Der Querulant
Teams | 19. November 2014, 17:57 Uhr

Der Querulant

Der Querulant

Roy Beerens ist und wurde schnell, was Hertha BSC brauchte. Eine Konstante auf der rechten Seite
Berlin - Man darf das so schreiben: Roy Beerens ist eine Konstante bei Hertha BSC. In ihm bringt jemand das gewisse spielerische Selbstverständnis mit, von dem man das weder erwartet, noch eingefordert hatte. Nach Halt in Eindhoven, Nijmegen, Heerenveen und Alkmaar hat der Niederländer mit 26 Jahren den Sprung ins Ausland, in die Bundesliga, eine der besten Ligen der Welt gewagt. Erst mit 26 Jahren, sagen viele. Beerens nicht. Für ihn ist es das „perfekte Alter, um so einen Sprung zu wagen“. Dass er den Übergang von der niederländischen in die deutsche Liga so schnell und reibungslos schafft, damit hatte er allerdings selbst nicht gerechnet. “Davor habe ich Respekt", sagt auch sein Trainer Jos Luhukay.

Der Transfer vom AZ Alkmaar nach Berlin zog sich ein bisschen hin, ansonsten aber ist Roy Beerens blitzschnell. Auf dem rechten Flügel und in der Akklimatisierung. Woher das kommt, dieses Selbstvertrauen, diese Turboanpassung an ein neues Leben, eine neue Öffentlichkeit, das kann man nicht sagen. Roy Beerens ist schüchtern, die Dezenz in Person. Eine ruhiger, unauffälliger Profi, eine Randerscheinung des Kaders möchte man fast schreiben.

Gebärdensprache mit Haraguchi

Seine Bedeutung eingefordert hat er allem Anschein nach nicht. Wie also ging das? Er nennt die Familie als Faktor, sie ist mit ihm nach Berlin gegangen. Seinen Landsmann John Heitinga, der sich obwohl selbst Neuzugang zunehmend als Integrationsbeauftragter bei Hertha BSC entpuppt. Und Beerens nennt die Sprache – er versteht Deutsch, er hat es zwei Jahre in der Schule gelernt. Nur beim Sprechen will er flüssiger werden. Bis es soweit ist, merkt man aber auch, wie unkompliziert Beerens die Schwierigkeiten des Neuen handhabt. Mit dem Japaner Genki Haraguchi, dem linken Schenkel der blau-weißen Flügelzange, kann er kein Wort wechseln. Dann kommunizieren die beiden halt per Gebärdensprache. Kein Ding, muss ja, so Beerens Einstellung.

Dementsprechend spielt er: Turbo an und rein das Ding. Beerens wirbelt, sprintet, ackert, er flankt, dribbelt, huft über die rechte Seite. Ein Gräuel für den Platzwart, ein Augenschmaus für Trainer und Zuschauer. Beerens, der Unruheherd, der Querulant auf rechts. „Wenn schon 90 Minuten Zeit sind, dann möchte ich da Vollgas geben“, sagte er vor der Saison. Seitdem hat der Niederländer gerade mal eine halbe Stunde verpasst. „Roy gibt uns, was wir wollten: Schnelligkeit und Stärke im Eins-gegen-Eins“, begründet Jos Luhukay Beerens’ Stammplatz.

Turbo an, rein das Ding

Die langjährige Problemzone auf dem rechten Flügel hat er gefüllt. Mit Schnelligkeit, mit Unermüdlichkeit, mit Ballgewandtheit, mit Mut zum Risiko auch. Ganze 19 Mal war der Dribbler Beerens nur mit einem Foul zu stoppen – ein Topwert in der Liga. Und Voraussetzung, um über Standardsituationen zu Torgefahr zu kommen. Wo wir schon dabei sind: ein Tor aufgelegt hat Beerens schon, eines erzielt auch. Beides gegen den VfB Stuttgart. Und nach so einem tollen Arbeitstag sagt Beerens Sätze wie „Das war ein schönes Gefühl“ und „Bislang läuft es gut“, insgesamt aber weiß er, dass da mehr kommen muss in puncto Ausbeute.

In neun Jahren, in 230 Spielen Eredivise machte Beerens 41 Tore. Da gibt es deutlich ungefährlichere Flügelspieler. Damit ihm solche Zahlen bald auch in der Bundesliga glücken, braucht es vor allem Geduld, meint er. Und ein Quäntchen „mehr Biss“. Vielleicht aber muss sich der Vorbereiter Beerens auch einfach öfter den Vollstrecker Beerens zutrauen.

Am Samstag trifft Roy Beerens im direkten Duell auf einen, der sich auch gut eingelebt hat in der Bundesliga. Kölns Linksverteidiger Jonas Hector ist einer der besten Verteidiger der Liga. Zumindest sagen das die Statistik und Bundestrainer Joachim Löw. Er hat Hector zum Nationalspieler gemacht. Beerens weiß um Hectors Qualitäten, er hat Respekt vor der Auswärtsaufgabe 1. FC Köln und Jonas Hector. Um Roy Beerens aber muss man sich keine Sorgen machen. Roy Beerens ist voll und immer da.

(ph/City-Press)

von Hertha BSC