Der Junge aus dem Wedding
Teams | 30. Dezember 2013, 15:01 Uhr

Der Junge aus dem Wedding

Der Junge aus dem Wedding

Der Weg vom Käfig-Kicker über die Hertha-Akademie zum Bundesligaspieler im Olympiastadion.

Berlin - Was für Gemeinsamkeiten, was für eine Vita für einen Herthaner: Änis Ben-Hatira, der Junge aus dem Wedding. Geboren eben da, wo Hertha BSC herkommt. Aufgewachsen dort, wo der Klub seit 1892 seine ureigenen Wurzeln hat - die blau-weiße Gegend um den Gesundbrunnen, die Wiege des Klubs: Da kommt er her.

Von klein auf spielte in den einfachen, bürgerlichen Familienverhältnissen der Ben-Hatira’s der Fußball eine besondere, eine große Rolle. In den Berliner "Fußball-Käfigen" verbrachte der tunesische Nationalspieler jede Menge Zeit und legte dort - wie auch seine Kollegen Kevin-Prince und Jerome Boateng, Ashkan Dejagah oder Chinedu Ede - den Grundstein für seine heutige Karriere. "Ich habe in den Käfigen gelernt, besonders kreativ zu sein und mich durchzusetzen. Man wollte um keinen Preis verlieren, denn im Käfig gab es die Regel, dass der Gewinner draufbleiben durfte. Und wir wollten immer weiterspielen. Der Käfig war für uns wie eine Schule und hat uns auch als Charaktere geprägt", blickt Ben-Hatira auf seine Jugendzeit zurück. "Wir haben einfach so lange gespielt, bis wir den Ball nicht mehr gesehen haben. Manchmal gabs auch richtig Ärger, wenn wir zu spät nach Hause kamen. Dann hat mir meine Mutter auch schon mal den Hintern versohlt", sagt er schmunzelnd.

"Es ist ein Traum mit Hertha in der höchsten deutschen Liga zu spielen!"

All diese Straßenfußballer haben aber noch eine weitere Gemeinsamkeit - sie durchliefen die Fußball-Akademie von Hertha BSC. Gemeinsam wechselten sie von den Reinickendorfer Füchsen in die Hertha-Jugend. "Wir hatten alle diesen Traum - Fußballprofi. Ich kann mich noch an das erste Spiel live im Olympiastadion erinnern, das werde ich nie vergessen. Das war beeindruckend“, sagt Ben-Hatira mit leuchtenden Augen. In der Akademie der Herthaner verfeinerten die "Ghettokicker", wie sie des Öfteren aufgrund ihrer Herkunft genannt wurden, ihre Grundlagen, verbesserten ihre Stärken, bauten ihre Schwächen ab und räumten einen Titel nach dem anderen ab - die Siegermentalität aus den Käfigen. Der Traum Bundesligaprofi war sehr nah, doch auf dem Weg dorthin musste die heutige Nummer 10 der Herthaner auch Rückschläge in Kauf nehmen. Mit 15 Jahren musste sich Ben-Hatira von seinem Lieblingsverein Hertha BSC verabschieden. "Ich habe bitterlich geweint und musste getröstet werden. Das war sehr hart für mich, aber ich wollte es allen beweisen", sieht er diese Situation im Nachhinein positiv.

Über die Stationen TeBe, den Hamburger SV und MSV Duisburg wechselte der Tunesier 2011 zurück in seine Heimat, zurück zu Hertha BSC, zu seinen Wurzeln: "Die Rückkehr zu Hertha BSC und der Aufstieg in die Bundesliga bedeutet mir sehr viel. Es ist ein Traum mit Hertha in der höchsten deutschen Liga zu spielen!" Doch im Leben von Änis Ben-Hatira gab es auch eine Sache, die die Karriere als Fußballprofi hätte gefährden können: "Wenn ‚Knight Rider’ im Fernsehen lief, bin ich nach Hause gesprintet", verrät der Linksfuß augenzwinkernd. Doch der Fußball hat - glücklicherweise - gewonnen. Gegenwärtig lebt Ben-Hatira seinen Traum, bei seinem Verein. Werte wie Demut, Respekt, Toleranz und Disziplin sind Eigenschaften, die den mittlerweile 25-Jährigen auszeichnen - gelernt in der Fußball-Akademie von Hertha BSC. "In dem, was Du tust, sollst Du der Beste sein!" Dieser Satz zieht sich bei Änis Ben-Hatira durch das ganze Leben. "Damit ist alles gesagt. Dieser Spruch hat mir geholfen und ich hoffe, er hilft anderen auch, die das Ziel haben, Fußballprofi zu werden." So wie Änis Ben-Hatira, dem Jungen aus dem Wedding!

von Hertha BSC