ein variabler und kreativer Offensivspieler ausgeliehen, während die Stuttgarter mit Mohammed Abdellaoue den Konkurrenzkampf im gut besetzten Sturm weiter forcieren. Thomas Schneider gab in seinem Bundesliga-Debüt demem jungen Timo Werner die Chance, sich von Beginn an zu beweisen. Der erst 17-Jährige zahlte dem Trainer das Vertrauen umgehend mit zwei Torvorlagen und einem starken Spiel zurück. Dennoch sollte erwähnt werden, dass bis auf Haggui, alle Transfers von Schneiders Vorgänger Bruno Labbadia getätigt wurden.

Die Mannschaft wirkte im ersten Spiel nach dem Trainerwechsel defensiv kompakter und in der Offensive variabler. Leitner und Maxim harmonierten gut und Werner nutzte mit seiner Geschwindigkeit die Räume auf dem Flügel. Torjäger Vedad Ibisevic profitierte von der guten Vorarbeit seiner Mitspieler und glänzte mit drei Toren gegen Hoffenheim. Ob der erneute Trainerwechsel allerdings die richtige Entscheidung war, lässt sich aufgrund des einen Spieltags noch nicht sagen. Zu oft wechselten die Schwaben in der jüngeren Vergangenheit den Trainer mit kurzfristigem Erfolg. Die Verpflichtung des unerfahrenen Schneiders könnte das richtige Zeichen von Manager Fredi Bobic sein, um die Erwartungshaltung der Fans herunter zu schrauben, ohne die sportlichen Ziele zu vernachlässigen. Schneider kennt die Strukturen des Vereins, weiß um die Stärke der Stuttgarter Jugendarbeit und könnte mit seiner Unbeschwertheit der richtige Mann für die Schwaben sein - der Trainer der 'Untrainierbaren'.

von Hertha BSC