
"Ich liebe Fußball!"
"Ich liebe Fußball!"

Berlin - Ein fußballbegeisterter Levan Kobiashvili erlebt momentan eine besondere Zeit bei Hertha BSC und in seiner Karriere. Der 36-Jährige spielt seine wohl letzte Bundesligasaison und ersetzt aktuell in einer beeindruckenden Art und Weise den verletzten Kapitän Fabian Lustenberger als Innenverteidiger. 'Kobi' ist Fußballprofi durch und durch. Er ist ehrgeizig, zielstrebig und bodenständig - ein Vorbild für viele andere.
Vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen und ersten Verein in Deutschland, SC Freiburg, spricht der Georgier im Interview mit herthabsc.de über Themen abseits des aktuellen, sportlichen Geschehens. Der Familienmensch Kobiashvili blickt auf seine Karriere und seine Trainer zurück, erklärt, warum er mittlerweile ein Einzelzimmer belegt und wie sehr ihm der georgische Fußball am Herzen liegt:

Levan Kobiashvili: Alle meine Trainer waren sehr unterschiedliche Typen. Jeder hatte seine eigenen Vorstellungen von der Spielweise seines Teams. Deshalb habe ich in den letzen 16 Jahren viel über Fußball gelernt und von jedem Trainer etwas mitgenommen. Ich bin glücklich darüber, dass ich diese Menschen kennen lernen durfte. Noch heute freue ich mich, wenn ich einen von ihnen wiedersehe. Mit einigen telefoniere ich auch manchmal noch. Mit keinem meiner Trainer habe ich je Probleme gehabt. Dabei ist mir wichtig, dass auch sie mich in guter Erinnerung haben.
herthabsc.de: Du selbst hast während deiner langen Karriere nur für drei Clubs in der Bundesliga gespielt. Das ist schon etwas Außergewöhnliches. Wieso warst Du deinen Vereinen immer lange treu?
Kobiashvili: Natürlich gab es zwischenzeitlich schon einige lukrative Angebote. Wenn ich mich für einen Verein entschieden habe, wollte ich mich auch mit dem Club identifizieren. Das geht als Profi aber nur, wenn man nicht ständig den Verein wechselt und sich an ein neues Umfeld gewöhnen muss. In der Vergangenheit war es so, dass ich immer versucht habe, alles auf dem Platz zu geben. Deshalb waren meine Vereine mit mir zufrieden. So ist es wohl auch bei Hertha BSC, denn ich bin mittlerweile ja schon über vier Jahre hier.
herthabsc.de: In der Bundesliga hast Du beim SC Freiburg, beim FC Schalke 04 und bei Hertha BSC gespielt. Das sind drei absolut unterschiedliche Vereine, die in ganz unterschiedlichen Regionen Deutschlands beheimatet sind. Was verbindest Du mit den Clubs?
Kobiashvili: Als ich als junger Profi 1998 zum SC Freiburg kam, gab es dort ein sehr familiäres Umfeld. Für meine Entwicklung als Profifußballer war das sehr wichtig. Es wurde versucht, den ganzen Druck von der Mannschaft zu nehmen. Selbst wenn wir sechs Spiele hintereinander verloren haben, konnte der Trainer mit uns in Ruhe arbeiten. Teilweise waren damals nur zwei Journalisten beim Training. Ganz anders ging es dagegen beim FC Schalke 04 zu. Der Verein hatte ganz andere Ambitionen und Ziele. Hier in Berlin habe ich eine aufregende Zeit erlebt. Mit Hertha BSC bin ich zwei Mal ab- und wieder aufgestiegen. Meine Entscheidung hierher zu wechseln habe ich trotzdem nie bereut. Im Gegenteil, es macht mich stolz zu sehen wie die ganze Stadt und eine ganze Region hinter dem Verein stehen. Ich spiele sehr gerne in dieser tollen Mannschaft.
herthabsc.de: Welches war dein schönster Fußball-Moment?
Kobiashvili: Ich bin absolut fußballverrückt und freue mich auf jedes Spiel und über jeden Sieg unserer Mannschaft. Auf dem Platz zu stehen ist für mich jedes Mal ein besonderer Moment. Aber natürlich sind mir die zwei Aufstiege in die Bundesliga in besonders schöner Erinnerung geblieben.

