
Teams | 24. November 2013, 14:56 Uhr
Der Genussmensch
Der Genussmensch

Sami Allagui im Interview.
Berlin - Vorab ein großes Dankeschön an die Berliner Morgenpost und Autor Jörn Meyn für die Erlaubnis der Veröffentlichung des Interviews auf www.herthabsc.de.
Hertha-Profi Sami Allagui zeigt sich im folgenden Interview von einer ganz anderen Seite, lesen sie selbst...
Berliner Morgenpost: Herr Allagui, sind Sie ein Genussmensch?
Sami Allagui: Ja, denke ich schon. Ich versuche, die Dinge zu genießen. Das fängt beim Fußball an und geht weiter bis zum Essen und Chillen mit Freunden. Ich bin kein Hektiker, der die Dinge schnell hinter sich bringen will.
Hertha-Profi Sami Allagui zeigt sich im folgenden Interview von einer ganz anderen Seite, lesen sie selbst...
Berliner Morgenpost: Herr Allagui, sind Sie ein Genussmensch?
Sami Allagui: Ja, denke ich schon. Ich versuche, die Dinge zu genießen. Das fängt beim Fußball an und geht weiter bis zum Essen und Chillen mit Freunden. Ich bin kein Hektiker, der die Dinge schnell hinter sich bringen will.

BM: Es heißt, Sie seien ein großer Musikliebhaber. Bei Hertha sind Sie der Kabinen-DJ. Was legen Sie da so auf?
Allagui: Ich habe verschiedene Playlisten: eine für die Zeit vor dem Spiel und eine für nach dem Spiel.
BM: Gibt es Heavy Metal vor dem Spiel, um auf Touren zu kommen?
Allagui: Slow hören wir jedenfalls nicht. Das muss schon abgehen und uns Schwung geben. Hip-Hop, R’n’B. Die neusten Songs. Wir wollen uns schließlich hochpushen. Nach dem Spiel gibt es aber nur Musik, wenn wir gewonnen haben.
BM: Im Internet posten Sie oft Fotos von sich. Dabei sind Sie eigentlich andauernd mit Essen zu sehen.
Allagui: (lacht) Ja, das sieht jetzt natürlich komisch aus. Aber ich lebe allein und kann nicht so gut kochen. Ich gehe daher oft in Restaurants. Ich liebe gutes Essen.
BM: Ihr Vater hat über 30 Jahre lang in Düsseldorf in der Genussbranche gearbeitet, wenn man so will. Er leitete auf der Kö den Klub „Sam`s“ mit Charlie Büchler und ist eine Art Nachtklub-Legende. Wie haben Sie das als Kind erlebt?
Allagui: Er hat 20 Jahre lang im Nachtleben gearbeitet. Da war ich noch jung. Da haben meine Schwestern und ich ihn wenig gesehen. Er hat mich selten bei Spielen begleitet. Erst später, als es schon etwas voranging. Als ich 15, 16 war, hatten wir dann ein Restaurant. Wir waren so eine klassische Gastronomie-Familie. Aber ich hatte eine ganz normale Kindheit.
BM: Ihr Vater verkehrte mit vielen Stars: Henry Maske, Roberto Blanco usw. Gingen die zu Hause bei Ihnen ein und aus?
Allagui: Die waren ja meisten bei meinem Vater im Klub (lacht). Er kannte viele berühmte Leute – Schauspieler, Künstler, Sportler. Mit Henry Maske war er gut befreundet und reiste immer zu seinen Kämpfen. Ich habe von früher noch ziemlich viele Autogrammkarten.
BM: Ihr Vater hat seine Karriere in der Gastronomie vor ein paar Jahren aufgeben, um sich um Ihre als Profi zu kümmern.
Allagui: Er hat sich dafür entschieden, als ich mit 17 bei Fortuna Düsseldorf einen Profivertrag unterschrieben hatte. Für mich war das wichtig und ist es heute immer noch. Im Fußballgeschäft kann man nicht jedem trauen. Aber er ist nicht im klassischen Sinne mein Berater. Er ist einfach mein Vater, der mir hilft, wenn ich ihn brauche.
BM: Ihre Karriere als Fußballer hat ziemlich unüblich begonnen.
Allagui: Eigentlich war ich lange nur ein Straßenfußballer. Ich habe ziemlich spät angefangen. Bis ich 16 war, habe ich bei einem Dorfverein in der untersten Spielklasse auf Asche gespielt. Höchsten zweimal die Woche trainiert. Ich hatte keine Jugendakademie wie die meisten Spieler hier bei Hertha.
BM: Wie haben Sie es dennoch zum Profi geschafft?
Allagui: Das war ein Zufall. Wir haben damals in der Jugend gegen die unterste Mannschaft von Fortuna Düsseldorf im Pokal gespielt. Da haben wir 4:3 gewonnen, und ich habe alle vier Tore geschossen. Danach wollten sie mich verpflichten, aber ich wollte das erst mal nicht.
