Durch Extreme geprägt
Teams | 29. Januar 2014, 17:52 Uhr

Durch Extreme geprägt

Durch Extreme geprägt

Mit dem 1. FC Nürnberg kommt ein Gegner nach Berlin, der in seiner langen Geschichte schon viele Turbulenzen überstanden hat.

Berlin – Am vergangenen Samstag (25.01.14) endete für den 1. FC Nürnberg eine lange Serie. Niemand im Frankenland schien damit ein Problem zu haben, was daran lag, dass mit dem 4:0-Heimsieg gegen Hoffenheim die Durststrecke von 252 Tagen ohne Sieg in der Bundesliga 'ad acta' gelegt werden konnte. Der erste Triumpf der aktuellen Saison 2013/14 stellt für die Nürnberger eine wahre Befreiung dar. Nach vielen Negativerlebnissen und einem durchgeführten Trainerwechsel sorgten die Clubberer wieder für positive sportliche Schlagzeilen. Doch speziell die Anhänger der Nürnberger kennen das Wechselbad der Gefühle wie kaum eine andere Fangruppierung in Deutschland und sind wahrhaftig leidgeprüft.

Der im Mai 1900 gegründete Fußballklub Nürnberg kann auf eine lange und bewegte Historie zurückblicken. Die größten Erfolge feierte der Club in den 20er Jahren, als insgesamt fünf Meisterschaften gelangen. Noch bis in die 60er Jahre hinein gehörte der Verein zu den großen Namen im deutschen Fußball. Der erstmalige Abstieg aus der ersten Liga im Jahr 1969 war der Beginn eines über jahrzehntelang anhaltenden Tiefs. Sogar der Sturz in die Drittklassigkeit musste 1996 hingenommen werden. Es folgten erfolgreichere Zeiten: Zu Beginn des neuen Jahrtausends konnte sich der Traditionsverein zunehmend konsolidieren – der Aufstieg bis in die Erstklassigkeit war die Folge. Der größte Triumph der jüngeren Vergangenheit stellt der Gewinn des DFB-Pokals im Jahr 2007 dar. Aufgrund der meisten Auf- und Abstiege aller Vereine im deutschen Profifußball hat sich bei einigen Fußball-Interessierten das Image der "Fahrstuhlmannschaft" gebildet.

Erfolg und Misserfolg dicht beisammen

Charakteristisch für den fränkischen Klub sind die Extreme in denen er sich bewegt. Auf großartige, sportliche Erfolge folgt aus Sicht der treuen Fans viel zu oft der sportliche Misserfolg. Unvergessen, dass die Nürnberger nach ihrer letzten Meisterschaft im Jahr 1968 unter Trainer Max Merkel als bisher einziges Profiteam in der folgenden Saison den Abstieg hinnehmen mussten. "Der Club is a Depp", pflegt mancher Franke in solchen Momenten herrlich selbstironisch über seinen Verein zu sagen. Ein ähnliches Drama erlebten die Nürnberger nach dem DFB-Pokalsieg im Jahr 2007. Auf diese sportliche Glanzleistung und die damit verbundene Teilnahme am europäischen Wettbewerb musste die Mannschaft den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Der verstorbene Ex-Manager Edgar Geenen sagte einst: "Im Elend sind wir ja schon routiniert." Wenn es auch martialisch klingen mag, so macht gerade diese Gratwanderung zwischen den Extremen einen bedeutenden Teil der Begeisterung der Fans für den Club aus.

Zuletzt schien der Verein in ruhigeren Fahrwassern angelangt zu sein. Zur Spielzeit 2009/10 schaffte der Club erneut den Sprung in die erste Liga. In der Saison konnte die Klasse durch zwei Siege in den Relegationsspielen gegen den FC Augsburg, mit dem damaligen Trainer Jos Luhukay, gehalten werden. Der Club etablierte sich in der obersten Spielklasse, unter Trainer Dieter Hecking rückte der Abstiegskampf plötzlich in weite Ferne – der Fußball wurde erfolgreicher und die Zahl der Tabellen-Endplatzierung niedriger. Durch dessen Abgang als Coach wanderte auch der längerfristige sportliche Erfolg ab. Nachdem dessen Nachfolger Michael Wiesinger eine passable Rückrunde 2012/13 spielte, stellte sich in der Folge-Saison kein sportlicher Erfolg mehr ein. Nach der 0:5-Niederlage gegen den Hamburger SV musste Wiesinger den Trainerposten räumen, es übernahm der Niederländer Gertjan Verbeek. Doch auch mit diesem neuen Coach stimmten die Ergebnisse nicht, in der gesamten Hinrunde gelang den Nürnbergern kein einziger Sieg. Zum Rückrundenauftakt gegen die TSG Hoffenheim schoss sich die Mannschaft eine Menge Frust von der Seele – das 4:0 stellte für den gesamten Verein eine Befreiung dar.

Vertrauen in die Mannschaft gesetzt

In Nürnberg wurde unlängst die "Mission Klassenerhalt" ausgerufen. Mit den drei Punkten gegen Hoffenheim ist der erste Schritt getan, nun sollen weitere folgen. Mit 14 Punkten befindet sich der Club derzeit auf Tabellenplatz 17. So dramatisch wirkt die aktuelle Lage der Franken nicht – auf den Relegationsplatz sind es zwei Punkte auf den ersten Nichtabstiegsplatz nur drei Zähler. Personell hat der Verein im Winter kaum nachgelegt. Mit Ondrej Petrak wurde lediglich ein Spieler verpflichtet – der 21-Jährige ist tschechischer U-21-Nationalspieler und kann im defensiven Mittelfeld sowie in der Innenverteidigung eingesetzt werden. Abgegeben wurden dagegen Alexander Esswein (FC Augsburg), der talentierte Markus Mendler wurde nach Sandhausen verliehen und Muhammed Ildiz wechselte in die Türkei. Die sportliche Führung der Nürnberger spricht dem aktuellen Kader sein Vertrauen aus und hofft, in ruhigere Fahrwasser zurückkehren zu können sowie eine weitere Saison in der Bundesliga zu erleben.

Bildergalerie: 1. FC Nürnberg - Hertha BSC

von Hertha BSC