
Ein dicker Fisch
Ein dicker Fisch

Berlin - Es ist eine besondere Woche für Sami Allagui. Der Tunesier kehrt am kommenden Sonntag (09.03.14) erstmals zu seiner ersten Bundesligastation nach Mainz zurück. Für die 05er absolvierte der 27-Jährige in zwei Jahren 53 Spiele, erzielte 15 Tore und schaffte in seiner ersten Bundesligasaison die Qualifikation für die Europa League.
Die Nummer 11 der Herthaner begeistert sich neben dem Platz für Kunst und Angeln. Zwei eher ungewöhnliche Hobbies für einen Fußball-Profi. Im Interview spricht der Offensivspieler über die Erinnerungen an die Zeit in Mainz, die Stärken der Rheinhessen und über das 3:1 im Hinspiel. Außerdem erklärt Allagui wie er zu seinen speziellen Hobbies kam und warum er einen brasilianischen Stürmer bewundert hat.

herthabsc.de: Sami, am nächsten Spieltag steht wieder ein Auswärtsspiel auf dem Programm. Zum Glück oder?
Sami Allagui: Warum?
herthabsc.de: Weil ihr euch offenbar im Moment auswärts leichter tut als zu Hause?
Allagui: Das zeigen die Ergebnisse, das stimmt. Aber wir haben zu Hause nicht schlecht gespielt. Auswärts haben wir mehr Räume und Platz für unseren Fußball. Wir sind nicht gezwungen das Spiel zu machen, können frei aufspielen und eiskalt kontern. Mal gucken, wie das am Sonntag in Mainz wird...
herthabsc.de: Apropos Mainz: Dein Ex-Verein und deine erste Bundesligastation. Welche Erinnerungen hast Du an die Zeit bei den 05ern?
Allagui: Nur Positive. Ich habe unter Thomas Tuchel viel gelernt, habe in meinem ersten Bundesligajahr 10 Tore geschossen und wir haben uns für Europa qualifiziert. Ich habe noch viele Freunde in Mainz.
herthabsc.de: Auf welche Begegnung freust Du dich am Sonntag am meisten?
Allagui: Es gibt viele auf die ich mich freue. Auf den Trainerstab, die Fans und natürlich auf viele ehemalige Mitspieler, z.B. Elkin Soto oder Eric Maxim Choupo-Moting. Wir hatten diese Woche noch keinen Kontakt, das werde ich auch nicht machen.
herthabsc.de: Warum hast Du dich damals eigentlich für den Wechsel von Mainz (Bundesliga) zu Hertha BSC (2. Liga) entscheiden?
Allagui: Manchmal muss man im Leben einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu machen. Ich denke, es war die absolut richtige Entscheidung und ich bin gerade dabei den zweiten Schritt nach vorne zu machen. Ich fühle mich sehr wohl in Berlin und möchte mit guten Leistungen das Vertrauen des Trainers zurückzahlen.
herthabsc.de: Als ehemaliger Mainzer: Wie muss man in Mainz spielen, um die Partie zu gewinnen?
Allagui: Wir müssen von der ersten Minute hellwach sein, gut verteidigen und immer wieder Nadelstiche setzen. Wir müssen Mainz wehtun. Je länger es 0:0 steht, um so mehr spielt das uns in die Karten. Es wird nicht einfach, das Stadion ist ein kleiner Hexenkessel und nach den letzten Ergebnissen ist auch eine gewisse Euphorie da. Das ist gefährlich.

