
Vorbildlich. Ehrgeizig. Sympathisch.
Vorbildlich. Ehrgeizig. Sympathisch.

Levan Kobiashvili über den Saisonstart der Herthaner, seine Ziele und über die mögliche Rückkehr in seine erste Bundesligastadt.
Neben dem Platz ist Kobiashvili ein ruhiger und besonnener Familienvater, er weiß, worauf es als Fußball-Profi ankommt. Auf dem Platz will „Kobi“ jedes Spiel gewinnen, ist sehr ehrgeizig und ordnet dem Erfolg alles unter. Im Interview sprich der 36-Jährige über seine Vorbildfunktion und guckt auch mal über den Tellerrand hinaus...
herthabsc.de: Kobi, Zwei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Wie beurteilst Du den Saisonstart von Hertha BSC?
Levan Kobiashvili: Man darf im Sport nie zufrieden, man muss realistisch sein. Unser Start war nicht super, aber auch nicht schlecht. Wir haben in Nürnberg und gegen Stuttgart leider durch zwei Standardsituationen Punkte verloren, sonst hätten wir ein paar mehr auf dem Konto. Wir haben aber gezeigt, dass wir mit den anderen Mannschaften durchaus auf Augenhöhe sind und ich bin optimistisch, dass das auch in Zukunft so bleibt. Eine Faustregel sagt, dass man nach zehn Spielen eine Tendenz erkennen kann, wohin die Reise geht.
herthabsc.de: Du bist schon lange im Bundesligageschäft. Welchen Eindruck hast Du aktuell von der Mannschaft?
Kobiashvili: Einen sehr guten Eindruck. Wir haben ein gutes Klima in der Mannschaft, wir funktionieren als Team und wir verfolgen zusammen ein Ziel, immer das nächste Spiel zu gewinnen. Jeder einzelne gibt sein bestes, wir motivieren uns gegenseitig, das ist unsere Stärke. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Mannschaft zu sein und gehe mit Freude zu jedem Training.
herthabsc.de: Du bist auch schon mehrfach in die Bundesliga aufgestiegen. Was ist - gerade am Saisonbeginn - wichtig für einen Aufsteiger?
Kobiashvili: Für viele Spieler ist es das erste Jahr in der Bundesliga. Wichtig ist, unserer Linie treu zu bleiben, jeder weiß, was zu tun ist. In der Bundesliga sind Kleinigkeiten entscheidend. Sie machen oft den Unterschied aus. Wir haben einige Punkte unglücklich abgegeben und an der einen oder anderen Stelle Lehrgeld bezahlen müssen. Aber wir haben eine junge Mannschaft, die sehr lernwillig ist. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft weniger Fehler machen.

herthabsc.de: Du hast deinen Vertrag nochmal um ein Jahr verlängert. Was waren deine Beweggründe dafür?
Kobiashvili: Ich habe immer noch, trotz meines Alters, eine Menge Spaß mit den Jungs in der Mannschaft. Ich habe die Entscheidung noch nicht eine Sekunde bereut, auch wenn zwei Trainingseinheiten pro Tag sehr anstrengend sein können (lacht). Ich versuche mit gutem Beispiel voran zu gehen und den jungen Spielern zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen. Ich bin mir meiner Vorbildfunktion bewusst.
herthabsc.de: Was hast Du dir für diese Saison vorgenommen?
Kobiashvili: So lange ich Profi bin, gebe ich in jedem Training mein bestes und will natürlich auch spielen. Ich bin mir sicher, dass am Ende die harte Arbeit belohnt wird und ich meine Einsätze bekomme. Natürlich will ich das letzte Jahr auch genießen.
herthabsc.de: Was ist in dieser Saison mit der Mannschaft möglich?
Kobiashvili: Wir wollen so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wir müssen aber nach vorne schauen und dürfen zu keinem Zeitpunkt anfangen zu rechnen und auf den Punkteabstand nach hinten schauen. Wir haben aber großes Potential in der Mannschaft, ich bin optimistisch, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden.
herthabsc.de: Du bist jetzt seit 2010 in Berlin. Was zeichnet die deutsche Hauptstadt aus?
Kobiashvili: Berlin ist eine tolle Stadt, bietet viele Möglichkeiten und ist sehr vielfältig. Das wichtigste ist für mich, dass sich meine Familie wohl fühlt und das trifft zu hundert Prozent zu. Wir sind hier sehr glücklich.
herthabsc.de: Hast Du schon Pläne für die Zeit nach deiner Karriere? Bleibst Du in Deutschland oder geht es irgendwann zurück in die Heimat?
Kobiashvili: Ich habe mit einem Fernstudium Sportmanagement begonnen. Mich interessiert wie ein Verein aufgestellt ist, wie alles rund herum funktioniert. Ich möchte nach meiner Karriere auf jedem Fall dem Fußball treu bleiben, das ist mein Leben. Der Sport liegt mir einfach am Herzen. In welcher Position und in welcher Stadt auch immer. Wenn wir in Deutschland bleiben, dann in Berlin.
herthabsc.de: Zurück zur Bundesliga: Am kommenden Sonntag (22.09.13) geht’s für Hertha BSC zum SC Freiburg, deine erste Station in Deutschland. Welche Erinnerungen hast Du an die Zeit im Breisgau?
Kobiashvili: Nur Positive! Ich freue mich jedes Mal, wenn ich nach Freiburg zurückkehre. Es war eine unglaublich tolle Zeit. Ich fahre immer mit einem Lächeln und einem guten Gefühl in die Stadt zurück. Es wäre ein Geschenk für mich, zum Abschluss meiner Karriere am Wochenende dabei zu sein. Ein Traum.
herthabsc.de: Welche Rolle spielte der damalige Trainer Volker Finke für dich?
Kobiashvili: Eine sehr große Rolle. Er hat mir und meiner Familie damals in allen Bereich geholfen. Wir haben heute noch regelmäßig Kontakt. Er hat einen großen Anteil an meiner Entwicklung als Profifußballer, aber auch als Mensch.
herthabsc.de: Was machst Du heute (19.09.13) Abend gegen 21.00 Uhr?
Kobiashvili: (lacht) Um die Uhrzeit schlafen meine Kinder schon, sodass ich in Ruhe Fußball gucken kann. Ich drücke Freiburg natürlich die Daumen.
herthabsc.de: Was traust Du dem SC Freiburg in der Europa League zu?
Kobiashvili: Sie haben das Potential, um die Gruppephase zu überstehen. Aber es wird nicht leicht. Der Start gegen Liberec ist wichtig.
herthabsc.de: Ist die Doppelbelastung von Freiburg ein Vorteil für euch am Sonntag?
Kobiashvili: Natürlich kostet jedes Spiel Kraft, aber sie spielen zweimal zu Hause, sie müssen nicht reisen. Man muss das Ergebnis abwarten, das spielt eine große Rolle. Nach einem Sieg nimmt man die Euphorie mit ins nächste Spiel, bei einer Niederlage sind oft noch negative Gedanken im Kopf.
herthabsc.de: Was für eine Partie erwartest Du?
Kobiashvili: Freiburg ist sehr aggressiv, lauf- und zweikampstark. Sie greifen früh an und sind auch spielerisch sehr gut. Im Heimspiel gegen Bayern mussten sie viel ohne Ball laufen, haben nicht aufgegeben und wurden am Ende belohnt. Freiburg ist ein harter Gegner.