Einszueins - Die 100%-Norweger
Teams | 16. Oktober 2014, 20:43 Uhr

Einszueins - Die 100%-Norweger

Einszueins - Die 100%-Norweger

Per Skjelbred und Rune Almenning Jarstein im Doppelinterview zwischen Norwegen und Gelsenkirchen.
Berlin - Rune Almenning Jarstein und Per Skjelbred sind nicht nur Herthaner, sondern auch Mannschaftskameraden in der norwegischen Nationalmannschaft. In der Bundesliga-Unterbrechung standen für die beiden Spiele in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich an. Im herthabsc.de-Doppelinterview 'Einszueins' sprachen die beiden Norweger unter anderem über die Entwicklung ihrer Nationalmannschaft, die Qualifikation, ein 15-jähriges Talent und den kommenden Einsatz mit Hertha BSC am Wochenende in Gelsenkirchen.
herthabsc.de: Glückwunsch zu den beiden Siegen in der EM-Qualifikation. Wie haben die die Spiele wahrgenommen?
Per Skjelbred: Das waren zwei wichtige Spiele. Malta hat zuletzt immer enge Ergebnisse gehabt und gezeigt, dass sie defensiv wirklich stark sind. Wir hatten aber einen guten Plan und haben schnell drei Tore geschossen - es wäre sogar noch weitere drin gewesen, wenn wir konsequenter gewesen wären. Das Spiel zu Hause gegen Bulgarien war für uns so etwas wie ein Schlüsselspiel in unserer Qualigruppe. Umso wichtiger war es, dieses Spiel auch zu gewinnen, das haben wir geschafft.
Rune Almenning Jarstein: Ja, die beiden letzten Spiele sind wirklich gut gelaufen für uns. Das ist toll und wir wollen uns natürlich am liebsten für die Europameisterschaft 2016 qualifizieren. Einfach wird das aber nicht, Kroatien und Italien sind sehr starke Konkurrenten und die klaren Favoriten in der Gruppe. Es war eine wichtige Woche für uns, aber uns stehen auch noch sehr schwere Spiele bevor. Wir müssen weiter hart arbeiten, um uns am Ende zu qualifizieren.  

herthabsc.de: Also Ziel 'direkte Qualifikation'?
Skjelbred: In unserer Gruppe sind wir schon so etwas wie ein Underdog. Wenn wir die Qualifikation schaffen würden, wäre das großartig, aber wir brauchen noch Zeit uns weiter zu verbessern. Die EM-Teilnahme wäre dann ein Bonus, denn wir sind in einem Umbruch und sind gerade dabei, alles neu zu machen so wie Deutschland vor knapp 15 Jahren. Es war wichtig, dass wir gut in die Qualifikationsspiele gekommen sind, denn wir haben eine sehr junge Mannschaft und davor elf Spiele nicht mehr gewonnen. Die Zeit brauchten wir und inzwischen spielen wir richtigen Fußball, nicht mehr nur lange Bälle wie früher. Das haben wir gegen Bulgarien auch sehr gut gezeigt.
Jarstein: Wir haben vor knapp einem Jahr einen neuen Trainer bekommen, der sehr stark auf den Nachwuchs setzt. Daher haben wir einige sehr junge Spieler im Team. Martin Ödegaard ist mit 15 Jahren der Jüngste. Er ist wirklich sehr talentiert. Das ist unglaublich.
herthabsc.de: Per Skjelbred, Sie haben als Jugendlicher auch an einer Fußball-Casting-Show teilgenommen und diese gewonnen. Sehen Sie Parallelen zu Martin Ödegaard? Geben Sie ihre Erfahrung weiter?
Skjelbred: Natürlich versuchen wir ihn alle zu unterstützen. Was um ihn herum gerade passiert, ist verrückt und nicht normal. Ich habe auch früh meine ersten Profispiele gemacht und auch Champions League gespielt, aber die mediale Aufmerksamkeit und der Druck, der so erzeugt wird, ist jetzt noch riesiger. Wir versuchen ihn auch ein bisschen zu beschützen. Wir wollen, dass er lange Spaß am Fußball hat und nicht nur für ein paar Jahre.

