
Gekommen, um zu spielen
Gekommen, um zu spielen

Jens Hegeler hätte Champions League gespielt, doch wechselt zu Hertha BSC. Über die Gründe dafür und vieles mehr spricht er exklusiven Interview.
Berlin - Hinter dem 1,93 Meter großen Profi liegt eine kräftezehrende Einheit in der Reha. Schon seit Wochen geht das so. Tag ein, Tag aus. Doch Hertha-Neuzugang Jens Hegeler möchte unbedingt zurück auf den Fußballplatz. In der 23. Minute des 24. Spieltags war es geschehen. Hegeler war mit seinem Klub Bayer 04 Leverkusen in Hannover zu Gast. Der flexible Mittelfeldspieler zog sich einen Riss im des vorderen Syndesmosebandes im rechten Sprunggelenk zu - das vorzeitige Saisonaus.
Diese bittere Nachricht galt er erst einmal zu verarbeiten. Der 26-Jährige hatte daran zu knabbern, blickte aber sogleich entschlossen nach vorn. Seitdem ist er Stammgast im Reha-Zentrum der Leverkusener. Schritt für Schritt kämpft sich Hegeler zurück. Mit seinem Wechsel zu Hertha BSC hat er bereits einen weiteren, sehr großen hingelegt. Im Interview mit herthabsc.de spricht der Neuzugang über die Gründe dafür, dass er den Champions League-Aspiranten Leverkusen zu Gunsten der Blau-Weißen verlässt. Zudem gewährt er einen Einblick über den aktuellen Stand seiner Gesundheit, spricht über die Tipps einiger ehemaliger und zukünftiger Teamkollegen und gibt eine Prognose darüber ab, ob er pünktlich zum Trainingsbeginn fit sein wird.

herthabsc.de: Jens Hegeler, herzlich willkommen bei Hertha BSC. Du hast dir am 24. Spieltag eine schwere Verletzung zugezogen. Wie ist deine momentane Verfassung, wie geht es dir?
Jens Hegeler: Gut. Mit meiner Reha liege ich aktuell voll im Plan. Ich bin schon wieder dabei leichtere Einheiten auf dem Platz zu absolvieren. Dazu zählen beispielsweise koordinative und stabilisierende Übungen. Zudem kann ich bereits wieder erste Einheiten mit dem Ball machen, z.B. einfache Pass-Übungen. Ich bin seit etwa zehn Wochen mit der Rehabilitation beschäftigt und mache dort ein wirklich straffes und intensives Programm. Dies beginnt um 9 Uhr morgens und geht bis etwa 16 Uhr nachmittags. Aufgrund der Bedingungen in Leverkusen komme ich wirklich gut voran.
herthabsc.de: Das ist schön, zu hören. Du hast zuletzt mit Bayer 04 Leverkusen in der Champions League spielen können. Warum hast du dich für einen Wechsel zu den Blau-Weißen entschieden?
Hegeler: Ich sehe diesen Wechsel keinesfalls als einen Rückschritt an. Ich freue mich sehr auf Hertha BSC und bin überzeugt, dass sich dort etwas entwickelt, es befindet sich im Aufbau. Natürlich ist es eine schöne Sache in der Champions League zu spielen, allerdings kam ich in Leverkusen zumeist als Einwechselspieler zum Einsatz. Nun wollte ich auch etwas Neues wagen. Ich hatte wirklich gute Gespräche mit Jos Luhukay und Michael Preetz. Mit dem Trainer und dem Management hat es einfach gepasst, zudem ist Hertha BSC als Verein interessant, dazu kommen die tollen Fans und das beeindruckende Olympiastadion. Somit kommt schon einiges zusammen, weswegen ich nach Berlin wollte. (lacht)
herthabsc.de: Das stimmt. Du hattest bereits den Coach der Berliner angesprochen. Welche Rolle hat dein ehemaliger Trainer Jos Luhukay bei der Entscheidung denn gespielt?
Hegeler: Natürlich ist es von Vorteil, wenn ein Spieler den Trainer bereits kennt und weiß, wie dieser arbeitet. In der gemeinsamen Zeit in Augsburg hat es gut mit der Mannschaft und mit mir funktioniert. Von daher war dies sicher auch ein Faktor für den Wechsel.
herthabsc.de: Im Laufe deiner Karriere wurdest du auf zahlreichen Positionen eingesetzt, wo kannst du überall spielen? Und welche davon ist deine favorisierte Position?
Hegeler: Bis zum heutigen Tage habe ich bis auf die Position des Mittelstürmers überall gespielt. Dies war im Laufe der Zeit natürlich in der Innenverteidigung, auf den äußeren Positionen in der Abwehr und im Mittelfeld sowie natürlich zentral - defensiv und offensiv. Ich denke, dass ich als 'Achter' im zentralen Mittelfeld am besten zur Geltung komme. Das hängt natürlich aber auch davon ab, wie der Trainer spielen lässt. Am Ende entscheidet eh der Coach, wo und wie ich eingesetzt werde. Dabei habe ich mich absolut nicht auf eine Position festgelegt.

