
"Stark und unbequem"
"Stark und unbequem"

Berlin - Er ist jung, ehrgeizig und will mit Bayer 04 Leverkusen noch viel erreichen - Bernd Leno. Der Torwart der Werkself ist im erweiterten Blickfeld der deutschen Nationalmannschaft und macht sich deshalb berechtigte Hoffnungen auf dem WM-Zug in diesem Jahr aufzuspringen.
In dieser Saison absolvierte der 22-Jährige alle 29 Partien für die Werkself und spielte sechsmal zu Null. Insgesamt stand Leno in der Bundesliga bereits 94-mal zwischen den Pfosten, in der Champions League 16-mal. Im Interview auf herthabsc.de spricht die Nummer 1 der Leverkusener über den Trainerwechsel unterm Bayerkreuz, die Ziele in dieser Saison und über das Duell gegen Hertha BSC.
herthabsc.de: Nach zuletzt nur fünf Zählern aus acht Spielen soll es nach der Beurlaubung von Sami Hyypiä wieder aufwärts gehen. Wie wollen Sie am Sonntag (13.04.) gegen Hertha BSC die Kurve kriegen?
Bernd Leno: Wir sind uns darüber im Klaren, dass unsere Leistungen in den vergangenen Wochen nicht akzeptabel waren. Bevor wir mit spielerischen Dingen aufwarten, müssen wir zunächst einmal die kämpferische Komponente berücksichtigen. Die Zweikämpfe gewinnen, rennen, dagegenhalten – darauf wird es zunächst einmal ankommen.
herthabsc.de: Der neue Interimstrainer Sascha Lewandowski kennt die Mannschaft sehr gut. Welche Erwartungen haben Sie an ihn?
Leno: Es geht wohl mehr darum, welche Erwartungen wir an uns selbst haben. Unser Anspruch war und ist, möglichst die Champions League-Qualifikation zu schaffen. Und ich denke, es ist Sascha Lewandowskis Anspruch, dies auch mit uns zu erreichen.
herthabsc.de: Sie haben mal erwähnt, dass Sie Iker Casillas, Petr Cech und Manuel Neuer zu den besten Torhütern der Welt zählen. Was konnten Sie sich von Ihnen abschauen? Wo liegen die Stärken von Bernd Leno?
Leno: Ich mag es nicht besonders gern, mich selbst einzuschätzen. Grundsätzlich versuche ich, mich in allen Bereichen des Torwartspiels immer weiter zu entwickeln. Und da sind die genannten Spieler sicherlich gute Orientierungspunkte.
herthabsc.de: Der Satz „Ich will jeden Ball halten, egal ob beim Training, Aufwärmen oder im Spiel“ stammt von Ihnen. Wie gehen Sie damit um, wenn es mal nicht so klappt, wie Sie sich das vorgestellt haben? Wodurch finden Sie einen Ausgleich zum Fußball?
Leno: Ich bin schon frustriert und sauer, wenn die Dinge sportlich nicht so laufen, wie ich mir das vorstelle. Aber das sollte nicht dazu führen, dass man permanent angesäuert durch die Gegend läuft. Man darf nicht verkrampfen. Ich spiele ganz gerne mit der Playstation und treffe mich gerne mit Freunden. So wie alle anderen das wohl auch machen.
herthabsc.de: Als jüngster deutscher Torwart feierten Sie mit 19 Jahren und 193 Tagen ihr Debüt in der Champions League. Wie haben Sie das damals wahrgenommen? Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie daran zurückdenken?
Leno: Das war damals irgendwie unglaublich für mich. Ich war ja kurz zuvor noch ein Torhüter aus der Dritten Liga. Dann bin ich von Stuttgart nach Leverkusen in die Bundesliga gewechselt – allein das war schon wie von null auf hundert in sechs Sekunden. Und mit dem Champions League-Spiel beim FC Chelsea wurde da dann noch mal einer draufgesetzt. Es war wie im Traum. Ein toller Moment, an den ich immer noch gerne zurückdenke.
herthabsc.de: Mit Ihren erst 22 Jahren haben Sie bereits viel Spielpraxis national sowie international sammeln können. Sie absolvierten schon 94 Bundesligaspiele und 16 Champions League Einsätze. Ihr Vertrag bei der Werkself läuft noch bis zum Jahr 2018. Was sind Ihre sportlichen Ziele? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Leno: In fünf Jahren? So weit kann man im Profifußball nicht denken. Ich bin als 19-Jähriger zu Bayer 04 gekommen, und wir haben in dieser Zeit gemeinsam Erfolge gefeiert. Ich bin mir sicher, dass ich mich hier auch in Zukunft weiterentwickeln werde und dass dieser Verein das Zeug hat, Titel zu gewinnen. Mit unserem Team lässt sich noch viel erreichen.
herthabsc.de: Auch hinter dem Team von Cheftrainer Jos Luhukay liegen schwere Wochen. Wie schätzen Sie die Herthaner aktuell ein?
Leno: Genauso stark und unbequem wie in der Hinrunde. Da waren die Ergebnisse vielleicht etwas besser, Hertha war stabiler. Aber die Mannschaft ist gut. Wir hatten im Hinspiel durchaus Glück. Trotzdem wollen wir auch diesmal in der BayArena wieder gegen sie gewinnen.