Doppelpack
Club | 25. August 2014, 16:21 Uhr

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Zwei Hertha-Legenden feiern am Montag (25.08.14) Geburtstag: 'Luggi' Müller wird 73, Erwin Hermandung 70!

Berlin - Im Medienzentrum von Hertha BSC, dort, wo Woche für Woche die jeweils aktuelle Spieltags-Pressekonferenz für Berlins Medienvertreter mit Cheftrainer Jos Luhukay und Manager Michael Preetz abgehalten wird, gibt es noch einen speziellen Raum. Das 'Legenden-Zimmer'. Hier treffen sich Journalisten mit Offiziellen und Spielern, um zum Beispiel längere Interviews zu führen. Schwarze Sofas, weiße Möbel - Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden - 'Hanne' Sobek zum Beispiel, Otto Rehhagel, Marcelinho, Michael Preetz.

Und Ludwig 'Luggi' Müller. 97 Bundesligaspiele für Hertha BSC, 10 Tore. Abwehrstratege aus dem fränkischen Haßfurt, vor seiner blau-weißen Zeit in Nürnberg und Mönchengladbach zum Nationalspieler geworden. Eisenhart, Dauerfighter. Für 60.000 Mark nach Berlin gekommen, um nach dem Bundesligaskandal die Abwehr zusammenzuhalten und fortan als vorbildlicher Fußballer und Mensch das Image der Herthaner wieder aufzumöbeln. Genau wie sein damaliger Mannschaftskollege Erwin Hermandung. 192 Bundesligaspiele, 34 Treffer für Hertha BSC. Hageres Kraftpaket mit Pferdelunge aus Baal, einem kleinen Ort zwischen Aachen und Mönchengladbach. Beide lotste Herthas langjähriger Präsident Wolfgang Holst nach Berlin. Diejenigen unter uns, die damals so um die 15 Jahre alt waren und ins Stadion pilgerten, erlebten mit beiden Heroen 1974/75 immerhin die Deutsche Vize-Meisterschaft. Heute, in der medial rundum vernetzten Welt von 2014, ist jeder Bundesligaspieler automatisch ein Star. Und dann ganz schnell auch eine Legende. Diese beiden Herrschaften aus der blau-weißen Ball-Geschichte aber, 'Luggi' Müller und Erwin Hermandung, sind wirklich Stars dieses Vereins. Wichtige Spieler, Typen, die viel für unseren Klub geleistet haben. Beide feiern heute Geburtstag, 'Luggi' wird 73, Erwin glatte 70. Und zu diesem runden Ehrentag eine ausführliche Würdigung:

Runder Geburtstag für Erwin Hermandung

Im Alter von 19 Jahren gab Erwin Hermandung am 9. August 1964 im Regionalligaspiel der Aachener Alemannia bei Eintracht Gelsenkirchen sein Debüt im bezahlten Fußball. Nach insgesamt 290 Erstligaeinsätzen für Alemannia Aachen und Hertha BSC, vier weiteren Jahren in der damals zweigeteilten 2. Bundesliga bei Eintracht Trier und einem weiteren Jahre bei der Spgg Bayreuth, beendete der gebürtige Baaler im Alter von 38 Jahren seine langjährige Laufbahn als Fußballprofi. Am Montag (25.08.14) wird Erwin Hermandung siebzig Jahre alt. Bei seinem Heimatverein, dem SV Baal, schnürte Erwin Hermandung im zarten Kindesalter erstmals die Fußballstiefel. Schon bald erkannten die  Verantwortlichen, das hier ein besonderes Talent heranwuchs. Erwin durchlief sämtliche Auswahlmannschaften, worauf  der damalige Aachener Regionalligist im Hause Hermandung anklopfte. Als 19-jähriger mit einem Vertrag für die Regionalliga  ausgestattet, erspielte sich der Baaler bei den 'Aachener Kartoffelkäfern' gleich einen Stammplatz. Mit seinen 1,82 Metern und einem Kampfgewicht von 79 Kilogramm, setzten ihn die Kaiserstädter im Mittelfeld ein. Hermandung war schnell und robust. Mehr noch war er bei den Gegnern für seine Torgefährlichkeit bekannt und gefürchtet.

Während seiner zweiten Saison im Dress der Alemannia, belegten die Aachener hinter Westmeister Borussia Mönchengladbach den zweiten Platz. In der Qualifikation zur Bundesliga aber scheiterten die Alemannen an Bayern München. Unerwartet aber hatten sich die Alemannen während dieser Saison den Einzug ins DFB-Pokalfinale  gesichert. Allerdings scheiterte die Elf aus dem Grenzland am 22. Mai 1965 im Hannoveraner Niedersachsenstadion mit 0:2 an Borussia Dortmund. In der Folgesaison aber wurde die Mannschaft Meister der Regionalliga West und sicherte sich während der Qualifikation den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Zunächst wurde der altehrwürdige Tivoli, die Heimstadt der Alemannia, zur uneinnehmbaren Festung. Im zweiten Bundesligajahr sicherte sich die Mannschaft überraschend die  Vizemeisterschaft. Ebenso überraschend war im Folgejahr der Abstieg aus der ersten Liga. "Wir wollten damals auf direktem Wege wieder ins Oberhaus. Darum blieb ich eine weitere Saison in Aachen", blickt der Baaler auf seine Zeit bei der Alemannia zurück. Nachdem absehbar wurde, dass die Alemannen ihr angestrebtes Ziel verpassen würden, dachte der Abwehrhühne über einen Vereinswechsel nach.

