Gekommen, um zu bleiben - Eltern auf Zeit
Akademie | 2. Januar 2014, 01:48 Uhr

Gekommen, um zu bleiben - Eltern auf Zeit

Gekommen, um zu bleiben - Eltern auf Zeit

Regina und Harri Ramin sind die guten Seelen des Hertha-Internats.

Berlin - Es sind die stillen Helfer im Hintergrund, die manche Dinge erst ins Laufen bringen. Diejenigen, die machen und tun - ohne viel Herumgerede. Die, die für eine Sache wirken und schuften, ohne dass sie dabei permanent auffallen. Harri und Regina Ramin sind so ein Paar, so ein Ehepaar. Ohne sie ginge es nicht im Internat der Fußball-Akademie von Hertha BSC, ohne ihren guten Geist würde das Gefüge oft nicht passen. Sie sind "gute Seele", Herbergseltern, Herzschmerztröster und Antreiber. Alles zu seiner Zeit, alles dann, wenn es sein muss. Harri und Regina Ramin betreuen seit knapp elf Jahren die Internatsspieler von Hertha BSC. Zu den Aufgabenfeldern des Ehepaars gehören unter anderem das Kochen, die persönliche Betreuung oder das Abwickeln von Formalitäten der jungen Leute, vielleicht zukünftigen Hertha-Profis.

Dass die Ramins irgendwann diese Rolle einnehmen, war nie richtig geplant. "Das geschah eigentlich recht zufällig und ging dann irgendwie auch ziemlich schnell. Ich kannte den damaligen Projektleiter Falko Götz und noch ein paar andere ganz gut. Die haben meine Frau und mich damals angesprochen, weil jemand für die Position gesucht wurde. Irgendwann wurde vorgeschlagen, ob wir es mal versuchen wollen - und wir wollten!" Gekommen, um zu bleiben. Die Arbeit im Hertha-Internat mit 18 Zimmern und ebenso vielen Jugendlichen, die dort im Regelfall über einen Zeitraum von ein paar Jahren wohnen, ist ein Fulltime-Job. "Wir betreuen die Jungs, die hier im Internat leben, rund um die Uhr. In den ersten sechs bis sieben Jahren hatten wir nur Spieler, die von außerhalb kamen und hier in Berlin keine Bezugspersonen hatten. Wir waren da so etwas wie Ersatzeltern, haben sie im Alltag von morgens bis abends betreut", erzählt Harri Ramin. Das Verhältnis zu den Spielern sei schon sehr nahe, es komme aber auch immer auf die Persönlichkeit an. "Manche Jungs suchen den Kontakt und manche eher weniger. Man hat natürlich nicht zu jedem Jungen das gleiche Verhältnis", so der 60-Jährige und betont zusätzlich noch, dass die Verbindung zu den richtigen Eltern der Nachwuchsspieler, ebenfalls ein wichtiger Faktor sei. Internatsmutter Regina Ramin ergänzt: "Es kann ab und zu mal sein, dass mein Mann besser mit einem Jungen klarkommt als ich. Da spielt dann auch das persönliche Verhältnis zu den Jungs eine Rolle." 18 Zimmer stehen zur Verfügung, jeder Internatsspieler hat seine Privatsphäre. Nur die Duschen und WC’s teilen sich jeweils zwei Jungs. Dies habe den Hintergrund, dass die Bewohner sich nicht isolieren und den richtigen Teamgeist entwickeln. "Das hat sich gut bewährt", fasst Harri Ramin zusammen.

"Das hier lässt einen nicht kalt, das ist eben wie eine große Familie"

Das durchschnittliche Alter der Internatsspieler liegt ungefähr bei 15 Jahren. Heimweh ist dabei ein Faktor, der öfter mal ans Tageslicht kommt. "Anfangs ist die Zeit für manche schlimm, weil sie allein sind, weg von zu Hause", sagt Regina Ramin und fügt mit einem warmen Blick hinzu: "Das sind manchmal so große Kerle, dass ist schon manchmal süß, wenn die dann – trotz coolem Blick - Heimweh bekommen. Die werden dann in den Arm genommen, getröstet und wieder aufgebaut. "Das komme aber nicht mehr so häufig vor, da inzwischen einige Spieler direkt aus Berlin stammen und so noch den Kontakt zur Familie und den Freunden pflegen können. Sie bleiben dann meistens so lange im Internat, bis sie in den Männer-Bereich kommen, ziehen erst dann aus. Hertha BSC bietet den Spielern, die noch ihr Abitur oder eine Ausbildung absolvieren, allerdings auch noch die Möglichkeit, den Aufenthalt im Internat zu verlängern. "Das wird aber letztendlich zwischen dem Verein und dem Spieler besprochen", erzählt Harri Ramin. Wenn es dann einer der Spieler aus dem Internat in den Profi-Bereich schafft, ist die Freude der Ramins dementsprechend groß. Auch die Entwicklung der Spieler nach dem Auszug wird von dem Ehepaar noch langfristig beobachtet: "Wir haben heute noch viel Kontakt zu ehemaligen Spielern. Ein Beispiel dafür ist Terence Boyd, der vor zwei Jahren hier rausgegangen ist und inzwischen für Rapid Wien spielt und amerikanischer Nationalspieler ist", erzählt Harri Ramin stolz und zeigt ein signiertes Trikot des Spielers, dass er bei seinem letzten Besuch extra für die Ramins mitbrachte. Andere bekannte Gesichter, die das Hertha-Internat durchlaufen haben, sind ehemalige Hertha-Spieler, wie beispielsweise Sejad Salihovic.

Nach elf Jahren im Internat ist die Identifikation mit Hertha BSC für die Ramins selbstverständlich groß. "Das hier lässt einen nicht kalt, das ist eben wie eine große Familie. Natürlich sieht man sich als Teil von Hertha BSC. Ich bin mein ganzes Leben aktiv im Fußball-Geschäft, habe selbst gespielt, war Trainer und habe alles mitgemacht. Für mich ist das eine wöchentliche Beschäftigung zu gucken, wie und wo die Jungs spielen, die hier im Internat waren oder noch sind. Wir sind bei nahezu allen Heimspielen der Profis, der U23 und der Jugend dabei", erzählt Harri Ramin – und Regina fügt lachend hinzu: "Wir sind alte West-Berliner und gehen schon seit unserer Kindheit zu Hertha-Spielen – es gibt nichts anderes für uns!" Von den Hertha-Profis von heute, den aktuellen Kickern von Jos Luhukay, sind die Ramins begeistert. Auch die Leistungen zum Saisonstart, machen das Ehepaar froh. „Ab und zu kommen die Profis mal hoch zum Essen in unsere große Küche. Den Änis Ben-Hatira zum Beispiel kennen wir noch von früher, der war schon in der Jugend hier. Der wollte früher immer gerne ins Internat, aber zu der Zeit durften noch keine Berliner hier rein, weil die Plätze für Spieler von außerhalb vorgesehen waren", erzählte Regina Ramin mit einem Grinsen. "Die gesamte Profi-Truppe ist nett und freundlich. Da gibt es keinen Einzigen, der überheblich ist, alles gute Jungs", fügt sie hinzu. "Erfreulich gut!" lässt sich auch Harri Ramin vernehmen. "Seit Jos Luhukay hier ist, weht hier ein guter Wind. Da kann man sehr optimistisch in die Zukunft blicken!", erzählt er, bevor Regina Ramin mit ihrer liebevollen Art noch einen drauf setzt. "Nee, Harri, mehr noch: Der Jos Luhukay ist für Hertha wie ein Sechser im Lotto!"

von Hertha BSC