herthabsc.de: Hast Du die Insider-Tipps auch schon an den Trainer weitergegeben?
Allagui (lacht): Ich habe den Eindruck, dass brauche ich nicht. Der Trainer kennt Mainz und weiß, was auf uns zukommt. Wenn er dennoch Fragen hat, stehe ich gerne zur Verfügung.
herthabsc.de: Es ist das erste Mal, dass Du als Gegner in Mainz spielst. Ein komisches Gefühl?
Allagui: Komisch nicht, aber etwas Besonderes ist es schon. Ich habe mich dort zwei Jahre lang zu Hause gefühlt und muss jetzt auf einmal in die andere Kabine (lacht). Es war im Hinspiel schon ein schönes Gefühl, viele bekannte Gesichter zu sehen, das ist ja auch das schöne am Fußball.
herthabsc.de: Du sprichst das Hinspiel an. Zweimal hast Du beim 3:1 eingenetzt. Ist man gegen seine ehemaligen Kollegen extra motiviert?
Allagui: Vielleicht kommen ein paar Prozente dazu, die man aber gar nicht steuern kann. Ich würde sie gerne in jedem Spiel aus mir herausholen. Aber man weiß natürlich auch, welcher Spieler wie tickt und wie er sich bewegt, das hilft gerade einem Offensivspieler schon weiter.
herthabsc.de: Dein Vorbild in deiner Jugend war auch ein Offensivspieler - Ronaldo. Warum?
Allagui: Er war damals für mich der beste Fußballer. Er war technisch stark, schnell und hatte einen guten Abschluss. Man nannte ihn nicht umsonst „El Fenômeno“, das Phänomen.
herthabsc.de: Auf deiner eigenen Homepage posierst Du im Anzug mit Kopfhörern. Was bedeutet dir die Musik?
Allagui: Sehr viel. Ich höre zu Hause sehr viel Musik und bin auch in der Kabine dafür verantwortlich. Meistens läuft RnB und HipHop von Jay-Z, Drake oder Bushido.
herthabsc.de: Gab es schon mal Beschwerden von Mitspielern über die Musikauswahl?
Allagui (grinst): Ja, gab es. Zum Beispiel von Thomas Kraft.

herthabsc.de: Nicht nur die Musik, sondern auch die Kunst liegt dir am Herzen. Wie kam es zu der Leidenschaft?
Allagui: Mein Vater liebt die Kunst und ist mit einem tollen Künstler, Markus Tollmann, befreundet. Ich bin damit aufgewachsen, auch wenn ich nicht viel verstanden habe, als ich klein war. Als ich mich damit aber mal länger beschäftigt habe, fand ich das faszinierend.
herthabsc.de: Was macht diese Faszination aus?
Allagui: Bilder sind unheimlich beruhigend. Jedes einzelne Stück ist sehr fein und präzise gemacht worden. In jedem Bild oder Foto steckt eine Menge Arbeit. Es gibt so viele Bedeutungen und Interpretationen. Das ist toll.
herthabsc.de: Hast Du ein Lieblingsbild?
Allagui: Na klar, von Markus Tollmann. Ein Unikat. Es hängt bei mir in der Wohnung. Es symbolisiert ein Gespräch, einen Dialog.
herthabsc.de: Gibt es Parallelen zwischen Kunst und Fußball?
Allagui: Fußball ist auch Kunst, nur auf eine andere Art und Weise. Cristiano Ronaldo oder Zlatan Ibrahimovic würde ich sogar als 'Künstler' auf dem Platz bezeichnen...
herthabsc.de: Welches Bild würdest Du am liebsten am Ende der Saison sehen?
Allagui: Unsere Ostkurve ist der Hammer. Ein Bild, wie wir nach dem letzten Spiel alle zusammen feiern, würde einfach geil aussehen.
herthabsc.de: Eine andere Leidenschaft von dir ist das Angeln. Ein ungewöhnliches Hobby. Wie kommt man dazu?
Allagui: Es macht mir einfach Spaß, auch wenn es sich komisch anhört. Es ist entspannt und ich verreise auch gerne zum Angeln, in die Heimat nach Tunesien und nach Spanien.
herthabsc.de: Was war dein größter Fang?
Allagui: Den habe ich zusammen mit Jan Simak in der Nähe von Barcelona gemacht. Der Fisch war ca. 1,5 Meter lang und wir haben zusammen über eine Stunde gebraucht, bis wir ihn aus dem Wasser gezogen hatten.