Immer alles
Teams | 25. November 2014, 01:33 Uhr

Immer alles

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Am Ende der vergangenen Woche noch plagte Per Skjelbred ein Magen-Darm-Infekt. Kein Grund, in Köln nicht als Kapitän und Dauerläufer zu überragen

Berlin – Es war eine unscheinbare Geste. Jens Hegeler, erstmals in der Bundesliga von Anpfiff weg als Innenverteidiger auf dem Platz, gewann hinten seinen ersten Zweikampf, Per Skjelbred ballte die Faust. Eine Szene, die den herthaffinen Menschen angenehm an einen anderen im Kader erinnerte. Positive Emotionen und Applaus für gelungene Aktionen anderer, das ist sonst Peter Niemeyer. Und es ist im Profisport nicht selbstverständlich. Das Muster ist einer Spezies verbindlich zu eigen. Genau so denken, so handeln Kapitäne. Da traf es sich gut, dass Per Skjelbred Hertha BSC am Samstag erstmals „mit der Binde am Arm“ anführte.

Klar sei das „etwas Besonderes“ für ihn gewesen. Nur kannte man den Norweger ohnehin nie anders: Immer alles. Für andere. Gegen andere. Ganz zuletzt für sich selbst. Skelbred, der Austeiler. Per, der Einstecker. Ob Kapitän oder nicht. So auch gegen Köln. Nur, dass er Herthas Auswärtssieg dort unmittelbar nach einem Magen-Darm-Virus begleitete, der ihn zwei Tage zuvor befiel.

Wer spielt wie Per Skjelbred, darf sich auf den FC Bayern freuen

Der Virus sei für ihn da schon „kein Thema“ mehr gewesen, sagt Skjelbred. Per, der Einstecker, wie er leibt, rennt und lebt. Für andere war seine Turbogesundung aber schon ein Thema. Cheftrainer Jos Luhukay beorderte in Hany Mukhtar extra einen einköpfigen erweiterten Kader mit in die Domstadt, weil er sich nicht sicher war hinsichtlich Skjelbreds Verfassung.

Manche legen sich nach einer solchen Infekt mit Wärmflasche ins Bett und trinken literweise Tee. Per Skjelbred schwitzt lieber literweise, während er mit klatschnassen Haaren durch das Kölner Stadion grätscht und die Ordnung seiner Mannschaft organisiert wie die gute Mutter den Kindergeburtstag. Obwohl vorher keiner so recht wusste, wie und ob sein Körper den Virus verwunden hat. Er hatte. Und wie. Der Norweger spulte in Abwesenheit von Fabian Lustenberger und Peter Pekarik als Kapitän eine Leistung ab, die sich gewaschen hat.

Und am Sonntag? Klar, Wikingermuseum.

Er lief im defensiven Mittelfeld ganze 13,3 Kilometer – Bestwert aller Bundesligaspieler am 12. Spieltag! Dabei waren auch 26 Sprints. Einer mit der Höchstgeschwindigkeit von 32,5 Stundenkilometern. Da hätte innerorts eigentlich die Radarfalle zuschlagen müssen. Hertha aber schlug zu: erster Auswärtssieg der Saison, der erste seit Februar. Per Skjelbred? Ein wichtiger Baustein.

Am Sonntag ging es nach dem Auslaufen gleich weiter mit dem heroischen Wochenende des Per Skjelbred. Mit der Familie ging es in die Wikingerausstellung im Martin-Gropius-Bau auf Ahnenforschung. "So ein bisschen fühle ich mich ja auch wie ein Wikinger", sagt Skjelbred selbstironisch. Er freut sich. Über das vergangene Wochenende. Und auf das kommende. Wer so gern rackert und läuft wie er, der darf sich freuen auf ein Gastspiel des FC Bayern, der „besten Mannschaft der Welt", wie Skjelbred sagt. "Mit Qualität ohne Ende!“ Er nennt das ein Bonusspiel. Gegen den Rekordmeister, den heißesten Anwärter auf den Champions-League-Sieg, den Riesen des deutschen Fußballs, da haben sie nichts zu verlieren. Skjelbred selbst ohnehin nicht. Denn, ganz klar: Wer so kurz nach einer Magen-Darm-Erkrankung 13 Kilometer rennt, der muss nichts fürchten. Nichtmal den FC Bayern.

(ph/citypress)

von Hertha BSC