herthabsc.de: Per Skjelbred wurde erst kürzlich zum neuen Kapitän von Norwegen ernannt. Eine gute Wahl?
Jarstein: Der Trainer hat mit Per genau den Richtigen als Kapitän ausgewählt. Per geht immer mit einem guten Beispiel voran. Das ist gerade jetzt, wo wir so viele junge Spieler im Team haben, besonders wichtig. Er gibt immer 100 Prozent bei jedem Spiel und ist auch abseits des Platzes ein gutes Vorbild. Per ist dazu noch immer gut gelaunt. Die anderen Spieler haben viel Respekt vor ihm.
Skjelbred: Ich bin inzwischen tatsächlich einer der ältesten Spieler in der Nationalmannschaft, das hat mich auch überrascht. Wir haben aber insgesamt viele gute Spieler und starke Charaktere. Der Trainer hat mich gefragt und es war für mich eine Ehre. Ich versuche, mit meiner Leistung meine Mitspieler mitzureißen, aber es gehen viele Spieler voran - es ist wirklich eine sehr gute Mannschaft im Moment.
herthabsc.de: Was bedeutet es Ihnen für ihr Heimatland zu spielen?
Jarstein: Das Wichtigste ist, im Verein gute Leistungen zu bringen. Ich konzentriere mich voll und ganz auf Hertha BSC. Gleichzeitig ist es eine große Ehre und ein Kindheitstraum für Norwegen zu spielen.
Skjelbred: Für mich ist es auch etwas Besonderes für meine Heimat, für Norwegen zu spielen. Es ist auch ein bisschen eine Chance zu zeigen, was ich fußballerisch kann. Viele Norweger schauen eher die englische als die deutsche Liga. Die fußballerische Entwicklung momentan in Norwegen ist wirklich spannend, deswegen macht es Spaß zur Nationalmannschaft zu reisen.

herthabsc.de: Sie spielen gemeinsam in der Nationalmannschaft für Norwegen und auch bei Hertha BSC. Wie ist es, einen Landsmann im Team zu haben?
Jarstein: Es ist natürlich immer gut, schon jemanden zu kennen, wenn man in eine neue Stadt und zu einem neuen Verein kommt. Wir haben viel miteinander geredet und er hat mich unterstützt, wenn ich seine Hilfe brauchte. Manchmal unternehmen unsere Familien auch etwas gemeinsam. Das ist immer sehr schön, aber so viel Zeit bleibt dafür leider nicht.
Skjelbred: Das stimmt, hier in Berlin haben wir nicht so viel Zeit, weil wir beide unsere Familie haben. Wir unterhalten uns aber natürlich und schreiben auch SMS. Bei der Nationalmannschaft hatten wir mehr Zeit - wir haben immer zusammen gegessen oder abends zusammen nach einem halben Jahr mal wieder norwegisches Fernsehen geschaut. Das war schon eine richtig schöne Woche.
herthabsc.de: Was zeichnet Rune Jarstein als Torhüter aus?
Skjelbred: Runes größte Stärke ist die Fokusierung auf das Spiel. Er ist immer mit 100 Prozent dabei, egal bei welchem Spiel. Er weiß immer ganz genau, was von ihm erwartet wird und was er leisten muss. Über die Qualitäten als Torwart muss ich nicht mehr viel sagen - er ist einfach ein richtig guten Keeper.

herthabsc.de: Welche Ziele verfolgen Sie jetzt mit Hertha BSC?
Jarstein: Das zweite Jahr nach dem Aufstieg ist oftmals schwerer als das erste. Trotzdem wollen wir besser abschneiden als in der vergangenen Saison. In den nächsten Jahren wollen wir uns Schritt für Schritt weiter entwickeln, damit Hertha BSC nicht mehr aus der Bundesliga wegzudenken ist.
Skjelbred: Mit der Mannschaft will ich noch viele Punkte holen und schönen Fußball spielen. Aber es ist wie in der norwegischen Mannschaft: Wir haben eine neue Mannschaft und lernen jeden Tag hinzu und wachsen immer mehr zusammen. Mir macht das viel Spaß.

herthabsc.de: Jetzt geht es nach Gelsenkirchen...
Skjelbred: Natürlich ist das Spiel am Wochenende etwas ganz anderes, aber ich versuche, den Schwung mitzunehmen. Ich gebe immer alles und will meine Leistung für die Mannschaft und auch mich persönlich einbringen. Es ist wichtig für uns, dass wir gegen Schalke ein gutes Spiel machen. Wir müssen defensiv gut stehen, dann kommt die Offensive von alleine.
Jarstein: Das Auswärtsspiel auf Schalke in der letzten Saison war mein erster Pflichtspieleinsatz für Hertha BSC und mein erstes Bundesligaspiel überhaupt. Auch wenn wir leider verloren haben, war es eine sehr schöne Erfahrung für mich – etwas ganz besonderes. Schalke at auch dieses Jahr eine sehr gute Mannschaft, auch wenn sie derzeit noch einige Probleme haben und nicht so gut in die Saison gestartet sind. Wenn wir als Team auftreten und gut spielen, können wir dort auch punkten.

(jb,war/City-Press,dpa,HerthaBSC)

von Hertha BSC