BM: Wie bitte?
Allagui: Wir haben die sechs Wochen in den Sommerferien immer in Tunesien bei meinen Verwandten verbracht. Fortuna aber wollte, dass ich nur zwei Wochen weg bin und danach vier Wochen Saisonvorbereitung mitmache. Da habe ich gesagt: Geht nicht. Ich war sechs Wochen im Urlaub. Danach haben Sie sich trotzdem wieder gemeldet, und ich habe zugesagt. Seitdem ging es eigentlich ziemlich schnell nach oben.
BM: Mit 18 sind Sie zum RSC Anderlecht gewechselt, wo Sie aber wenig gespielt haben. War dieser frühe Schritt weg von zu Hause dennoch wichtig?
Allagui: Eigentlich habe ich dort die Fußball-Ausbildung nachgeholt, die ich in der Jugend nicht hatte. Wir sind zwei Jahre hintereinander Meister geworden und haben Champions League gespielt. Ich war meistens dabei, auch wenn ich wenig gespielt habe. Das Training allein hat schon gereicht.
Allagui: Ich habe verschiedene Playlisten: eine für die Zeit vor dem Spiel und eine für nach dem Spiel.
BM: Gibt es Heavy Metal vor dem Spiel, um auf Touren zu kommen?
Allagui: Slow hören wir jedenfalls nicht. Das muss schon abgehen und uns Schwung geben. Hip-Hop, R’n’B. Die neusten Songs. Wir wollen uns schließlich hochpushen. Nach dem Spiel gibt es aber nur Musik, wenn wir gewonnen haben.
BM: Im Internet posten Sie oft Fotos von sich. Dabei sind Sie eigentlich andauernd mit Essen zu sehen.
Allagui: (lacht) Ja, das sieht jetzt natürlich komisch aus. Aber ich lebe allein und kann nicht so gut kochen. Ich gehe daher oft in Restaurants. Ich liebe gutes Essen.
BM: Ihr Vater hat über 30 Jahre lang in Düsseldorf in der Genussbranche gearbeitet, wenn man so will. Er leitete auf der Kö den Klub „Sam`s“ mit Charlie Büchler und ist eine Art Nachtklub-Legende. Wie haben Sie das als Kind erlebt?
Allagui: Er hat 20 Jahre lang im Nachtleben gearbeitet. Da war ich noch jung. Da haben meine Schwestern und ich ihn wenig gesehen. Er hat mich selten bei Spielen begleitet. Erst später, als es schon etwas voranging. Als ich 15, 16 war, hatten wir dann ein Restaurant. Wir waren so eine klassische Gastronomie-Familie. Aber ich hatte eine ganz normale Kindheit.
BM: Ihr Vater verkehrte mit vielen Stars: Henry Maske, Roberto Blanco usw. Gingen die zu Hause bei Ihnen ein und aus?
Allagui: Die waren ja meisten bei meinem Vater im Klub (lacht). Er kannte viele berühmte Leute – Schauspieler, Künstler, Sportler. Mit Henry Maske war er gut befreundet und reiste immer zu seinen Kämpfen. Ich habe von früher noch ziemlich viele Autogrammkarten.
BM: Ihr Vater hat seine Karriere in der Gastronomie vor ein paar Jahren aufgeben, um sich um Ihre als Profi zu kümmern.
Allagui: Er hat sich dafür entschieden, als ich mit 17 bei Fortuna Düsseldorf einen Profivertrag unterschrieben hatte. Für mich war das wichtig und ist es heute immer noch. Im Fußballgeschäft kann man nicht jedem trauen. Aber er ist nicht im klassischen Sinne mein Berater. Er ist einfach mein Vater, der mir hilft, wenn ich ihn brauche.
BM: Ihre Karriere als Fußballer hat ziemlich unüblich begonnen.
Allagui: Eigentlich war ich lange nur ein Straßenfußballer. Ich habe ziemlich spät angefangen. Bis ich 16 war, habe ich bei einem Dorfverein in der untersten Spielklasse auf Asche gespielt. Höchsten zweimal die Woche trainiert. Ich hatte keine Jugendakademie wie die meisten Spieler hier bei Hertha.
BM: Wie haben Sie es dennoch zum Profi geschafft?
Allagui: Das war ein Zufall. Wir haben damals in der Jugend gegen die unterste Mannschaft von Fortuna Düsseldorf im Pokal gespielt. Da haben wir 4:3 gewonnen, und ich habe alle vier Tore geschossen. Danach wollten sie mich verpflichten, aber ich wollte das erst mal nicht.
BM: Wie bitte?
