Ein letztes Mal für Hertha BSC
Teams | 7. Mai 2014, 13:37 Uhr

Ein letztes Mal für Hertha BSC

Ein letztes Mal für Hertha BSC

Am kommenden Samstag (10.05.14) feiert Angreifer Adrian Ramos seinen Abschied aus Berlin.
Berlin - Die Zeit scheint mehr denn je, wie im Flug zu vergehen. Lediglich ein Pflichtspiel steht für Hertha BSC noch auf dem Programm, nur eine Partie wird Adrian Ramos noch im Dress von Hertha BSC bestreiten, ehe es den kolumbianischen Angreifer zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund zieht. Dass dieses letzte Spiel des sympathischen Angreifers am kommenden Samstag (10.05.14) ausgerechnet gegen seinen zukünftigen Verein ausgetragen wird, hätte besser nicht geplant werden können. "Welcher Spieler hat das Glück, als Letztes gegen seinen neuen Klub zu spielen? Ich hoffe, dass ich dieses Glück auch genießen kann. Es wird ein besonderes Spiel." Seit nunmehr fünf Jahren spielte Ramos für den Hauptstadt-Klub und kam in dieser Zeit auf 175 Pflichtspiele, in denen er 65 Tore erzielte und weitere 40 Treffer vorbereitete. Am Samstag bietet sich die letzte Möglichkeit, noch einmal in den blau-weißen Farben vor der Ostkurve im Olympiastadion zu jubeln. Dass Ramos dabei gegen seinen zukünftigen Verein spielt, sieht er nicht als Problem. "Ich bin bis zuletzt Herthaner und werde auch bis zum Abpfiff alles geben."

Am Samstag heißt es für den Stürmer, Abschied zu nehmen. Dass dieser emotional ausfallen wird, steht außer Frage. "Vielleicht vergieße ich nach dem Schlusspfiff einige Tränen, das kann ich vorher nicht wissen." Der 28-Jährige hat in seiner Zeit in Berlin eine Menge mitgemacht. Zur Spielzeit 2008/09 wechselte Ramos aus seiner Heimat Kolumbien von América de Cali zu den Berlinern und trat zusammen mit dem Brasilianer Raffael und Artur Wichniarek das schwere Erbe von Marko Pantelic und Andrej Voronin im Sturm von Hertha an. In seiner Premieren-Saison lief für den Klub sportlich wenig zusammen - Ramos hingegen brauchte wenig Anlaufzeit. Nach seinem Debüt am 5. Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05 dauerte es nicht lange, bis der Stürmer am 21. November 2009 beim 1:1-Unentschieden gegen Stuttgart sein erstes Tor für den Verein erzielte. Zu diesem Zeitpunkt standen die Blau-Weißen bereits auf dem letzten Tabellenplatz und sollten diesen trotz der zehn Tore und fünf Vorlagen von Ramos nicht mehr verlassen. Der Angreifer, der auf Anhieb Top-Scorer des Teams wurde, blieb dem Verein aber treu und ging den schweren Gang in die 2. Bundesliga mit.

Zweifacher Aufstieg mit Ramos

Unter dem neuen Trainer Markus Babbel wurde schnell klar, dass die Rückkehr in die Bundesliga oberste Priorität besaß. Erneut konnte sich Hertha BSC dabei auf die Tore des Kolumbianers verlassen: In 33 Einsätzen war Ramos 15-mal erfolgreich und bereitete zudem zehn Treffer vor. Die Blau-Weißen stiegen souverän in die Bundesliga auf. Nicht nur Aufstiegsgarant Ramos, auch das gesamte Berliner Umfeld zeigte sich über die Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs hoch erfreut. Doch die Folge-Saison verlief äußerst turbulent. Aufgrund der Teilnahme mit Kolumbien an der Copa America hatte Adrian nahezu keine Sommerpause und in der Folge mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Dazu kam, dass ihn Trainer Babbel häufig auf dem eher ungeliebten Flügel, anstatt im von ihm favorisierten Sturmzentrum einsetzte. Nach sechs Saisontoren sowie drei Vorlagen ging es für Ramos und Hertha BSC auf Platz 16 gelegen in die nervenaufreibende Relegation gegen Fortuna Düsseldorf. Bei der 1:2-Niederlage im Hinspiel unterlief dem Angreifer ein unglückliches Eigentor, im Rückspiel bereitete er einen Treffer vor, konnte aber den erneuten Fall in die Zweitklassigkeit nicht mehr verhindern.

