"Berlin gehörte für mich immer zusammen"
Fans | 5. Oktober 2014, 16:22 Uhr

"Berlin gehörte für mich immer zusammen"

"Berlin gehörte für mich immer zusammen"

Helmut Klopfleisch - Herthaner des Jahres 2012 - im Kurzinterview zum Tag der Deutschen Einheit.
Berlin - Am 'Tag der Deutschen Einheit' war wie so oft ein besonderer Gast beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart im Olympiastadion. Gemeinsam mit einem belgischen Journalisten erlebte Helmut Klopfleisch den Sieg der Herthaner von der Tribüne aus. Klopfleisch, der den Blau-Weißen auch während der Teilung Berlins die Treue hielt, wurde 2012 zum 'Herthaner des Jahres' ernannt. Nach dem Spiel stellte sich der Berliner zum kurzen 'Tag-der-Einheit'- Interview.

herthabsc.de: Sie wurden 2012 als 'Herthaner des Jahres' ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen das?
Helmut Klopfleisch: Als Hertha-Mitglied aus dem ehemaligen Ostberlin ist das eine schöne Anerkennung, für meine langjährige politische Verfolgung und meine standhafte Haltung gegen die Diktatur. Hertha BSC war und bleibt immer ein gesamtberliner Verein. Unsere Hertha ist Berlin, wie es leibt und lebt! Wir sind weltoffen und ich bin stolz, Herthaner zu sein!

herthabsc.de: Hertha BSC spielte am 'Tag der Deutschen Einheit' gegen den VfB Stuttgart. Welche Bedeutung hat dieser Tag für Sie?
Klopfleisch: Ich war immer für eine Stadt Berlin und für ein Deutschland. In meinen Gedanken gab es gar nichts anderes, das gehörte für mich immer zusammen. Die Verbindung zu Hertha BSC habe ich immer durch die Mauer hindurch gesucht und gehalten. Wir können uns jetzt alle freuen, dass wir alle - Berliner, das Umland, ja Fans aus ganz Deutschland - wieder vereinigt sind und zusammen im Olympiastadion unserem Verein Hertha BSC zujubeln können. Endlich ist alles wieder normal!

herthabsc.de: Sie verfolgen Hertha BSC bereits seit langer Zeit. Gibt es Spiele, die Ihnen da in Erinnerung geblieben ist?
Klopfleisch: Diese Frage muss man noch unterteilen, in Spiele vor dem 13. August 1961, dem Tag des Mauerbaus, der meine Heimatstadt endgültig mit Todesstreifen und Mauer teilte, und Spielen danach. Seit 1954 als Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde, bin ich mit meinem Vater fast regelmäßig von Pankow in den Wedding an die Plumpe gepilgert. Wir standen bei vielen Spielen so eng aneinander gepresst, dass ich kaum Luft bekam. Diese Begeisterung zwischen dem 'Uhrenberg' und dem 'Zauberberg' und mit dieser politischen Bedrängnis zu leben, haben mich seitdem geprägt. Als mein Vater starb, bin ich bis zum Mauerfall allein zur Plumpe gewandert und habe Hertha angefeuert. Deswegen kann ich kein Spiel hervorheben, weil jedes Spiel ein Riesenerlebnis für mich war. Zu Mauerzeiten konnte ich dann später nur im Ostblock einige Spiele besuchen, diese Abenteuer bleiben für mich unvergesslich.

herthabsc.de: Und wie war es, im Westen die Spiele sehen zu können?
Klopfleisch: Als ich mit meiner Familie im Juni 1989 nach jahrelangem Warten, Ausreiseanträgen usw. endlich in den Westen kam, war es ein unheimliches Erlebnis vom Notaufnahmelager Marienfelde zum Olympiastadion zu fahren. Das erste Mal als freie Menschen konnten wir ohne Angst vor Verhaftungen, Verhören und anderen Repressalien unsere Hertha spielen sehen und ihnen zujubeln. Es war der 29. Juli 1989 ein 2:0-Sieg gegen Preussen Münster. Später im November als die Mauer fiel, war dann das erste Spiel gegen Wattenscheid 09, wo alle wieder aus Ost und West gemeinsam im Stadion unsere Hertha anfeuern konnten.

herthabsc.de: Sie waren gegen Stuttgart im Stadion. Wie hat es Ihnen gefallen?
Klopfleisch: Wir haben uns alle über den verdienten 3:2-Heimsieg gefreut! Am 'Tag der Einheit' bei herrlichen Wetter und prächtiger Stimmung im Stadion, hat der Sieg die Sache richtig rund gemacht. Der zweite Heimsieg hintereinander war für unsere gesamte Hertha-Familie ein schöner Tag. So darf es gerne weiter gehen! Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft, Manager und den Trainer!

(thb,war/HerthaBSC)

von Hertha BSC