Allagui: Wir haben die sechs Wochen in den Sommerferien immer in Tunesien bei meinen Verwandten verbracht. Fortuna aber wollte, dass ich nur zwei Wochen weg bin und danach vier Wochen Saisonvorbereitung mitmache. Da habe ich gesagt: Geht nicht. Ich war sechs Wochen im Urlaub. Danach haben Sie sich trotzdem wieder gemeldet, und ich habe zugesagt. Seitdem ging es eigentlich ziemlich schnell nach oben.
BM: Mit 18 sind Sie zum RSC Anderlecht gewechselt, wo Sie aber wenig gespielt haben. War dieser frühe Schritt weg von zu Hause dennoch wichtig?
Allagui: Eigentlich habe ich dort die Fußball-Ausbildung nachgeholt, die ich in der Jugend nicht hatte. Wir sind zwei Jahre hintereinander Meister geworden und haben Champions League gespielt. Ich war meistens dabei, auch wenn ich wenig gespielt habe. Das Training allein hat schon gereicht.

BM: Stimmt es, dass Sie das Abitur abgebrochen haben, um in Belgien Profi zu sein?
Allagui: Ja. Das ist mir nicht leicht gefallen. Raus aus der Schule, raus von zu Hause. Ich war ein Mamasöhnchen und dann plötzlich allein in Brüssel. Aber irgendwie war das für mich wie Schule. Ich habe vorher zum Beispiel kein Wort Französisch gesprochen. Jetzt spreche ich es fließend. Zudem habe ich gelernt, mich schnell anzupassen. Das hat mir später sehr geholfen.
BM: Sie haben in sieben Jahren fünfmal den Klub gewechselt.
Allagui: Ja, aber nicht, weil ich mich mit den Leuten verstritten hätte, sondern weil es stetig einen Schritt weiter nach oben ging. Ich hatte nie Angst vor einer neuen Herausforderung. Als Berlin anfragte, hat man mir in Mainz schon gesagt, dass es hier nicht einfach ist – die Medienlandschaft ist speziell. Aber ich wusste, dass ich mich auch hier schnell anpassen kann.
BM: Auch sportlich mussten Sie sich in Berlin anpassen. Sie sind als klassischer Strafraumstürmer gekommen und mussten auf den Flügel ausweichen. Können Sie dieser Position mittlerweile etwas abgewinnen?
Allagui: Auf jeden Fall. Ich denke, ich habe etwas dazu gewonnen. Ganz am Anfang war es schwierig, weil ich weiter wie ein Stürmer gedacht habe. Da rennt dir der Gegner im Rücken schon mal weg. Jetzt geht das und macht mir Spaß.
BM: Stimmt es eigentlich, dass Sie sich für Malerei interessieren?
Allagui: Ja, ich bin ein Kunstsammler. Ich habe viele, viele Gemälde zu Hause. Wer bei mir reinkommt, der würde nie denken, dass ich da wohne?
BM: Wieso?
Allagui: Auch kommen Sie: Ein 27 Jahre alter Stürmer, der gern Rap-Musik hört und Gemälde sammelt? Das passt nicht.
BM: Welche Maler mögen Sie denn so?
Allagui: Markus Tollmann zum Beispiel, ein Düsseldorfer Künstler. Der hat mich sogar mal gemalt. Von ihm habe ich vier große Gemälde. Ich habe auch ein Bild von Jörg Immendorff. Auch alte Fotografien von Helmut Newton sind dabei. Kürzlich habe ich sogar selbst eine Collage aus Schwarz-Weiß-Fotos gemacht. Das sieht auch nicht schlecht aus.
BM: Schon mal probiert, selbst zu malen?
Allagui: Ja, aber ich habe kein Talent dafür. Das lassen wir lieber.
BM: Wie passt Ihr Interesse für Kunst zusammen mit einem Ihrer anderen Hobbys: Angeln?
Allagui: (schmunzelt) In letzter Zeit hat das ein bisschen nachgelassen. Früher habe ich viel geangelt. Da habe ich mir mit Freunden ein Boot gemietet, und dann saßen wir da den ganzen Tag auf dem Wasser und machten es uns gemütlich. Das entspannt total. Auch so etwas genieße ich sehr.
BM: Die vergangene Woche war nicht sehr genussvoll für Sie. Haben Sie das WM-Aus mit Tunesien gegen Kamerun schon verdaut?
Allagui: Es geht langsam wieder. Ehrlich gesagt war es 2010 schlimmer für mich. Damals hätten wir das letzte Gruppenspiel gegen Mosambik nur gewinnen müssen, dann wären wir in Südafrika dabei gewesen. Aber wir verloren 0:1, und ich saß nur auf der Bank, obwohl ich davor immer Stammspieler war. Da ist ein Traum kaputt gegangen. Auch diesmal tut es natürlich weh. Aber Kamerun war einfach ein starker Gegner.
