
Schon immer dabei
Schon immer dabei

Der HSV ist seit dem Beginn der Bundesliga dabei – doch seit Jahren läuft es nicht mehr rund.
Berlin – Das 0:3 in Hoffenheim am zurückliegenden Wochenenden (01.02.14) stellte für den Hamburger Sportverein so etwas wie den Tiefpunkt der derzeitigen Spielzeit 2013/14 dar. Mit großen Erwartungen angereist, stand am Ende des Spiels eine herbe Niederlage zu Buche. Der 'Dino der Liga' taumelt. Die fünfte Niederlage in Folge bedeutet die Einstellung des Vereinsrekords in negativer Hinsicht. Dabei sollte die Partie gegen Hoffenheim der Aufbruch in erfolgreichere Zeiten darstellen – wieder einmal. Stattdessen rutschte der HSV auf einen direkten Abstiegsplatz.
Die ununterbrochene Bundesliga-Zugehörigkeit seit der Gründung im Jahr 1963 stellt für die Hamburger das prägende Markenzeichen und ein Alleinstellungsmerkmal dar. Doch bei kaum einem Verein klafft die Lücke zwischen der Erwartungshaltung und den tatsächlichen Ergebnissen so weit auseinander wie bei den Hanseaten. Von den Bedingungen her – mit einem großen und modernen Stadion, einer zahlreichen fußballbegeisterten Anhängerschaft sowie potenten Untrstützern – bietet der Hamburger SV optimale Bedingungen, um sich als einer der führenden Klubs im deutschen Profi-Fußball zu etablieren. Jahr für Jahr soll im Optimalfall der europäische Wettbewerb erreicht werden, Jahr für Jahr scheitern die Norddeutschen in der jüngeren Vergangenheit an dieser Herausforderung.
Veränderung der Vereinsstrukturen möglich
Dabei herrscht bei den Hamburgern derzeit nicht nur sportlich Diskussionsbedarf, intern tobt die Auseinandersetzung um die Umgestaltung der Vereinsstrukturen. Die Initiative 'HSVPlus' macht sich dafür stark, die Profimannschaft aus den Strukturen des eingetragenen Vereins zu lösen. In einem zweiten Schritt solle es für Investoren möglich sein, Anteile der geplanten Kapitalgesellschaft zu übernehmen, um damit frisches Kapital in die Kassen zu spülen. Auf einer Mitgliederversammlung im Januar diesen Jahres votierten etwa 79 Prozent der Mitglieder dafür, dass sich die Vereinsführung genauer mit diesem Thema auseinandersetzt und ein konkretes Modell erarbeitet, welches Mitte des Jahres zur Abstimmung gestellt werden soll. Doch die Gegner dieser Bewegung setzten sich konsequent gegen die Reformpläne ein. Der Hauptkritikpunkt liegt in der Öffnung für Investoren.
Schon seit einigen Jahren hinkt der HSV seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Der ehemalige Spieler Ditmar Jakobs geht sogar so weit, um in diesem Zusammenhang von einem bereits seit 20 Jahren sinkenden Schiff zu sprechen. Ehemalige Akteure wie Abwehrspieler Jakobs sowie weitere Personen, die es mit dem HSV halten, machen sich für diese Ausgliederung stark, um dem Verein neue Potenziale eröffnen zu können. Andere, wie Ex-Torhüter Frank Rost, lehnen zwar die Ausgliederung nicht ab, verschließen sich aber der Öffnung für Investoren. Daraus resultiert ein kaum zu überblickendes Gemenge an verschiedensten Meinungen und möglichen Perspektiven für den traditionsreichen Nord-Klub. Diese zweifelsohne schwierige innere Lage sollte dennoch kein Alibi für die Leistungen der Hamburger Profimannschaft darstellen.
Rückendeckung für Coach van Marwijk
Im Winter reagierte die sportliche Führung um Sportchef Oliver Kreuzer und lieh mit Ouasim Bouy und Ola John zwei Spieler aus. Der 20-jährige Bouy wurde von Juventus Turin verpflichtet und bringt seine Stärken am besten im zentralen Mittelfeld zur Geltung. Ola John ist ein 21 Jahre alter niederländischer Flügelspieler, der auf Leihbasis von Benfica Lissabon nach Hamburg wechselte. Abgänge verzeichneten die Hanseaten kaum, per Leihe wurde lediglich der Lette Artjoms Rudnevs an Hannover 96 abgegeben, dieser kam in der Hinrunde nicht ausreichend zum Einsatz. Trotz der sportlich prekären Situation sehen die Verantwortlichen die Mannschaft in der Pflicht und stellen nicht Coach Bert van Marwijk zur Debatte. „Der Trainer ist weiterhin hundertprozentig der richtige Mann. Ich werde nie ein Ultimatum aussprechen“, äußerte sich HSV-Sportchef Oliver Kreuzer gegenüber dem Radiosender NDR 90,3.
Der angesprochene Bert van Marwijk nimmt diese Rückendeckung wohlwollend zur Kenntnis, weiß aber auch, dass für die Hamburger dringend Punkte nötig sind: „Das nächste Spiel wird immer wichtiger. Aber noch sind 15 Spiele zu spielen und 45 Punkte zu vergeben.“ In den vergangenen fünf Jahren versuchten sich insgesamt sechs Chef- und vier Interimstrainer ohne längerfristigen Erfolg, zuletzt musste Thorsten Fink seinen Posten räumen. Doch nun rücken vermehrt die Profis in die Kritik: „Immer wieder wurde hier der Trainer gewechselt. Mich ärgert daran, dass so immer wieder die hoch bezahlten Spieler aus dem Fokus genommen werden. Ihnen wird ein Alibi geliefert, aber sie stehen in der Pflicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow gegenüber dem Fachmagazin 'Kicker'. Setzt beim HSV also ein Umdenken ein? Seit Jahren rätseln die Verantwortlichen über die Gründe für die anhaltende Erfolgslosigkeit. Fakt ist, der kurzfristige sportliche Erfolg ist nun dringend nötig, sonst besteht die Gefahr, dass diese Überlegungen von einem Klub aus der zweiten Liga gefasst werden – in Bezug auf den HSV eigentlich undenkbar.