Doch auch diesen bitteren Gang in die zweite Liga machte der zweikampfstarke Angreifer mit. Nach einem holprigen Saisonstart etablierte sich das Team unter dem neuen Coach Jos Luhukay unter den ersten Mannschaften der Liga. "Der Trainer kam, als wir abstiegen waren und es mir nicht gut ging. Er hat mir neues Vertrauen geschenkt und gesagt, dass wir nun gemeinsam dafür arbeiten, Hertha zurück in die Bundesliga zu bringen", erinnert sich der Angreifer zurück. Der Plan ging auf: Zusammen mit Top-Torschütze Ronny schoss Adrian Ramos Hertha BSC als souveränen Zweitligameister zurück in die Bundesliga. Der dritte Anlauf in der Bundesliga stellt den bis dato erfolgreichsten des Kolumbianers dar. Mehr denn je zeichnet sich der Angreifer durch seine Ballsicherheit, sein Spielverständnis sowie die Pass- und Abschlussstärke aus. Sechzehn Tore in der aktuellen Bundesliga-Saison sprechen eine klare Sprache und sind Ramos' Bestwert bei Hertha BSC. Nur zwei Treffer liegt er hinter den erstplatzierten Mario Mandžukić und Robert Lewandowski - möglich, dass dem Kolumbianer der Gewinn der Torjägerkanone noch gelingt. "Ich habe Ramos die Kanone in meinem Büro gezeigt", erzählte Manager Michael Preetz mit einem Schmunzeln und ihm gesagt, "du musst nur weiter treffen, um die auch zu haben. Das wäre die Krönung für seine tolle Saison."

Enorme Bedeutung für Hertha BSC

Auch wenn dies nicht mehr gelingen sollte, so hat Adrian Ramos dieser Spielzeit seinen Stempel aufgedrückt. Mit 16 Toren und acht Vorlagen war der Stürmer an 60 Prozent aller Hertha-Treffer direkt beteiligt - ein enorm starker Wert. Auch durch diese Treffer konnte der Verein den vorzeitigen Klassenerhalt feiern und verbleibt erstmals seit Adrian Ankunft auch wieder in der Bundesliga. "Ich möchte mich am liebsten mit einem Tor verabschieden. Mein Tipp ist, dass wir 2:1 gewinnen." Zudem verfolgt Ramos ein weiteres großes Ziel: die Weltmeisterschaft in Brasilien. Nachdem der Angreifer mehr als zwei Jahre lang nicht mehr für die nationale Auswahl Kolumbiens berücksichtigt wurde, nominierte Coach José Pekerman den 28-Jährigen zuletzt für ein Freundschaftsspiel gegen Tunesien. "Adrian hat alles dafür getan, mit zur WM zu müssen. Er hat sich seine Nominierung verdient", macht sich Manager Preetz für seinen Schützling stark. In Berlin bestehen keine Zweifel, dass Ramos mit zur WM sollte - es wäre ihm von Herzen zu gönnen.

Auch wenn es nun die Zeit des Abschieds gekommen ist, so wird der schnelle Angreifer als einer der erfolgreichsten Stürmer von Hertha BSC und als sympathischer Mensch in guter Erinnerung bleiben. "Er gehört zu den besten Spielern, die ich bislang trainiert habe", sagte sein Trainer Luhukay mit Anerkennung und viel Respekt. Der stets vorbildliche Profi ist bereit, den nächsten Schritt in seinem Leben und der Karriere zu bestreiten. "Es war mein Wunsch, diesen nächsten Karriereschritt zu gehen und Champions League spielen zu können", erklärt Ramos und macht deutlich, dass er Berlin nur schweren Herzens verlassen kann. "Ich werde so vieles vermissen, die Stadt, den Klub und seine tollen Fans. Als ich hier herkam, war alles neu, es war meine erste Station im Ausland. Ich habe hier viele Menschen getroffen, die mir immer weitergeholfen haben, ich habe Freunde in der Mannschaft und im Verein gefunden. Dies sind Freundschaften, die bleiben werden." Am Samstag heißt es dann, sich ein letztes Mal in der Hertha-Kabine vorzubereiten und die Fußballschuhe zu schnüren, ein letztes Mal in den blau-weißen Farben ins Berliner Olympiastadion einzulaufen, mit den langjährigen Mannschaftskollegen um drei Punkte zu kämpfen und ein letztes Mal mit den Hertha-Fans zu jubeln.

von Hertha BSC