Ndjeng unterstützt #Auchichbin Deutschland
Club | 5. November 2014, 01:13 Uhr

Ndjeng unterstützt #Auchichbin Deutschland

Marcel Ndjeng unterstützt #Auchichbin Deutschland

Herthas Profi macht mit der Social-Media-Initiative auf den Alltagsrassismus aufmerksam.
Berlin - Sich entschlossen und geschlossen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung jeder Ausprägung entgegenzustellen, ist für Hertha BSC selbstverständlich, wichtig und vor allem eine Herzensangelegenheit. Oft werden die kleinen, oftmals unbedachten, manchmal vielleicht aber auch bewusst provozierenden Äußerungen, Kommentare oder auch Situationen nicht wahrgenommen, analysiert und reflektiert. Als Folge dessen entstehen Verletzungen - manchmal oberflächlich unsichtbar und doch schmerzhaft. Genau an diesem Punkt setzt die Social-Media-Initiative #AuchichbinDeutschland an, die nun prominent von Marcel Ndjeng unterstützt wird.

Herthas Mittelfeldroutinier Marcel Ndjeng teilt für #AuchichbinDeutschland eine für ihn äußerst befremdliche und vor allem auch beschämende Situation mit der Öffentlichkeit. "Ich habe gemeinsam mit einem Mannschaftskollegen eine Kiste mit Trainingssachen getragen. Da wurde mein Teamkamerad angesprochen: "Lass' den Schwarzen das Zeug doch alleine tragen! Das sind Momente, in denen man wirklich tief durchatmen muss, um besonnen und ruhig zu bleiben, denn aggressiv zu reagieren, hilft in solchen Situationen niemandem", berichtet der Herthaner. Leider ist diese Begebenheit nicht die Einzige, die Marcel Ndjeng erlebt hat: "Affengeräusche sind mir auch schon am Spielfeldrand entgegengekommen oder der Spruch 'Als Belohnung bekommst Du eine Banane'. Das ist natürlich verletzend, auch wenn ich versuche, solche Situationen nicht zu nah an mich ran zu lassen."

#AuchichbinDeutschland

Umso wichtiger ist es ihm, durch Aktionen wie z.B. #AuchichbinDeutschland Stellung zu beziehen und das Thema Alltagsrassismus auch mit einem Hauch Ironie und Augenzwinkern anzugehen. "Natürlich sollte klar werden, dass bestimmte Fragen oder  Kommentare respektlos und herabwürdigend sind. Jedoch kann auch ich meistens darüber schmunzeln, wenn ich direkt auf Englisch angesprochen werde oder solche Sätze wie 'Sie sprechen aber gutes Deutsch!' höre. Gerade durch Ironie kann man diese Klischees am besten aufbrechen." Seinen Beweggrund, bei dieser Kampagne mitzumachen, formuliert der Herthaner ganz klar: "Ich wünsche mir, dass alle Menschen, egal wie sie aussehen und welchen Migrationshintergrund sie haben, als Teil dieser Gesellschaft akzeptiert werden!" Und er geht noch weiter: "Wir alle profitieren von Einwanderung und einer bunten Gesellschaft. Dadurch können wir so viel über unsere Welt lernen! Weltoffenheit, Respekt und Toleranz - das wünsche ich mir - nicht nur auf dem Fußballplatz!"
 
#AuchichbinDeutschland wurde im April 2014 von den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Deutschlandstiftung Integration initiiert, koordiniert und umgesetzt. Die Ad-Hoc Kampagne ruft Menschen mit Migrationshintergrund dazu auf, Erfahrungen mit Alltagsrassismus mit einem Fotobeitrag zu dokumentieren und diesen via Tumblr, Facebook und Instagram zu teilen. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass Menschen, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, von Teilen der Gesellschaft nicht als Deutsche wahrgenommen werden, weil sie 'anders' aussehen oder einen 'untypischen' Namen haben. Zudem soll deutlich gemacht werden, dass Deutschland und 'Deutschsein' sich wandeln und die verbreiteten 'ethnischen' Zuschreibungskriterien nicht mehr die demografische Realität widerspiegeln. Inspiriert wurde die Kampagne von der Initiative 'I, Too, am Harvard'. Hunderte Fotobeiträge wurden seitdem veröffentlicht und mit Vor-Ort-Aktionen- u.a. in Berlin, Ludwigshafen und Köln - komplettiert.  Noch in diesem Jahr soll ein Dokumentationsband erscheinen, der die Kampagne zusammenfasst und weiter unterstützen soll.

von Hertha BSC