herthabsc.de: Mit Marcel Ndjeng (Augsburg) oder Hajime Hosogai (Leverkusen) triffst du auf ehemalige Teamkollegen. Stehst du mit ihnen oder anderen Spielern aus dem Team in Kontakt?
Hegeler: Mit Marcel Ndjeng habe ich im Vorfeld des Wechsels länger telefoniert. Ich habe ausgiebig mit ihm gesprochen, da wir uns gut aus der gemeinsamen Augsburger Zeit kennen. Das Gespräch verlief sehr positiv, er hat eine Menge Gutes erzählt und mir den Verein wärmstens empfohlen. Mit Marvin Plattenhardt kommt zudem ein ehemaliger Kollege aus meinen Nürnberger Tagen zu Hertha BSC. Von daher sollte die Integration nicht schwer fallen. (lacht)
herthabsc.de: Hast du dich im Vorfeld des Wechsels über den Club schlau gemacht? Verräts du auch, mit wem du noch gesprochen hast und was sie dir geraten haben?
Hegeler: Ich habe mich natürlich mit meinem Berater ausgetauscht und alles genau durchdiskutiert. Zudem habe ich mich über den Club informiert sowie die Bedingungen vor Ort erfragt. Anschließend habe ich selbstverständlich mit meinen engsten persönlichen Kreis über den potenziellen Wechsel nach Berlin gesprochen. Mit weiteren Personen gab es dann keinen Klärungsbedarf mehr.
herthabsc.de: Was hast du dir persönlich mit Hertha BSC vorgenommen?
Hegeler: Dem Verein und mir geht es darum, den bisher eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Das Ziel, sich weiter in der Bundesliga zu etablieren, finde ich sehr sinnvoll. Wenn ein Verein gerade erst aufgestiegen ist, sollte man stets realistisch bleiben. Gelingt die Etablierung, kann man sich neue Ziele setzen. Zuerst gilt es aber, gut in die Saison zu starten.
herthabsc.de: Wie lässt sich der Spieler Jens Hegeler charakterisieren? Was sind seine Stärken, woran gilt es noch zu arbeiten?
Hegeler: Puh. (lacht) Ich glaube, dass ich relativ flexibel bin, da ich auf vielen Positionen gespielt habe. Zudem würde ich mich als recht ballsicher beschreiben, zudem versuche ich, die auftretenden Situationen spielerisch zu lösen. Was die Schwächen betritt... Ich denke, dass ich mit meiner Größe noch torgefährlicher sein könnte, insbesondere bei offensiven Aktionen wie Standards. Ansonsten gibt es natürlich viele Bereiche in denen ich mich verbessern kann. Prinzipiell glaube ich, dass man in allen Bereichen noch viel dazulernen kann.
herthabsc.de: Kennst du die Stadt Berlin bereits und hast du schon mögliche Wohnungen im Blick?
Hegeler: Ich war bereits in Berlin und habe mir die Stadt auch angeschaut. Sie ist wirklich sehr groß, aber auch schön. Ich komme ursprünglich aus Köln, dies ist auch keine Provinz, aber Berlin ist im Vergleich noch eine Ecke größer. Beim Pokalfinale zwischen Nürnberg und Leverkusen war ich 2009 als Zuschauer dabei. Eine wirklich gute Atmosphäre in einem eindrucksvollen Stadion. Auch bei den Spielen in Berlin habe ich die Stimmung im Olympiastadion geschätzt. In Bezug auf eine Wohnung habe ich mir ein paar Möglichkeiten rausgesucht und hoffe, dass sich dort zeitnah etwas ergibt.
herthabsc.de: Wie verbringst du die Zeit bis zum Trainingsstart und wirst du rechtzeitig fit sein?
Hegeler: Die Reha wird natürlich weiterhin intensiv fortgesetzt. Es freut mich, dass besonders die fußballspezifischen Übungen immer weiter zunehmen. Ich liege im Plan und werde die Reha in Leverkusen fortsetzen. Ich denke, dass ich beim Trainingsauftakt wieder bei 100 Prozent sein werde und voll mittrainieren kann um einen guten Auftakt in die Saison hinzulegen.