
Eine besondere Beziehung zum Fußball
Eine besondere Beziehung zum Fußball

Hertha BSC spielt gegen einen Klub, der für die Menschen einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Berlin - Am Freitagabend trifft Hertha BSC im Rahmen eines Flutlichtspiels auf den FC Schalke 04. Die Mannschaft aus dem Ruhrpott spielt aktuell eine starke Rückrunde und etablierte sich unter den führenden Mannschaften der Bundesliga. Einem 3:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig folgte am Dienstag (25.03.14) ein torloses Unentschieden im Revierderby bei Borussia Dortmund. In dem traditionell hitzigen Spiel trafen auch zwei Klubs mit großen Fanlagern in ganz Deutschland aufeinander. Besonders die lange und aufregende Geschichte der Schalker sorgt dafür, dass der Verein mit über 125.000 Mitgliedern einen sehr großen Zuspruch findet und somit der zweitgrößte Sportverein Deutschlands ist. Weltweit liegt der Klub damit auf dem vierten Rang - Grund genug, sich der Begeisterung für diesen Verein anzunähern.
"Die lokale und regionale Verwurzelung im Ruhrgebiet prägt unser Selbstverständnis", ist im selbst erstellten Leitbild des Vereins zu lesen. "Der FC Schalke 04 ist als Kumpel- und Malocher-Club entstanden. Daher ermöglicht unser Verein im Rahmen seiner wirtschaftlichen Verhältnisse seinen Anhängern aus allen gesellschaftlichen Schichten die Teilnahme am Vereinsleben und den Besuch der Spiele", heißt es dort weiter. Tatsächlich stammten viele Fußballer und Klubmitglieder zu Gründungszeiten aus dem Bergmannsmilieu, was den Schalkern den Namen "die Knappen" einbrachte - denn ein Knappe ist ein Bergmann nach dessen abgeschlossener Lehre.
Entstehung vom "Schalker Kreisel"
In den Jahren nach der Gründung entstand auch ein Begriff, der heute noch eng mit dem Spiel der Gelsenkirchener verknüpft wird. Die beiden Klublegenden Ernst Kuzorra und Fritz Szepan entwickelten unter dem Einfluss des schottischen Kurzpassspiels eine neue Art des Fußballs. Charakterisiert wurde dieser durch schnelle direkte Kurzpässe sowie dem aktiven Freilaufen der nichtballführenden Mitspieler, um wieder als Anspielstation zur Verfügung zu stehen. Was in der heutigen Zeit als "One-Touch-Fußball" gilt, stellte in der damaligen Zeit als sogenannter "Schalker Kreisel" eine bahnbrechende Neuerung dar und verschaffte den Schalkern einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil. Es folgte die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. In den Jahren zwischen 1934 und 1942 stand das Team jedes Jahr mindestens im Pokal- oder Meisterschaftsfinale. Sechsmal wurde die nationale Meisterschaft geholt, einmal konnte der Tschammerpokal, der Vorläufer des DFB-Pokals, gewonnen werden.
Diese Zeit gilt noch heute als erfolgreichste in der Geschichte des Klubs. In diesen Größenordnungen konnte der Verein nicht wieder an die Triumphe der Vergangenheit anknüpfen. Als größte Leistung der Gegenwart gilt der Gewinn des UEFA-Pokal-Wettbewerbs im Jahr 1997. Nach der Qualifikation für den europäischen Wettbewerb unter Manager Rudi Assauer und Trainer Huub Stevens gelang dort ein Siegeszug der "Eurofighter" - ein Team, bestehend aus Spielern wie Jens Lehmann, Olaf Thon oder Marc Wilmots. Aufgrund der intensiven und kämpferischen Spielweise der Mannschaft gewann diese viele Sympathien und fesselte die ohnehin stark verbundenen Schalker noch mehr an ihren Klub.

"Die Menschen lieben dieses Spiel"
Im August 2001 zogen die Knappen dann aus dem altehrwürdigen Parkstadion in die hochmoderne Veltins-Arena um. Nicht zuletzt der Bau dieser Multifunktionsarena verursachte einen großen Schuldenberg, welcher bis zum heutigen Tag weiter abgetragen werden konnte, den Klub aber häufiger in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Auch aus diesem Grund setzten die Schalker vermehrt auf ihre hervorragende Nachwuchsabteilung und integrierten zunehmend junge Spieler in die erste Mannschaft. Es wird Wert darauf gelegt, dass sich die Akteure mit ihrem Verein identifizieren. Denn Schalke gilt noch immer als Klub, "wo Fußball gearbeitet wird", nicht nur, wenn es die Umstände verlangen. Der ehemalige Manager Rudi Assauer sagte einst: "Die Menschen hier im Ruhrgebiet leben und lieben dieses Spiel."
Die aktuelle Mannschaft besticht ebenfalls durch ein leidenschaftliches und intensives Spiel - Tugenden, die auf Schalke gern gesehen werden. Mit jungen und einsatzfreudigen Profis wie Julian Draxler, Max Meyer oder Kyriakos Papadopoulos hat es Trainer Jens Keller geschafft, die Mannschaft zu stabilisieren und in der Bundesliga in der obersten Tabellenregion zu etablieren. Dies lässt das erfolgshungrige Schalker Publikum von einer erfolgreichen Zukunft träumen. In dem Klub geht die Faszination sogar so weit, dass ein eigener Friedhof mit Platz für 1904 Verstorbene (symbolisiert das Gründungsjahr des Klubs) geschaffen wurde, der unweit der Arena errichtet und mit Fahnen verziert wurde sowie im Inneren Bereich zwei Fußballtore stehen hat. Es mag bisweilen bizarre Züge annehmen, aber eins wird deutlich - in Gelsenkirchen wird der Fußball gelebt, auch über das tatsächliche Leben hinaus.