Achterbahn der Gefühle
Teams | 11. Januar 2014, 16:36 Uhr

Achterbahn der Gefühle

Achterbahn der Gefühle

Marius Gersbeck muss das Trainingslager in Belek abbrechen – Das Torwart-Talent fliegt vorzeitig nach Berlin zur MRT-Untersuchung zurück.

Belek - Es war ein ganz kurzer Moment am Freitagnachmittag. Marius Gersbeck, Herthas U 23-Torwart, der sich beim 2:1-Sieg der Herthaner zum Hinrunden-Ausklang bei Borussia Dortmund nicht nur bei den Fans, auch in der Mannschaft Kultstatus erworben hatte, war nach einer Trainingsparade in Belek gerade auf dem Rasen abgerollt. „Beim Aufstehen spürte ich eine Blockade im Knie, hörte ein ungutes Geräusch... Und dann ging nichts mehr“, erzählt der sympathische Youngster mit den strahlend blauen Augen und dem erfrischend offenen Lächeln. „Ich dachte nur, ach du Scheiße, was ist das denn jetzt.“ Marius Gersbeck musste das Training abbrechen, mit Chef-Physiotherapeut Michael Schweika ins Hotel zurück, während für die anderen Herthaner das Training noch weiterging.

20 Stunden später, am Samstagmittag (11.01.14), hatte Teamarzt Dr. Uli Schleicher Herthas Nummer 35 sofort nach seiner Ankunft in Belek untersucht und entschieden: „Es ist besser, wenn er nach Hause fliegt und sich in Berlin einer genauen MRT-Untersuchung unterzieht. Dann wissen wir exakt, was los ist.“ „Es geht nicht bitterer“, beschreibt das Torwarttalent diese Achterbahn der Gefühle ernst, „da hast du die zweite Trainingseinheit mit den Profis in Belek - und dann das. Da vergeht sogar mir mal das Lachen.“ Dabei hatte der große Traum des 18-jährigen Schlussmannes auch in Belek seine logische Fortführung finden sollen. Nach seinem Spiel in Dortmund, der rührenden Jubelorgie in der Fankurve mit seinen Fan-Freunden, den vielen Interviews als „man of the match“ und dem tosenden Beifall-Orkan der Mitspieler hinterher in der Kabine, wollte Marius Gersbeck auch in der Türkei weiter an seiner Karriere basteln.

"Er wird wiederkommen"


„Die Momente, als Marius in der Kurve in Dortmund zu Recht mit unseren Anhängern gefeiert hat und die Anerkennung des Teams hinterher in der Kabine, gehört zum Emotionalsten, was ich in den letzten Monaten bei Hertha erlebt habe“, sagt auch Geschäftsführer Michael Preetz, „insofern ist das jetzt jammerschade.“ Trainer Jos Luhukay gibt dem jungen Mann Hoffnung mit auf den Weg nach Berlin: „Ich hatte ihn hier fest eingeplant. Erstmal müssen wir abwarten, was los ist. Aber, egal was ist, er wird wiederkommen – und darauf freuen wir uns alle!“

„Dass zu hören, geht mir runter wie Öl“, lächelt Marius Gersbeck, der vor neun Jahren von Brandenburg 03 zu den Blau-Weißen kam und seine Fußballkarriere in Siemensstadt als Stürmer begann („Da war so ein Dicker im Tor, der wollte irgendwann nicht mehr. Dann bin ich halt in den Kasten – seitdem bin ich Schlussmann.“) wieder. „Es macht einen solchen Spaß, in dieser Mannschaft, mit den anderen Torwarten und Richie Golz, in diesem Umfeld, mit diesem Trainer arbeiten zu dürfen – es ist ein Hammer.“

"Berlin ist meine Stadt, Hertha mein Verein"


Demnächst wird er sein Fachabitur in der Tasche haben, sich dann auf sein Leben zwischen den Pfosten konzentrieren können. Mit viel Engagement, viel Enthusiasmus und letztlich viel Talent. Und mit Vereinsliebe. „Hertha ist mein Leben, ich bin einer, der es hier schaffen will. Auch meinen vielen Freunden in der Kurve zuliebe.“ So um die 100 Kumpel aus Herthas Ostkurve kennt er persönlich, aus Heimspielen, von Auswärtspartien – er ist einer von Ihnen, einer der Fans, der jetzt bei den Herthanern im Tor steht. Diesen Rückhalt genießt er: „Es ist einfach geil, von den Jungs nach vorn getrieben zu werden, unterstützt zu werden. Dafür bin ich Fußballer!“

Die blauen Augen von Marius Gersbeck blitzen wieder, funkeln fast – der Rückschlag, nein, die kurze Unterbrechung vom Freitag ist schon wieder weit weggerückt. „Auch beim Jubeln auf dem Fanzaun habe ich mir ab und an schon mal ‘ne Brüsche zugezogen. Nicht so wild. Berlin ist meine Stadt, Hertha mein Verein“, sagt er stolz. „Ich komme wieder, das ist keine Frage.“

Marius Gersbeck – wir Herthaner freuen uns drauf!

von Hertha BSC