BM: Nun geht es gegen Leverkusen. Das wäre ja so eine Möglichkeit, dass die Woche doch noch etwas angenehmer enden könnte.
Allagui: Stimmt. Eigentlich spielt Leverkusen mit Bayern und Dortmund in einer anderen Liga, aber das muss nichts heißen. Wir spielen zu Hause und können hier jedem Gegner Paroli bieten. Gegen Schalke haben wir auch gut gespielt, aber verloren. Gegen Bayer könnte ich damit leben, wenn es anders herum wäre.“
Allagui: Ja. Das ist mir nicht leicht gefallen. Raus aus der Schule, raus von zu Hause. Ich war ein Mamasöhnchen und dann plötzlich allein in Brüssel. Aber irgendwie war das für mich wie Schule. Ich habe vorher zum Beispiel kein Wort Französisch gesprochen. Jetzt spreche ich es fließend. Zudem habe ich gelernt, mich schnell anzupassen. Das hat mir später sehr geholfen.
BM: Sie haben in sieben Jahren fünfmal den Klub gewechselt.
Allagui: Ja, aber nicht, weil ich mich mit den Leuten verstritten hätte, sondern weil es stetig einen Schritt weiter nach oben ging. Ich hatte nie Angst vor einer neuen Herausforderung. Als Berlin anfragte, hat man mir in Mainz schon gesagt, dass es hier nicht einfach ist – die Medienlandschaft ist speziell. Aber ich wusste, dass ich mich auch hier schnell anpassen kann.
BM: Auch sportlich mussten Sie sich in Berlin anpassen. Sie sind als klassischer Strafraumstürmer gekommen und mussten auf den Flügel ausweichen. Können Sie dieser Position mittlerweile etwas abgewinnen?
Allagui: Auf jeden Fall. Ich denke, ich habe etwas dazu gewonnen. Ganz am Anfang war es schwierig, weil ich weiter wie ein Stürmer gedacht habe. Da rennt dir der Gegner im Rücken schon mal weg. Jetzt geht das und macht mir Spaß.
BM: Stimmt es eigentlich, dass Sie sich für Malerei interessieren?
Allagui: Ja, ich bin ein Kunstsammler. Ich habe viele, viele Gemälde zu Hause. Wer bei mir reinkommt, der würde nie denken, dass ich da wohne?
BM: Wieso?
Allagui: Auch kommen Sie: Ein 27 Jahre alter Stürmer, der gern Rap-Musik hört und Gemälde sammelt? Das passt nicht.
BM: Welche Maler mögen Sie denn so?
Allagui: Markus Tollmann zum Beispiel, ein Düsseldorfer Künstler. Der hat mich sogar mal gemalt. Von ihm habe ich vier große Gemälde. Ich habe auch ein Bild von Jörg Immendorff. Auch alte Fotografien von Helmut Newton sind dabei. Kürzlich habe ich sogar selbst eine Collage aus Schwarz-Weiß-Fotos gemacht. Das sieht auch nicht schlecht aus.
BM: Schon mal probiert, selbst zu malen?
Allagui: Ja, aber ich habe kein Talent dafür. Das lassen wir lieber.
BM: Wie passt Ihr Interesse für Kunst zusammen mit einem Ihrer anderen Hobbys: Angeln?
Allagui: (schmunzelt) In letzter Zeit hat das ein bisschen nachgelassen. Früher habe ich viel geangelt. Da habe ich mir mit Freunden ein Boot gemietet, und dann saßen wir da den ganzen Tag auf dem Wasser und machten es uns gemütlich. Das entspannt total. Auch so etwas genieße ich sehr.
BM: Die vergangene Woche war nicht sehr genussvoll für Sie. Haben Sie das WM-Aus mit Tunesien gegen Kamerun schon verdaut?
Allagui: Es geht langsam wieder. Ehrlich gesagt war es 2010 schlimmer für mich. Damals hätten wir das letzte Gruppenspiel gegen Mosambik nur gewinnen müssen, dann wären wir in Südafrika dabei gewesen. Aber wir verloren 0:1, und ich saß nur auf der Bank, obwohl ich davor immer Stammspieler war. Da ist ein Traum kaputt gegangen. Auch diesmal tut es natürlich weh. Aber Kamerun war einfach ein starker Gegner.
BM: Nun geht es gegen Leverkusen. Das wäre ja so eine Möglichkeit, dass die Woche doch noch etwas angenehmer enden könnte.
Allagui: Stimmt. Eigentlich spielt Leverkusen mit Bayern und Dortmund in einer anderen Liga, aber das muss nichts heißen. Wir spielen zu Hause und können hier jedem Gegner Paroli bieten. Gegen Schalke haben wir auch gut gespielt, aber verloren. Gegen Bayer könnte ich damit leben, wenn es anders herum wäre.“