Dreimal Hertha BSC

Inzwischen von der halben Bundesliga gejagt, hatte auch der damals im Europapokal sehr erfolgreiche niederländische Ehrendivisionist PSV Eindhoven seine Fühler nach Hermanndung ausgestreckt. "Für mich gab es damals nur zwei Alternativen. Eindhoven, oder Hertha BSC", erinnert sich Hermandung an den Beginn der 1970er Jahre zurück. "Ich hatte damals sechs Zettel mit den Namen Berlin und Eindhoven vorbereitet. Wir alle, meine Frau Renate, Tochter Susanne und ich, zogen jeweils eines dieser Briefchen. Dreimal erschien Berlin. Also war dann klar, dass ich zu Hertha BSC wechseln würde", blickt Hermandung lachend zurück. Zumal sein Ziel die Fußball-Nationalmannschaft war. Obwohl der Baaler auch im Fokus des damaligen Bundestrainers Helmut Schön stand, reichte es trotz überragender Leistungen im Dress der Berliner Hertha nicht zum Nationalspieler. Seinen letzten Einsatz für die Berliner hatte der Baaler am 28. bzw. 30. Mai 1977. Wieder im Hannoveraner Niedersachsenstadion, standen sich im DFB-Pokalfinale der 1. FC Köln und Hertha BSC gegenüber. Nachdem das erste Spiel 1:1 unentschieden endete, siegten die Kölner zwei Tage später im Widerholungsspiel mit 1:0. Nach 192 Spielen und 35 Toren im Dress der Herthaner, endete nach sechs Jahren für Mann mit der Pferdelunge die Zeit in Berlin. Überhaupt hat Erwin Hermandung sein Herz an die Herthaner verloren. "Ich hatte überragende sechs Jahre an der Spree. Wir hatten eine tolle Mannschaft und waren eine verschworene Einheit. Zudem wurde 1972 mein Sohn Gerwin in Berlin geboren, bekennt Erwin Hermandung, der auch weiterhin sehr gute Kontakte nach Berlin und zu manchen seiner damaligen Mitspielern unterhält.

"Hertha BSC ist meine ganz große Liebe. Das wird auch bis ans Ende meiner Tage so bleiben… Im Alter von 33 Jahren wechselt der Mittelfeldstratege 1977 für weitere vier Jahre zum damaligen Zweitligisten Eintracht Trier. "Auch bei diesem sehr gut geführten Verein hatte ich sehr schöne Jahre. Es stimmte nicht nur in der Mannschaft und im Vorstand, auch wurde ich während dieser Jahre vier Mal vom Publikum zum besten Spieler des Clubs gewählt", schwärmt der Jubilar auch von seinen Jahren in Trier. Seine lange Kariere beendete Hermandung schließlich bei der SpVgg Bayreuth. Nach der Saison 1981/82 und dem Abstieg der Mannschaft in die Bayern-Liga,  hängte Erwin Hermandung seine Fußballstiefel endgültig an den Nagel. "Natürlich blieb auch ich nicht von schweren Verletzungen verschont. In Bayreuth hatte ich mir während eines Spieles einen Lungenriss und den Bruch von drei Rippen zugezogen. Doch nach 21 Tagen stand ich wieder auf dem Fußballplatz", bekennt der ehemalige Fußballprofi. Trotz schöner Zeiten blieb auch Erwin Hermandung nicht von Schicksalsschläger verschont. Im Alter von 47 Jahren erlag seine Frau nach langer, schwerer Krankheit einem Krebsleiden.
Immer noch sportlich unterwegs

Finanziell unabhängig, verbringt Hermandung heute seinen Lebensabend mit Partnerin Marianne, mit der er seit 16 Jahren eng verbunden ist. Gerne kehren Erwin Hermandung und Lebenspartnerin immer wieder an die Spree, oder auch nach Trier zurück. "Wir werden immer wieder von den Vereinen eingeladen und reisen regelmäßig nach Berlin oder in die Pilgerstadt Trier", verdeutlicht der Ex-Profi seine Verbundenheit mit seinen ehemaligen Vereinen. Neben den vielfältigen Unternehmungen mit Lebenspartnerin Marianne, erledigt Erwin Hermandung im heimischen Baal alle anfallenden Tätigkeiten rund um sein Anwesen. Fit hält sich der ehemalige Leistungssportler einmal wöchentlich beim Radfahren "Gemeinsam mit meinen Kumpels Uwe und Peter erkunden wir jeden Mittwochnachmittag auf unseren Rennrädern die heimische Umgebung", zudem legt Hermandung auch alljährlich die Prüfungen zum Erlangen des Goldenen Sportabzeichens ab. Insgesamt 14 dieser Auszeichnungen befinden sich in der Sammlung des ehemaligen Fußballprofis.

Hertha BSC gratuliert 'Luggi' Müller und Erwin Hermandung ganz herzlich und wünscht auch zukünftig alles erdenklich Gute.

(pb, passage/dpa, passage)

von Hertha BSC