herthabsc.de: Wie sehen deine Pläne nach dem 30. Juni 2014 aus, wenn Du die Fußballschuhe nach 16 Profijahren an den Nagel hängst?
Kobiashvili: Das werde ich in der letzen Zeit oft gefragt, aber ich konzentriere mich von Woche zu Woche darauf meine Leistung für Hertha BSC zu bringen. Ich liebe Fußball und kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Deshalb werde ich dem Sport auf jeden Fall in irgendeiner Weise treu bleiben.
herthabsc.de: Wie verbringst Du deine Freizeit abseits des Fußballplatzes?
Kobiashvili: Da ich ein Familienmensch bin, unternehme ich gern etwas mit meinen Kindern. Berlin ist eine schöne Stadt und man hat hier viele Möglichkeiten.
herthabsc.de: Würdest Du deinem Sohn dazu raten Fußballprofi zu werden?
Kobiashvili: Das Wichtigste ist heutzutage eine gute Ausbildung. Es gibt so viele Spieler, die von einer Profikarriere träumen, bei denen der letzte Schritt dann aber leider nicht klappt. Für meinen Sohn wünsch ich mir, dass er das machen kann, was ihm Spaß macht. Wenn er Fußballprofi werden will, freue ich mich selbstverständlich auch darüber.
herthabsc.de: Du wirst oft als höflich, zurückhalten und schüchtern beschrieben. Siehst Du dich selbst auch so? Was ist Levan Kobiashvili für ein Mensch?
Kobiashvili: Ja, das stimmt. Ich versuche menschlich zu sein und bodenständig zu bleiben. Interviews sind mir zwar sehr unangenehm und ich fühle mich dabei auch nicht so wohl, obwohl ich weiß, dass die Medienarbeit zu dem Alltag eines Fußballprofis dazu gehört.
herthabsc.de: Im Trainingslager hast Du mittlerweile ein Einzelzimmer. Liegt das daran, dass Du die Heizung schon mal auf 30 Grad hochdrehst?
Kobiashvili: Das könnte sein. Ich mag es, wenn es sehr warm ist. Da ich alleine auf dem Zimmer bin, kann ich jetzt machen, was ich will.
herthabsc.de: Für dein Heimatland Georgien hast du 100 Länderspiele bestritten und bist drei Mal georgischer Fußballer des Jahres geworden. Wie steht es derzeit um den Fußball in Georgien? Bisher konnte sich Georgien noch für keine EM oder WM qualifizieren. Georgien trifft in der Gruppe D der Qualifikation zur EM 2016 auf Deutschland, Irland, Polen, Schottland, und Gibraltar. Wie siehst Du die Chancen, dass dein Heimatland 2016 in Frankreich dabei ist?
Kobiashvili: Das ist mein großer Wunsch, dass es mal mit der Teilnahme an einem großen Turnier klappt. Für ein kleines Land wie Georgien wäre das natürlich etwas ganz Besonderes. Wir sind in einer Gruppe mit europäischen Topteams und es wird sehr schwer, aber es ist nicht unmöglich. In meiner Heimat leben viele fußballbegeisterte Menschen und der georgische Fußball liegt mir sehr am Herzen. In Zukunft möchte ich dem Verband helfen, die Strukturen zu verbessern und ihm mit meiner Erfahrung zu helfen. Früher oder später werde ich nach Georgien zurückkehren und meinen Beitrag dazu leisten, um das Land fußballerisch Schritt für Schritt nach vorne zu bringen und konkurrenzfähig zu machen.